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„Die Niere“Schauspiel-Studio Oberberg zeigt Stefan Vögels Komödie

Lesezeit 2 Minuten

Männer unter sich: Der erfolgreiche Architekt Arnold (l., Johannes Schima) und Götz (Thomas Knura), ein Freund der Familie, tauschen sich aus – und entblößen sich, wie alle der Figuren auf der Bühne.

Wiehl – In die Tiefen menschlicher Abgründe, mitten hinein in Eifersucht, Eigensucht und Misstrauen legt der österreichische Autor Stefan Vögel den Finger in seiner Komödie „Die Niere“. Unter der Regie von Peter Kirchner und Anna Pflitsch feierte das Stück jetzt im Schauspiel-Studio Oberberg seine Premiere und begeisterte im Wiehler Theater an der Warthstraße das Publikum.

Eine überbordend lustige Komödie ist das Ganze aber nicht. Die gut anderthalb Stunden Drama und Gezänk haben durchaus leisen Humor, überraschende Wendungen und ins Absurde spielende Dialoge, die schmunzeln lassen. Doch insgesamt geht das Stück auch den Zuschauerinnen und Zuschauern wortwörtlich an die Nieren.

Hier gibt es keine Hilfe

Barbara Wiwianka braucht als Kathrin eine Spenderniere und hofft auf die Unterstützung ihres Mannes. Johannes Schima als der erfolgreiche Architekt Arnold, ihr Mann, zögert allerdings so lange mit Hilfe der unterschiedlichsten Argumente, dass Kathrin schließlich weiß: Hier gibt es keine Hilfe. Die kommt dann aber doch – von unerwarteter Seite. Thomas Knura spielt Götz, den Freund der Familie, der, ohne zu zögern, seine Niere geben würde und damit seinerseits Konflikte mit seiner Ehefrau Diana (Sabine Müller) heraufbeschwört.

Im Verlauf der Diskussionen, die mittels Videokamera aufgezeichnet und im Großbild auf eine Leinwand projiziert werden, entblößen sich alle vier nach und nach immer mehr, zeigen ihre dunkelsten, und vor allem kleinlichsten Seiten. Natürlich gibt es immer gute Gründe für oder gegen eine Organspende. Leichtfertig würde eine solche Entscheidung wohl niemand treffen. Jedoch – sehr menschlich – wird der Austausch schnell unsachlich. So beschreibt Arnold die Organspende als „einen Akt, intimer als Beischlaf“, empört sich wortgewaltig über Götz’ Angebot und muss sich im Gegenzug vorwerfen lassen, „eifersüchtig auf eine Niere zu sein“.

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Eine reduzierte Bühne ohne Ablenkungen und die Videoprojektionen, die die Gesichter der jeweils miteinander Sprechenden im ungeschönten Großbild zeigten und das super aufeinander eingespielte Ensemble erzeugten ein sehr unmittelbares und intensives Theatererlebnis.

Ruhige Spielweise

Etwas mehr Tempo hätte dem Schlagabtausch zwar gut zu Gesicht gestanden, doch auch die ruhigere Spielweise hatte etwas für sich. Immerhin konnten so Sticheleien, Enthüllungen und die überraschenden Wendungen gut nachwirken. Und man fragt sich zum Schluss: „Wie hätte ich eigentlich reagiert, wenn ein geliebter Mensch meine Niere braucht?“

Die nächste Vorstellung ist am Freitag, 6. Mai, um 20 Uhr auf der Bühne des Theaters an der Warthstraße, Warthstraße 1. Am Sitzplatz wird um das Tragen des Mund- Nasenschutzes gebeten. Karten gibt es bei Wiehlticket für elf, ermäßigt sechs Euro; Reservierung möglich unter (02262) 99-285.