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Tanzkurs für Waldbröler SchülerAbiturienten im Walzertakt

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Waldbröl – Einige Jungs sind sehr nervös. Die Zwölftklässler des Hollenberg-Gymnasiums Waldbröl (HGW) gehen mit strammen Schritten auf das Abitur zu. Neben Prüfungsstress und Zukunftsplanung beschäftigt sie noch ein andere Herausforderung: Am 25. Juni findet der Abiball statt. Und dafür lassen sich rund 60 Schüler tanzbereit machen.

Fabian Schuster von der Waldbröler Tanzschule „Oberberg tanzt“ hat sich dieser Aufgabe angenommen und bereitet die Schüler in zwölf Tanzstunden auf den großen Abend vor. Der Großteil der Teilnehmer kommt ohne Vorkenntnisse in die erste Stunde. Aber die Grundschritte von Diskofox, dem Langsamen Walzer und Cha Cha Cha sind schnell vermittelt.

Dass Jugendliche heutzutage kurz vor der Schulabschlussfeier zum ersten Mal mit dem klassischen Standardtanz in Berührung kommen, ist laut Schuster heute üblich. Eine pompöse Feier zum Abschluss der Schulzeit gehört schon lange nicht mehr nur an Gymnasien zum festen Programm. „Die Jugendlichen gehen nicht mehr wie früher zur Tanzstunde, weil sie wissen, dass sowas ziemlich sicher irgendwann in der Schule gemacht wird.“

Die 60 Schüler des HGW haben sich geschlossen zu diesem Kurs angemeldet. So lernen sie nicht nur das Tanzen, sondern stärken, kurz bevor sich ihre Wege trennen werden, auch noch einmal die Gemeinschaft. Genau das ist Schuster zufolge für viele Jugendliche der eigentliche Antrieb: „Die Schüler schaffen gemeinsame Erinnerungen, auf die sie später gern zurück schauen. Sie sollen Spaß haben. Solche Kurse dienen nicht der Nachwuchsförderung im Paartanz.“

Ein nachhaltiges Interesse am Standardtanz entwickelt sich nach Schusters Erfahrung erst später. Wenn die jungen Leute Ausbildung, Studium und Selbstfindung hinter sich gebracht haben, wird das Tanzen ein Hobby. Schusters Erfahrung zeigt, dass viele Tänzer, die er Abiball fit gemacht hat, „fünf bis sieben Jahren später wieder in die Tanzschule kommen“.

Eine Einschätzung, die Hannah van Rhee nur bestätigen kann. Für sie war die Welt der Standardtänze absolutes Neuland. „Das ist ja nicht wirklich was, das man beim Weggehen tanzt.“ Aber jetzt, da sie die Grundschritte beherrscht und Spaß daran gefunden hat, kann sie sich gut vorstellen das Ganze in ein paar Jahren in der Tanzschule noch einmal zu vertiefen. Hannahs Partner für den Abiball ist ihr Bruder Julius, aber während der Stunden werden die Paare wild durcheinander gemischt. Was nicht nur dabei hilft, die Schüchternheit gegenüber dem anderen Geschlecht abzubauen, sondern gerade die Männer in ihren „Führungsqualitäten“ sicherer machen soll.

Die Strategie scheint aufzugehen, die Schritte für den Ball sitzen, aufwändigere Elemente des Diskofox wie zum Beispiel der „Damentaucher“ sind geübt und können bei Bedarf aus dem Ärmel gezaubert werden. Wobei die finale Entscheidung diesbezüglich bei den Damen liegt, denn manche Schritte sind mit langem Kleid, hohen Schuhen und schicker Frisur auf einmal nicht mehr ganz so einfach wie mit Jeans und Turnschuhen.

Nach den Prüfungen kommt die Gruppe noch zwei Mal zusammen, spätestens danach sollten sie zumindest sicher sein für den Eröffnungstanz und ein anschließendes Ründchen mit Mama oder Papa.