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„Das ist doch mein Bent!“Mutter entdeckt ihren Sohn auf Awo-Plakat

Lesezeit 3 Minuten

Bent Schulmann ist heute 14 Jahre alt. Das Plakat zeigt ihn als Sechsjährigen (u.) auf der Schaukel in der Kita. Mit seiner Mutter Susanne Schulmann (r.) freut er sich über den Besuch von Martina Gilles.

Bielstein – „Das ist doch mein Junge!“ Susanne Schulmann staunte nicht schlecht, als sie im Wiehlpark an einem Altkleider-Sammelcontainer ein Plakat der Awo entdeckte, auf dem ihr Sohn Bent mit zwei anderen fröhlichen kleinen Kindern abgebildet ist. Allerdings ist Bent inzwischen ein hoch aufgeschossener Vierzehnjähriger mit tiefer Stimme, der sich sehr verändert hat, seit das Bild gemacht wurde.„Das Foto ist vor acht Jahren im Hedwig-Wachenheim Familienzentrum entstanden“, klärt Awo-Pressereferentin Jenny Göx auf. „Damals wurden die Kinder für eine Broschüre fotografiert und wir benutzen es hin und wieder noch gern.“ Bents Mutter freute sich über die unverhoffte Prominenz ihres Sohnes, und auch über den Besuch von Awo-Rhein-Oberberg-Geschäftsführerin Martina Gilles, die der Familie ein Plakat mitbrachte.

Bent leidet an Chromosomen-Defekt

Bis zu seinem siebten Lebensjahr besuchte Bent, der an einem seltenen Chromosomen-Defekt, einer besonders schweren Form des Klinefelter-Syndroms leidet, die Awo-Kita in Oberbantenberg. „Eine gute Zeit, die Bent viel gebracht hat,“ erinnert sich Susanne Schulmann. „Nach der Eingewöhnungszeit ist er gern dort hingegangen und hat sich sehr wohlgefühlt..“ Eine Erzieherin sei für ihn wie eine Patentante gewesen. Auch für die Mutter war das eine Erleichterung, denn als Bent geboren wurde, hatte sie bereits vier gesunde Kinder und arbeitete als Tagesmutter. Das mit ihrem jüngsten Kind etwas nicht stimmte, wusste sie schon bald nach der Geburt. „Er war viel leichter als die anderen Kinder, hat nur geschrien, schlief kaum, sprach mit zwei Jahren noch nicht und konnte nicht laufen.“

Sehr seltenes Handicap

Bents Handicap ist extrem selten, es gibt in Deutschland nur rund 50 betroffene Jungen, die Diagnose war schwierig – und erst einmal ein großer Schock: Ich habe drei Tage lang nur geweint über die ellenlange Liste der möglichen Beeinträchtigungen, die Bent haben kann“, erinnert sich die 49-Jährige. Manches ist eingetroffen, anderes blieb ihm erspart. „Ich bin inzwischen eine richtige Fachfrau“, sagt Schulmann, die eine Selbsthilfegruppe für betroffene Familien gegründet hat und sich dafür einsetzt, dass Kinder wie Bent nicht versteckt werden, sondern auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Sie selbst vermisst Sozialkontakte, leidet darunter, dass Freundschaften zerbrachen, nachdem sie ein behindertes Kind zur Welt gebracht hatte, um das sie sich auch heute noch den ganzen Tag kümmern muss.

Über den Besuch der Awo-Geschäftsführerin haben sich Mutter und Sohn gefreut, und Bent hat sie mit zahlreichen Fragen bestürmt, nachdem er sich auf dem Plakat erkannt hat - ein gutes Zeichen für seine Fortschritte, freut sich Susanne Schulmann.

Zurzeit besucht Bent halbtags die Helen-Keller- Schule. Susanne Schulmann hofft, dass er in Zukunft selbstständiger wird und spätestens wenn, er mit 18 Jahren erwachsen wird, einen Heimplatz bekommt.