Bergisch GladbachEine kleine Stadt im alten Zanders-Gemäuer

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Die Vision: Eine kleine Stadt in den Mauern der alten Papierfabrik.

Bergisch Gladbach – Es war eine langwierige und schwierige Geburt. Aber nun war es dann doch soweit: Der für das Zanders-Gelände zuständige Ausschuss hatte seine erste Sitzung. Und was sich erst einmal wie ein formaler Verwaltungsakt anhört, ist für die Stadt eine Art Quantensprung.

Bei dem mit Abstand wichtigsten Projekt für die Stadt werden alle Fragen in einem Ausschuss gebündelt und öffentlich diskutiert. Bislang gab es nur den nicht-öffentlichen Zanders-Arbeitskreis und die verschiedenen Fachausschüsse, auf die die Zanders-Themen verteilt wurden. Nun also einer für alles.

Nicht bergisch-klein denken

Bei seiner ersten Sitzung präsentierte das holländische Planungsbüro Karres und Brands erstmals die bisherige Arbeit. Und es gab Applaus von den Politikern, aber auch von den vielen Bürgern, die in den Bergischen Löwen gekommen waren.

Bart Brands erklärte mit seinem starken holländischem Akzent, was sein Traum für das Zanders-Gelände ist: Eine neue kleine Stadt, die in die vorhandenen Gemäuer der existierenden Fabrik einzieht. Brands, in der Branche kein Unbekannter, verstand seine Zuhörerschaft mitzunehmen. Statt bergisch-klein zu denken, wurde ganz groß geträumt. Bergisch Gladbach kennt so etwas bisher nicht.

Architektonisch anspruchsvoll und ökologisch notwendig

Die 37 Hektar große Fläche wird nicht abgetragen und neu überplant, sondern jedes Gebäude – nicht nur die denkmalgeschützten – soll nach Möglichkeit erhalten werden. Dafür müssen im Kopf viele altbekannte Vorstellungen von Sanierungen beiseite geschoben werden. Tatsächlich gibt es diesen radikalen Ansatz bei keiner Konversion in der Region.

Brands stellte sich selbst die Frage, ob das denn überhaupt geht. Natürlich pure Rhetorik. Selbstverständlich geht das für ihn – nicht nur aus ästhetischen Gründen. Rund 40 Prozent der CO2-Emissionen weltweit würden durchs Bauen verursacht. Der Plan, möglichst viel stehen zu lassen, ist demnach nicht nur architektonisch anspruchsvoll, sondern eine ökologische Notwendigkeit. „Das ist kein Traum. Wir machen das so.“

Sechs Millionen Euro sind für die Planungen veranschlagt

Udo Krause, der für die Stadt das Zanders-Projekt betreut, konnte bei diesem Höhenflug nicht mithalten. Ihm ist überlassen, vergleichsweise profane Dinge wie die Sicherung des Geländes und eben die Moderation des Dialogs zu moderieren. Immerhin rund sechs Millionen Euro sind im aktuellen städtischen Haushalt allein für die Zanders-Planungen veranschlagt.

Gleich der erste Wortbeitrag nach dem Abschluss der Präsentation gab den weiteren Ton an. David Bothe (CDU) bedankte sich für den „enthusiastischen Vortrag“. Das sei ein sehr guter Plan. Und dann kam es, das unvermeidliche „Aber“. Im Kern seiner Kritik stand dieser Satz: „Wir brauchen nicht das Beste für das Zanders-Gelände, sondern das Beste für die Stadt.“

Und so ging es weiter. Fragen nach der Wirtschaftlichkeit wurden gestellt. Fragen nach der Verteilung von Wohnen, Arbeiten, Kultur und Lernen. Fragen über Fragen.

Aber trotzdem blieb am Ende dieses Abends ein Gefühl im Bergischen Löwen, dass mit Zanders und seinem Areal etwas Großes für die Stadt entstehen könnte. Der nächste Zanders-Ausschuss tagt am 15. Juli.

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