Heizungsexperten im Rheinisch-Bergischen Kreis haben aktuell eine Menge zu tun. Sie kritisieren die gesetzlichen Vorgaben und sprechen von einem „Blick in die Glaskugel“.
Rhein-BergHeizungsexperten sprechen von verunsicherten Kunden und äußern deutliche Kritik

Die Wirtschaftlichkeit der Heizungsanlage ist das Hauptargument für eine Kaufentscheidung bei den Heizungen.
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„Was sich derzeit bei Beratungen für Heizungen abspielt, hat wenig mit einem Fachgespräch zu tun, sondern ist ganz viel Psychologie.“ Das sagt ein Installateur aus Overath, der nicht namentlich genannt werden will, weil er über seine Kundschaft spricht. „Die Leute sind total verunsichert und erwarten von uns Antworten, die wir aber auch nicht haben.“
Er berichtet von einem Einfamilienhaus, in das er vor drei Jahren eine neue Gastherme eingebaut hat. Einen Brennwertkessel mit sehr niedrigem Verbrauch. Und nun hätten die Eigentümer unbedingt eine Wärmepumpe haben wollen. Das seien ältere Rentner gewesen, die wirklich Angst davor gehabt hätten, sonst im nächsten Jahr frieren zu müssen. „Ich habe sie erst einmal von einem Neugerät abgebracht – aber ich hätte ganz leicht einen sehr lukrativen Auftrag an Land ziehen können.“
Große Unsicherheit bei Kunden – Installateure überfragt
Übertrieben? Ein Einzelfall? Einer, der es wissen muss, ist Thomas Braun, Obermeister bei der Innung für Sanitär- und Heizungstechnik der Kreishandwerkschaft für Rhein-Berg. „Das ist nicht übertrieben und beileibe kein Einzelfall“, sagt er. Die Unsicherheit in der Kundschaft sei groß und oft würde von Installateuren der „Blick in die Glaskugel“ erwartet. Die gesetzlichen Vorgaben seien auch für ihn als Fachmann alles andere als verständlich und nachvollziehbar.
Ich habe sie erst einmal von einem Neugerät abgebracht – aber ich hätte ganz leicht einen sehr lukrativen Auftrag an Land ziehen können.
Das merke er auch bei den Weiterbildungen. Die ganze Branche stünde vor einem großen Fragezeichen. „Wir können nicht sagen, wie sich die Strom-, Öl- und Gaspreise entwickeln – und das sind ja fundamentale Daten für die Wirtschaftlichkeit einer Anlage.“ Und um die Wirtschaftlichkeit drehe sich letztlich alles bei 90 Prozent der Kundengespräche.
Geld immer noch wichtiger als umweltfreundliches Heizungssystem
Der Overather Installateur: „Ich habe noch nie erlebt, dass mir ein Kunde gesagt hat, dass er unabhängig von den Kosten ein umweltfreundliches Heizungssystem einbauen will.“ Es geht also immer auch ums Geld. Braun: „Mir persönlich fällt es schwer, Anlagen zu empfehlen, die sich erst in zwanzig bis dreißig Jahren rechnen sollen. Wer weiß denn, was bis dahin noch alles auf dem Energiemarkt passiert.“
In jedem Gespräch gehe es irgendwann um das Thema Wärmepumpe. Braun: „Bei einer aktuellen Lieferzeit von zwei bis drei Jahren ist das in vielen Fällen aber keine Alternative.“ Wer eine defekte Heizung hat, deren Reparatur sich nicht lohnt, könne überhaupt nicht auf die Wärmepumpe umsteigen.
„Zwei Jahre warten ist da eben keine Option.“ Sich eine neue Ölheizung einzubauen, ist für Braun allerdings auch keine gute Idee. Die Ölpreise würden vom Staat wahrscheinlich sehr hoch gehalten, um diese Heizform möglichst schnell unrentabel zu machen. „Aber ob es wirklich so kommt, weiß ich natürlich auch nicht.“
Gasheizungen sind weiter der Standard
2021 waren noch über 70 Prozent aller Neugeräte Gasheizungen. 653.000 von insgesamt 929.000 neuen Heizgeräten waren Gasheizungen. Laut Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie gab es insgesamt ein kräftiges Plus beim Einbau von Neugeräten gegenüber den Vorjahren.
Wärmepumpen ziehen kräftig an: 154.000 Systeme wurden verkauft – ein Plus von 28 Prozent. Für 2023 wird ein noch größerer Umsatzsprung erwartet. Aber der größte Gewinner – zumindest prozentual – waren Pelletheizungen. 53.000 Stück wurden verkauft, ein Plus von 51 Prozent.