Mieter vor ungewisser ZukunftBergisch Gladbacher Fachwerkhaus wird geräumt

In keinem guten Zustand befindet sich das Haus, das an der Ommerbornstraße hinter dem Schlossgut Lerbach liegt.
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Bergisch Gladbach/Odenthal – Nur drei Wochen bleiben. Am 28. Februar müssen Arthur Delcroix und Sonja Gronendahl ihre Übergangswohnung in Odenthal räumen. „Und dann?“, fragt der 35-Jährige besorgt in Richtung seiner Verlobten. Die Zeit, um eine neue Bleibe für sich, die beiden Hunde Spiky und Nicky und die drei Katzen zu finden, ist sehr kurz. „Bislang hat es nicht geklappt“, sagt Delcroix.
Bis zum 25. Januar hat das Paar in einer kleinen Wohnung in einem historischen Fachwerkhaus im Gladbacher Stadtteil Sand gelebt. Quasi über Nacht haben sie ihre Bleibe räumen müssen. Zwei Tage zuvor hatte die Stadt in einem Brief mitgeteilt, dass das Haus aus Sicherheitsgründen gesperrt werden muss. Auszugsfrist: zwei Tage. Im Brandfall fehlt ein zweiter Rettungsweg, auch die Standsicherheit des Objekts wird von den Behörden mittlerweile bezweifelt.
Wohnung verloren

Arthur Delcroix und Sonja Gronendahl haben ein zusätzliches Problem: Sie möchten sich nicht von ihren Tieren trennen.
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Die meisten der Mieter, darunter auch mehrere Zuwanderer, kamen übergangsweise in städtische Notunterkünfte. Das Paar nicht. „Dafür hätten wir uns von unseren Tieren trennen müssen. Das wollen wir nicht“, sagt Delcroix. „Und wirklich nur im Notfall ziehen wir in eine Notunterkunft.“
Mit wenigen Habseligkeiten verließ das Paar die Wohnung an der Ommerbornstraße in Sand. „Sieben Jahre habe ich da gewohnt“, sagt Arthur Delcroix. Die Wohnung in Odenthal, übergangsweise eine Lösung bis Ende Februar, sei schon ein Glücksfall gewesen. Seit der Haussperrung ist nichts mehr wie es war bei Delcroix. „Ich will nicht zurück auf die Straße“, berichtet der Mieter, der im Hausmeisterservice tätig ist.
Tiere in Notunterkünften tabu
Mehrere Jahre hat er als Obdachloser auf der Straße gelebt. Er war froh, mit der Wohnung in Bergisch Gladbach Halt zu bekommen in seinem Leben. Die Unterkunft sei zwar klein gewesen und sehr einfach, aber ausreichend. „Zweieinhalb Zimmer, 24 Quadratmeter. Uns genügte das.“ Mit seiner Partnerin habe er sich eine kleine Heimat aufgebaut. Die Sperrung habe diesen Traum platzen lassen.
Tiere sind in städtischen Notunterkünften grundsätzlich nicht erlaubt. Das ist der Haken. Rüde Spiky und Hündin Nicky, müssten dann woanders hin. In ein neues Zuhause. Aber eigentlich soll das nicht passieren. Die beiden Hunde gehören zum Paar dazu. Trennen wollen sie sich nur im allerletzten Fall, betont Sonja Gronendahl. Die Unsicherheit sei „furchtbar“. Die drei Katzen seien vorübergehend von Freunden und Verwandten genommen worden. Auch die Stubentiger sollen so bald wie möglich wieder zurück zum Paar.
Kontakt zum Eigentümer
Mit dem Eigentümer der Immobile steht der Gladbacher in Kontakt. Ob baulich nachgerüstet wird, weiß Delcroix nicht. „Ab und zu telefoniere ich mit dem Eigentümer.“ Bislang habe sich nichts an der Situation verändert. Das Paar hofft, dass der Eigentümer schnell reagiert. Dran glauben, mag aber keiner der beiden. Das Haus befinde sich in keinem guten Zustand, sagt Arthur Delcroix.
Bei der Stadt erinnert Sprecher Martin Rölen an die Auflagen. Ohne zweiten Rettungsweg werde das Haus im bisherigen Zustand nicht mehr bewohnt werden dürfen. Die Zahl der Bewohner erfordere diesen zusätzlichen Ausgang im Brandfall. Reagiere die Stadt in solchen Fällen nicht, könne dies zurückfallen auf die Mitarbeiter. Und die Standsicherheit müsse sehr kurzfristig nachgewiesen werden, auch mittels Gutachten, sagt der Sprecher. Zur Straßenseite hin seien Absperrgitter erforderlich, damit Passanten ungefährdet am Haus vorbeigehen könnten. Ohne Nachweis der Standsicherheit ist laut Stadt auch ein Abbruch des gesamten Objekts nicht auszuschließen.
Der Eigentümer, von dieser Redaktion telefonisch auf die Situation angesprochen, lehnt eine Stellungnahme ab. „Mit der bisherigen Berichterstattung ist doch alles gesagt.“