Kritik von BeschäftigtenKlinikum Oberberg verlagert Analysen nach Gummersbach

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Proben werden in Waldbröl nun öfter gleich am Krankenbett entnommen. Symbol-

Proben werden in Waldbröl nun öfter gleich am Krankenbett entnommen. Symbol-

Waldbröl – Das Klinikum Oberberg und der Leverkusener Labordienstleister Synlab reduzieren die Arbeitszeiten am Standort Waldbröl und verlagern die Notfall-Analyse von Blut-, Urin- und Stuhlproben sowie Abstrichen jenseits dieser Zeiten in das Gummersbacher Krankenhaus. Routine-Analysen sollen nur noch in der Kreisstadt erfolgen.

Einer Anweisung für die Klinikbeschäftigten zufolge – diese liegt der Redaktion vor – werden entnommene Proben in Waldbröl bis zum 1. Mai nicht mehr 24 Stunden am Tag und sieben in der Woche ausgewertet, sondern nur noch von Montag bis Freitag, jeweils in der Zeit 6 bis 22 Uhr, und zudem an Samstagen von 8 bis 14 Uhr. Ab dem 1. Mai soll die Labordiagnostik dann von Montag bis Freitag, 8 bis 16 Uhr, zur Verfügung stehen.

Neues Diagnose-System soll etabliert werden

Gleichzeitig will das Klinikum ein neues Diagnose-System etablieren, das die Erhebung und Auswertung von Messdaten am Krankenbett oder auf der Station erlaubt – dieses wird als „Point of Care Testing“ bezeichnet. Das berichtet Angela Altz, Sprecherin des Klinikums und reagiert damit auf Sorgen aus der Belegschaft, die Pflege und Betreuung von Patientinnen und Patienten in Waldbröl werde sich verschlechtern. Altz: „Das Gegenteil ist der Fall: Die wichtigen Laborparameter stehen auf diese Weise sehr schnell zur Verfügung“, so die Sprecherin. Dafür greife das Krankenhaus auf eigene Geräte zurück. „Das Leistungsspektrum und die Qualität des Krankenhauses in Waldbröl bleiben auf hohem Niveau erhalten.“ Das aber sehen einige Beschäftigte offenbar nicht so.

Beschäftigte fürchten zusätzliche Belastung im Arbeitsalltag

Sie fürchten zudem, dass diese neue Aufgabe eine zusätzliche Belastung bedeutet, die im Klinikalltag kaum zu leisten sei. „Die Geräte können nur von geschulten Ärzten bedient werden, die jedoch überhaupt keine Zeit haben, sich damit zu beschäftigen“, sagt eine Beschäftigte, die nicht genannt werden möchte. Für ein Akut-Krankenhaus sei das neue Vorgehen eine Katastrophe, etwa bei einer Lungenembolie oder einem Herzinfarkt: Außerhalb der neuen Laborzeiten sollen entnommene Proben von einem Hermesdorfer Taxi-Unternehmen nach Gummersbach gefahren werden. „Da geht dann wertvolle Zeit verloren.“ Damit solle wohl Geld eingespart werden, mutmaßt die Frau.

Betriebsrat gibt sich noch abwartend

Unterdessen gibt sich der Betriebsrat des Klinikums abwartend. Man wolle sehen, ob das neue System vernünftig umgesetzt werden könne oder ob eine bessere Lösung gefunden werden müsse, sagt Edgar Liedhegener, Betriebsratsvorsitzender in Waldbröl. „Uns fehlt Personal, der ständig wachsende Aufwand ist schon lange ein generelles Problem, nicht erst seit Corona.“ Ihm sei wichtig, dass der Waldbröler Standort nicht zugemacht werde. „Andere Krankenhäuser praktizieren diese Form der Diagnostik ebenfalls – wir werden sehen, ob auch wir uns damit behelfen können.“

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Sprecherin Angela Altz verweist darauf, dass sich das „Point of Care Testing“ andernorts bewährt habe: „Die Geräte liefern uns alle wichtigen Parameter wie zum Beispiel ein großes Blutbild, Blutgaswerte, Gerinnungswerte“, führt sie aus. „Wir nutzen bereits Geräte zur Infektionsdiagnostik und ermitteln eine Coronavirus-Infektion innerhalb von 15 Minuten.“ Sowohl in der Akut- als auch in der Routineversorgung seien präzise und valide Messergebnisse eine wichtige Grundlage für weitere Entscheidungen in der Therapie. Diese, so Altz, im Klinikalltag benötigten Werte könnten nun direkt und unmittelbar beim Patienten ermittelt werden.

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