Eine Bergisch Gladbacherin (20) hat auf „Facebook“ vor einem Tierarzt gewarnt und geschildert, wie der Mann mit einer verunglückten Schäferhündin umgegangen sei. Jetzt steht die Frau wegen Verleumdung vor Gericht.
Nach Facebook-PostGladbacher Tierfreundin wegen Verleumdung angeklagt

Schäferhund-Welpe „Al Capone“ liegt in einem Büro.
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Viele Tränen fließen an diesem Freitagmorgen im Amtsgericht. Die Anklage lautetet, verkürzt gesagt, dass Celine G. (Namen geändert) auf Facebook gelogen und einen Tierarzt verleumdet habe. Ihr Post vom 10. Juni 2021 ist dort bis heute zu lesen. Jugendrichterin Britta Epbinder versucht die aufgelöst wirkende junge Frau zu beruhigen: „Schnaufen Sie erst einmal durch, und dann erzählen Sie.“
Knochenbrüche nach Fenstersturz
Schluchzend berichtet Celine G., wie Luna, die zwei Jahre alte Schäferhündin ihrer Schwester Nadja, bei einem Besuch in Köln plötzlich aus dem Fenster im zweiten Obergeschoss gestürzt sei. „Meine Schwester hat noch versucht, sie zu halten, aber es klappte nicht.“ Vor Schmerz jaulend lag Luna auf dem Gehweg.
Eine Nachbarin nahm sich Hündin und Herrin an, die beiden Frauen versuchten, einen dienstbereiten Tiermediziner zu finden und kamen bei der Suche in der Region auf die Praxis des angeblich so herzlosen Arztes. Der Tiermediziner, so beschrieb es erst die Angeklagte vom Hörensagen und anschließend ihre Schwester Nadja aus eigenem Erleben, habe die Hündin untersucht und unter anderem Knochenbrüche diagnostiziert.
Einschläfern oder operieren
Er könne das Tier einschläfern oder ersuchen, Luna zu operieren. Das koste aber 10 000 Euro und sei ohne Erfolgsgarantie, habe der Arzt gesagt. Es könne auch sein, dass Luna nicht mehr werde laufen können. Nadja solle das Tier in der Praxis lassen und eine Nacht darüber schlafen.
Nadja beschloss schweren Herzens, die Hündin einschläfern zu lassen. Sie habe der Tierarztpraxis angekündigt, deswegen vorbeigekommen. In dem Telefonat, das gleich mehrere Personen mitgehört hätten, habe es aber plötzlich geheißen, die Hündin sei viel zu jung, um sie einzuschläfern. Nadja solle entweder kommen, 1000 Euro Behandlungskosten bezahlen und das Tier mitnehmen oder es der Praxis überlassen.
Luna jaulte vor Schmerzen
Wofür? Für „Tierversuche“. Das habe sie auf keinen Fall gewollt und sei hingefahren. Beim Tierarzt hätten zwei Mitarbeiter die vollgepinkelte und vor Schmerzen jaulende Luna in den Kofferraum des Autos gelegt. In Köln habe sich ein Tierarzt gefunden, der das Tier kopfschüttelnd erlöst habe.
Nach den Aussagen erst von Celine und dann auch ihrer Schwester Nadja, gegen die Richterin Epbinder erst gar nicht die Hauptverhandlung eröffnete, hätten auch der Tierarzt und eine Mitarbeiterin als Zeugen aussagen sollen. Beide erscheinen jedoch am Freitag gar nicht zu dem Termin.
Tierarzt bleibt Prozess fern
Celines Anwalt erklärt, dass eine Verfahrenseinstellung statt eines Freispruchs seiner Mandantin nicht ausreiche, weil der Tierarzt auch zivilrechtlich gegen sie vorgehe. Die Richterin ruft den Arzt in seiner Praxis an, spricht mit ihm und lädt ihn für den einen zweiten Verhandlungstag vor.
Dieser wird innerhalb der gesetzlichen Drei-Wochen-Frist stattfinden, damit nicht der ganze Prozess mit Anklageverlesung und Zeugenaussagen komplett wiederholt werden muss. Der Angeklagten gibt die Richterin zudem den Hinweis, dass statt einer Verurteilung wegen Verleumdung auch eine Verurteilung wegen einer weniger scharf bestraften üblen Nachrede denkbar sei. Der Prozess wird fortgesetzt.