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Wörterbuch für „Lenkeler Platt“Von „Severlappen“ und „Zitterarsch“

Lesezeit 3 Minuten

3200 Begriffe auf Lindlarer Platt hat Horst Börsch zusammengetragen und übersetzt.

Lindlar – Für alle Freunde des „Lenkeler Platt“ und diejenigen, die es werden wollen, gibt es eine erstklassige Hilfe für Situationen, in denen die Frage auftaucht, warum sich die Menschen um St. Severin über „Severlappen“, „E’edhöller“ oder „Rään zerbaschten“ so ärgern. Unter dem Titel „Platt kallen“ hat Horst Börsch, geboren in Weyer, ein Wörterbuch herausgegeben, das seinesgleichen sucht. 3200 Lindlarer Begriffe hat der 80-Jährige zusammengetragen. Den Grundstein für die Sammlung legte schon sein Vater Albert. „Immer, wenn ihm etwas einfiel, hat er es sofort aufgeschrieben – auf Zigarettenschachteln, kleine Zettel oder Bierdeckel“, erinnert sich Horst Börsch. Die Notizen landeten fast ein halbes Jahrhundert lang in einer Pappschachtel, der Junior führte die Recherche in Sachen „Lenkeler Platt“ fort.

Die Sammlung sei zu schade, um zu verstauben, fand Börsch und beschloss, daraus ein Wörterbuch zu machen. Wie es sich für ein richtiges Nachschlagewerk gehört, beginnt das 150 Seiten starke Buch mit einer kurzen Einführung in die Lautschrift. Der Leser lernt unter anderem, dass ein „o“ und ein „o“ für den Lindlarer noch lange nicht dasselbe sind.

Anschließend folgt die alphabetisch sortierte Übersetzung vom Platt ins Hochdeutsche. Das Besondere: Wie bei einem Fremdsprachen-Lexikon gibt es einen zweiten großen Teil, in dem zurück übersetzt wird. Heißt: Diesmal sind hochdeutsche Wörter alphabetisch geordnet und weisen ihr Pendant auf Platt aus – eine geeignete Vorlage, um vermeintlich dialektsichere Lindlarer auf die Probe zu stellen.

Damit man sein Gegenüber beim Schwätzchen auch gleich richtig anspricht, hat der Autor zwei Namenslisten angefügt: eine mit „Ke’elsnaamen“, die andere für „Fraulükksnaamen“. Den Schlussteil bilden Fotos und Hintergründe aus der Geschichte des Ortes. „Dieser Teil ist bewusst kurz gehalten – ich wollte ja kein Porträt über Lindlar schreiben, sondern den Dialekt bewahren“, betont Börsch.

Unter anderem haben die Ansicht von St. Severin vor 1900, Josef Bosbach während der Schnitzarbeiten am Bessemsbenger-Denkmal, sowie eine Beschreibung des Gemeindewappens ihren Platz ebenso gefunden, wie das „Lindlarer Heimatlied“ mit dem Text von Carola Lob. Zu empfehlen ist auch das Durchblättern der „Lenkeler Originale“ – schneller erfährt man nirgendwo, wer der „General Senkrecht“ war, was es mit dem „Melechskannen Tütüt Express“ auf sich hatte und wo man den „Zitterarsch“ hätte treffen können. Zunächst 50 Exemplare hat Börsch drucken lassen und will die Resonanz abwarten. Die ersten Zettel für eine eventuelle zweite Auflage liegen jedenfalls schon in der Pappschachtel.

„Platt kallen“ gibt es bei Horst Börsch, Telefon 0 22 66/84 12, oder LindlarKultur, Rathaus, Borromäusstraße 1. 150 Seiten, DIN A4, 11,80 Euro.