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UntreueÜ-75er greift in vier Bergisch Gladbacher Vereinskassen und wird verurteilt

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Das Amtsgericht Bergisch Gladbach liegt unterhalb von Schloss Bensberg.

Das Amtsgericht Bergisch Gladbach liegt unterhalb von Schloss Bensberg. 

Jahrzehntelang lebte ein Bergisch Gladbacher vorbildlich. Bis er in mehrere Vereinskassen griff. Jetzt stand er vor Gericht. 

Fast 78 Jahre lang hat ein Bergisch Gladbacher Bürger unbescholten gelebt und sich über Jahrzehnte in Beruf und Ehrenamt für die Gesellschaft engagiert. Doch im fortgeschrittenen Alter geriet der Pensionär an Betrüger, die ihm teure Bücher aufschwatzten. In der Folge griff er selbst in die Kasse mehrerer Sozial-Vereine, die ihm über viele Jahre ihr Geld zur Verwaltung anvertraut hatten.

Jetzt verurteilte das Bergisch Gladbacher Schöffengericht den geständigen alten Herrn nach kurzem Prozess wegen Untreue zu zehn Monaten Haft auf Bewährung.

Senior unterschlägt 150.000 Euro

An der Schuld von Kurt G. gab es überhaupt nichts zu deuteln, und auch die Tatsache, dass er sich seit seinem Auffliegen nach Kräften um die Rückzahlung der von ihm unterschlagenen rund 150.000 Euro bemüht, hat ihm die Bestrafung nicht ersparen können: Dafür sei der Schaden einfach viel zu hoch gewesen, sagte Schöffenrichterin Birgit Brandes.

Insgesamt 18 verbotene Überweisungen von den Konten der vier von ihm betreuten Sozial-Vereine zwischen Juni 2022 und März 2023 warf die Anklage dem Junggesellen als strafbare Untreue vor. Das Geld überwies er überwiegend auf sein eigenes Konto, um damit dann weiter „arbeiten“ zu können.

Bergisch Gladbacher schädigt gleich vier Vereine

Denn er hatte vorher für viel Geld teure Bücher gekauft, Nachdrucke kostbarer Werke aus Museen. Die wollte er wieder verkaufen, wurde sie aber zuerst nicht los – bis dann Ganoven bei ihm vorsprachen und ihm vorgaukelten, sie hätten Kaufinteressenten an der Hand. Er müsse aber in Vorleistung gehen für Gutachten und andere notwendige Ausgaben.

Das tat er, zunächst aus eigenen Ersparnissen und als diese nicht mehr reichten, aus dem Geld der vier Vereine, für die er schon so viele Jahre lang tätig war.

Mein Mandant ist nicht der typische Kriminelle, sondern selbst ein Betrogener
Verteidiger vor Gericht

Dort fielen die Geldabflüsse von den einem hauptsächlich geplünderten Vereinskonto und drei weiteren ebenfalls geschädigten Konten erst gar nicht auf – bis irgendwann die Polizei in Berlin Ermittlungen wegen des Verdachts der Geldwäsche aufnahm und dabei auch Kurt G. befragte. Der alte Herr gestand sofort alles und das nicht nur in Bezug auf das eine aufgefallene Konto eines Vereins, sondern gleich in Bezug auf alle vier.

„Mein Mandant ist nicht der typische Kriminelle, sondern selbst ein Betrogener“, warb der Verteidiger für seinen Mandanten Kurt G. Dieser hatte sich die Unterschlagungen als „Darlehen“ schöngeredet und bemüht sich nach Kräften um Rückzahlung.

Zu berücksichtigen sei auch, so der Verteidiger weiter, dass es die Vorstände der betroffenen Vereine dem Mann sehr einfach gemacht hätten - und dass er gewiss nicht wieder straffällig werde. Die Staatsanwältin forderte gleichwohl zwölf Monate Freiheitsstrafe auf Bewährung, das Schöffengericht blieb im Urteil zwei Monate darunter. Das Urteil wurde sofort rechtskräftig.