KriegsgebieteWie sich Bergisch Gladbachs Partner nach Frieden sehnen

Lesezeit 3 Minuten
Für die Kinder wird in Butscha versucht, Normalität zu spielen - auch wenn die Erwachsenen nicht in Feierlaune sind.

Für die Kinder wird in Butscha versucht, Normalität zu spielen - auch wenn die Erwachsenen nicht in Feierlaune sind.

Bergisch Gladbach hat drei Partnerstädte, in Kriegsgebieten – wir haben nach ihren Wünschen für 2024 gefragt.

„Alles Gute fürs neue Jahr“, das wird in dieser Woche einer der meist gesagten Sätze sein. Bergisch Gladbach hat Partnerstädte, die direkt von Kriegen betroffen sind. Butscha in der Ukraine, Ganey Tikva in Israel und Beit Jala im Westjordanland. So unterschiedlich die Wünsche auch sind, einen Wunsch haben alle: Frieden.

Ganey Tikva „Wir wünschen uns einen Frieden, in dem ein Angriff auf Israel wie vom 7. Oktober nicht mehr möglich sein wird“, sagt Omer Shlomovitz, Mitarbeiter der Stadtverwaltung von Ganey Tikva. Die Stimmung in Gladbachs Partnerstadt sei gedrückt. „Zum Feiern ist uns allen nicht zumute.“ Dabei feiern Juden ihr Neujahrsfest ohnehin nicht am 1. Januar. Das jüdische Neujahrsfest wurde schon im September 2023 gefeiert. Und Weihnachten, die Geburt Jesu, wird auch nicht gefeiert. Aber es gibt das Chanukka Fest, das an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem erinnert. In Bergisch Gladbach wurde am 7. Dezember eine Feier vom Ganey-Tikva-Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft organisiert.

Wir tun alles, wir geben alles, dass unsere Soldaten die Hamas vernichten
Omer Shlomovitz

In Ganey Tikva ist laut Omer Shlomovitz alles auf den Krieg fokussiert. „Wir tun alles, wir geben alles, dass unsere Soldaten die Hamas vernichten.“ Soldaten in Uniform würden auf der Straße wie Rockstars behandelt. In Ganey Tikva würden Pakete für die Soldaten gepackt. „Sie bekommen alles, was immer sie wollen, was immer es kostet.“ Der Terrorüberfall vom 7. Oktober sei traumatisch für alle in der Stadt. Omer Shlomovitz appelliert an die Menschen in Bergisch Gladbach, nicht auf „Propaganda“ aus der arabischen Welt hereinzufallen. „Frieden kann es für uns nur geben, wenn die Hamas zerstört ist“. Das sei der größte Wunsch der Menschen in Ganey Tikva.

Beit Jala Der Versuch, mit Menschen in Beit Jala im Westjordanland zu sprechen, ist schwierig. Nicht weil die Telefon- oder Internetverbindungen schlecht wären, sondern weil die Menschen Angst haben. Weihnachtsfeiern seien dort, in der Nachbarschaft zu Bethlehem, früher üblich gewesen. Es gebe keine Feiern und auch keine Weihnachtsbäume. Furcht, so heißt es immer wieder, sei das bestimmende Gefühl.

Und das nicht aus Angst vor Israel, sondern vor den eigenen Leuten. Wer etwa den Angriff der Hamas auch nur ansatzweise öffentlich kritisiere, werde von Hamas-Anhänger bedroht. Der Krieg in Gaza sei für alle im Westjordanland eine Katastrophe. Aber am Ende der Gespräche heißt es dann: „Die Menschen in Beit Jala wünschen sich nichts sehnlicher als Frieden und Gerechtigkeit.“

Wir Erwachsenen sind nicht in Feierstimmung
Alina Saraniuk

Butscha In der Stadt hat es in den vergangenen Tagen mehrmals wieder Raketenalarm gegeben. Und am Neujahrstag habe es eine Beerdigung für einen Soldaten aus Butscha gegeben. Alina Saraniuk, stellvertretende Bürgermeisterin von Butscha, berichtet von Menschen, die versuchen, so gut es geht Normalität zu leben. „Das Leben geht weiter.“ Der Weihnachtsbaum im Zentrum der Stadt stehe zum Beispiel wieder. Für die Kinder sei viel für Weihnachten organisiert worden. „Aber wir Erwachsenen sind nicht in Feierstimmung.“

Wichtig sei die Unterstützung für die Armee. „Wir stecken alles, was wir haben, in unsere Armee.“ Gleichzeitig gehe der Wiederaufbau voran. Neuerdings mit Partnern aus Asien. Unterstützung gebe es auch aus Süd-Korea und Japan. Die Bürger von Butscha würden an einen Sieg glauben. „Nur mit einem Sieg, kann es Frieden für uns geben.“

Rundschau abonnieren