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Waldbröl„Ruhen unter Bäumen“ etabliert sich als neue Bestattungsform

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Der Wiedenhof-Friedhof hat eine lange Geschichte, mit dem „Ruhen unter Bäumen“ kommt ein weiteres Kapitel dazu.

Waldbröl – Die Plätze unter der mächtigen Blutbuche sind besonders beliebt. Zehn Plätze für eine Urnenbestattung sind dort bereits reserviert – sprich: gekauft für 30 Jahre.

Doch es ist nicht nur die mehrere Jahrhunderte alte Buche, die den besonderen Charme des neuen Wiedenhoffriedhofes in Waldbröl ausmacht, es sind die neuen Bestattungsmöglichkeiten. „Ruhen unter Bäumen“ haben es die Waldbröler genannt, um nicht mit Titelschutz- und Namensrechteinhabern für ähnliche oder gleiche Projekte in Kollision zu geraten.

Weil der alte, aber auch der neue Friedhof am Wiedenhof von kulturgeschichtlich besonderer Bedeutung sind, informierte sich jetzt der Kulturausschuss des Stadtrates über diese dort erst seit zwei Jahren bestehende Bestattungsmöglichkeit. Zehn Urnenbestattungen auf der Wiese beziehungsweise unter dem Schutz der Bäume hat es bislang gegeben, zehn Plätze sind vergeben, insgesamt stehen etwa 50 zur Verfügung, erläuterte Peter Käsberg vom Bauamt die Fakten. Die 50 ausgewählten Bäume sind nummeriert, ihre genaue Lage verrät eine Schautafel am Eingang des Friedhofes.

1410 Euro kostet der Kauf einer Baum-Grabstelle für 30 Jahre, 210 Euro kommen für Gebühren und ähnliches hinzu. Bestattet wird die Asche der Verstorbenen in kompostierbaren Urnen. Damit komme der Gedanke vom natürlichen Kreislauf des Lebens zur Geltung, wie der evangelische Pfarrer Thomas Seibel mit einem kleinen Exkurs in die Kulturgeschichte des Bestattungswesens erläuterte. Früher, und noch weit ins 20. Jahrhundert hinein, habe die Vorstellung der leiblichen Auferstehung das christliche Verständnis dominiert. Erst seit etwa 20 Jahren gebe es einen regelrechten „Boom“ zur Urnenbestattung, verbunden auch mit der Vorstellung der Gläubigen, dass die Seele mit dem Tod aus dem Körper entweiche und deswegen auch nicht verbrennen könne.

Ein Gedanke dabei sei aber auch der Kostenfaktor, eine Urnenbestattung ist überall preiswerter als eine Grabstelle, außerdem entfällt für die Angehörigen der Aufwand der Grabpflege. Beim „Ruhen unter Bäumen“ sind es am Ende nur die Plaketten mit den Namen der Verstorbenen sichtbar, die an drei im Gelände verteilten Grauwacke-Stelen angebracht werden können. Doch auch auf dem oberhalb des Wiedenhofs gelegenen Bergfriedhofs finden mehr und mehr Urnenbestattungen statt, allerdings in Urnenwänden. Vier dieser Wände,mit jeweils 24 Plätzen für je zwei Urnen, sind dort bereits errichtet, eine fünfte müsse in Kürze wegen der Nachfrage gebaut werden, erläuterte Bauamtsmitarbeiter Peter Käsberg. Hingegen sinke das Interesse an der normalen Einzel- oder Familiengrab-Bestattung.