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Unfallzahlen steigenBurscheider verbessern ihr Können auf dem Pedelec

Lesezeit 4 Minuten
Die neun Kursteilnehmer gemeinsam mit dem Bürgermeister Burscheids, Organisator und Kursleiter auf dem Gelände der Stadtwerke Burscheid.

Die Teilnehmer des Pedelec-Trainings auf dem Gelände der Stadtwerke Burscheid.

In einem Kursus in Burscheid lernen Pedelec-Fahrer, wie sie zu ihrer eigenen Sicherheit beitragen können.

Mit einer Geschwindigkeit von rund 20 Kilometern pro Stunde fahren Pedelec-Fahrerinnen und Fahrer durchschnittlich – das sind rund vier mehr als mit einem herkömmlichen Rad. Die Unfallrisiken sind dadurch deutlich höher. Bei einem Sicherheitstraining, das die Verkehrswacht angeboten hatte, erweiterten Interessierte in Burscheid jetzt ihr Fahrkönnen.

Neun Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dafür auf das Gelände der Stadtwerke Burscheid gekommen. Mit dabei hatten sie ein Pedelec, also ein Fahrrad, das mit einem elektrischen Motor ausgestattet ist, und einen Fahrradhelm. Vor vier Jahren hatte die Verkehrswacht angefangen, Trainings für das Fahren eines Pedelecs anzubieten. Anfangs war es sehr gut besucht. Vor zwei Jahren hingegen kamen nur wenige Interessierte. In diesem Jahr machte der Verein einen neuen Versuch. Gefördert wurde das Training durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen.

Immer mehr Unfälle mit Pedelec-Fahrer

Organisiert hatte das Training Stephan Kroschk, aus der Stadtentwicklung der Burscheider Verwaltung. „Wir verzeichnen mit Pedelec-Fahrern immer mehr Unfälle“,so Kroschk. Deshalb sei es wichtig, dass man das Fahrrad richtig beherrscht. Auch der Bürgermeister der Stadt Burscheid, Dirk Runge, begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Training, er unterstrich ebenfalls die Wichtigkeit eines solchen Trainings.

Es begann mit einem kurzen theoretischen Teil. Dort erklärte Kursleiter Fritz Schmitz, Geschäftsführer der Verkehrswacht im Rheinisch-Bergischen Kreis, was ein Fahrrad alles braucht, um verkehrssicher zu sein, wie der Sattel richtig eingestellt werden muss und auch wie der Fahrradhelm richtig sitzt, damit er auch wirklich zur Sicherheit des Fahrers oder der Fahrerin beiträgt. Schmitz ist auch in Grundschulen in der Region tätig und führt dort Sicherheitstrainings mit Grundschülerinnen und Grundschülern durch. Er erzählte: „Jedes zweite Fahrrad ist nicht verkehrssicher.“ Durch eine erkennbare Jacke oder einen sichtbaren Überzug für den Fahrradhelm könne man außerdem auch für seine eigene Sicherheit im Dunklen beitragen. Der 30-Jährige betonte: „Man ist schnell ein Risiko für sich selbst.“

Die Bedeutung eines Fahrradhelms unterstrich der Kursleiter ganz besonders. So sollte der Helm auf der Stirn sitzen, am Riemen über dem Kinn sollten gerade so zwei Finger durchpassen und außerdem sollte ein Helm nach fünf bis sieben Jahren ausgetauscht werden. Mittlerweile würden rund 45 Prozent der Fahrradfahrerinnen und -fahrer einen Helm tragen, das seien deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. „Anziehen schützt einen, rettet viel“, so Schmitz.

Anziehen schützt einen, rettet viel
Fritz Schmitz, Kursleiter, über die Bedeutung des Fahrradhelms

Mithilfe einer Statistik zeigte Schmitz den deutlichen Anstieg der Unfälle mit Pedelec-Fahrerinnen und Fahrern. Vor allem Senioren würden diese Räder häufig benutzen, sie seien daher besonders gefährdet. Die Fahrräder seien schwerer und durch den Akku auch deutlich schneller als herkömmliche Räder.

Nach dem theoretischen Input ging es dann für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Praxis. Hier wurde zuerst geschaut, ob jeder und jede den Helm und auch den Sattel richtig eingestellt hatte. Danach begann das Training mit dem Fahrrad: Am besten fahre man im dritten oder vierten Gang an, dann könne am besten eine gewisse Geschwindigkeit erreicht werden, so der Kursleiter. Danach ging es weiter mit dem sicheren Anhalten. Innerhalb einer gekennzeichneten Fläche mussten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum Stehen kommen. Das Fahren im Kreis klappte zwar bei dem einen besser und bei dem anderen schlechter, den gewünschten Effekt erreichte es aber wohl bei allen. 

Die Teilnehmer üben in der Praxis wie man mit dem Fahrrad sicher zum Stehen kommt.

Wie bremst man sicher? Das üben die Teilnehmer des Kurses.

Norbert Hildebrand ist an diesem Nachmittag nach Burscheid gekommen. Er hat auch schon schlechte Erfahrungen beim Radfahren gemacht: Als ihn ein Auto überholte, hatte der Fahrer nicht ausreichend Abstand gehalten. „Dann habe ich mir ein Schild gekauft und siehe da, seit dem geht es besser“. Mit dem Schild auf dem Gepäckträger seines Fahrrads macht er darauf aufmerksam, dass Autofahrer einen Abstand von 1,5 Metern zum Rad einhalten müssen. Hildebrand besucht einen solchen Kurs das erste Mal. Er selbst fährt schon lange E-Bike und findet, dass man immer noch was dazu lernen könne.

Was die Ausstattung von Fahrradwegen angeht, sieht er aber durchaus Verbesserungsbedarf. „Es muss ja nicht immer gleich für eine Million ein neuer Fahrradweg sein“, wenn stattdessen darauf geachtet werde, beispielsweise die Bäume an Fahrradwegen zu schneiden, dann wäre auch schon viel geholfen. Auch Hartmut Wilms ist zum Training gekommen. Er erachtet ein Training für die Nutzung eines Fahrrads als wichtig, schließlich mache er ja auch ein Sicherheitstraining für das Auto.