Die Benennung soll in enger Abstimmung mit dem Integrationsrat erfolgen. Aber es gib noch andere Vorschläge.
Stadtarchiv prüftPlatz auf dem Zandersgelände in Gladbach soll an „Gastarbeiter“ erinnern

55 türkische Gastarbeiter kommen 1961 auf dem Flughafen in Düsseldorf an. So wie sie kamen noch viele arbeitssuchende Menschen nach Deutschland. Etliche arbeiteten auch in Bergisch Gladbach, viele in der Papierfabrik Zanders.
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Das Verfahren läuft weiter zur nächsten Stufe. Nun fertigt das Stadtarchiv eine wissenschaftliche Stellungnahme zum „Platz aller Gastarbeiter*innen“ an. Mit diesem Namen soll auf dem Zanders-Gelände ein Platz benannt werden, in Erinnerung an die Menschen, die in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren angeworben wurden, um in Deutschland zu arbeiten.
Im Ausschuss für Soziales stimmten bis auf den AfD-Vertreter alle Mitglieder zu, dass der aus dem Integrationsrat kommende Antrag ans Stadtarchiv weitergeleitet wird. Final wird dann später der Stadtrat in der Sache abstimmen.
Besonders bei Zanders waren viele Gastarbeiter beschäftigt
„Das ist das übliche Verfahren“, erklärte der Beigeordnete Stephan Dekker die Einbeziehung des Stadtarchivs. Insbesondere wird es in der Stellungnahme darum gehen, ob die Bezeichnung „Gastarbeiter“ mittlerweile negativ besetzt sein könnte. In den Anwerbejahren wurden die nach Deutschland gekommenen Menschen überwiegend als Gastarbeiter bezeichnet. Heute wird das Wort mitunter in Anführungszeichen gesetzt.
Wie die Stadt ergänzend betont, sei das Zanders-Areal ein geeigneter Ort, um den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beitrag der Gastarbeiter zu würdigen – gerade bei Zanders waren viele Gastarbeiter beschäftigt. Dekker berichtete zudem, dass es mit dem „Butscha-Platz“ und dem „Platz für Kinderrechte“ bereits zwei Festlegungen für Straßennamen oder öffentliche Plätze auf dem Zanders-Gelände gebe.
Entscheidung soll in Abstimmung mit Integrationsrat erfolgen
Der AfD-Vertreter lehnte das Vorgehen ab, da es aus seiner Sicht noch keine öffentlichen Straßen auf dem Gelände der ehemaligen Papierfabrik gebe. Festlegungen seien zu früh. Laut Beschluss soll die Benennung des Platzes in enger Abstimmung mit dem Integrationsrat und unter Einbindung von Migrantenorganisationen erfolgen.
Neu ist ein Vorschlag von Rainer Dettmar, Sachkundiger Bürger der Grünen. Er regte im Ausschuss an, statt „Platz aller Gastarbeiter*innen“ einen „Platz der 14 Millionen“ zu benennen. Weil bis zum Anwerbestopp im Jahr 1973 14 Millionen Menschen aus Italien, der Türkei, Spanien, Griechenland und Portugal nach Deutschland gekommen seien, wäre dies ein passender Name. Von diesen 14 Millionen Menschen seien elf Millionen wieder zurückgegangen in ihre Herkunftsländer, drei Millionen aber geblieben.
Im Ausschuss wurde der Beitrag kontrovers diskutiert. Redouan Tollih, Vorsitzender des Gladbacher Integrationsrats, lehnte den Vorschlag aus persönlichen Gründen ab. Die Zahl von 14 Millionen: Dies verkürze die Menschen und ihre Arbeits- und Lebensleistung auf eine Zahl und erfasse nicht, dass es um Menschen und um ihre Schicksale gehe. „Das sind meine persönlichen Gedanken, die ich dazu habe.“