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WTG-BerichtHeimaufsicht sieht keine gravierenden Missstände in Rhein-Berg

Lesezeit 3 Minuten
Eine Altenpflegerin schiebt einen Bewohner in einem Rollstuhl über einen Gang.

Um die Zustände in den rheinisch-bergischen Pflegeheimen kümmert sich die WTG-Behörde des Kreises. (Symbolbild)

Berichte über Missstände in deutschen Pflegeheimen häufen sich. In Rhein-Berg ist die Welt laut der hiesigen Heimaufsicht noch in Ordnung.

Die langen Schatten von Corona machen sich auch Monate nach dem Ende der Pandemie bemerkbar: etwa als die Kreisverwaltung ihren neuen „WTG-Bericht“ für die Jahre 2021 und 2022 im Sozialausschuss vorstellte. „WTG“ heißt Heimaufsicht, die Abkürzung steht für „Wohn- und Teilhabegesetz“.

Enorme Einbrüche hat es gegeben, sowohl bei den Kontrollen der Alten- und Pflegeheime als auch bei den Beschwerden, und das, obwohl sich der Pflegenotstand zunehmend auch in Rhein-Berg bemerkbar macht. Jedoch versichert der Bericht: „Gravierende Mängel“ in den Einrichtungen seien die Ausnahme.

Heimaufsicht hat Doppelrolle

„Sicherlich kann man noch nicht davon sprechen, dass die WTG-Behörde schon wieder im ‚normalen Modus‘ unterwegs ist“, sagt Sozialdezernent Markus Fischer im Sozialausschuss. Die WTG-Behörde hat vom Gesetz her eine Doppelrolle: Zum einen soll sie als Aufsicht dafür sorgen, dass Personal- und Pflegestandards eingehalten werden, zum anderen ist Partnerin der Verantwortlichen in den Heimen und berät diese, wie sie ihre Aufgaben am besten geregelt bekommen.

So ganz viele Nachfragen haben die Ausschussmitglieder zu dem 29-seitigen Bericht nicht. Bettina Bernhard, sachkundige Bürgerin der Freien Wähler, wundert sich darüber, dass sich die Zahl der Beschwerden über Zustände in Heimen von 24 im Jahre 2021 auf 46 im Folgejahr fast verdoppelt hat.

Die Anzahl der Beschwerden ist erst einmal positiv. Menschen schauen hin, ob andere Menschen gut versorgt werden.
Sozialamtsleiterin Claudia Materne

Sie bekommt von Sozialamtsleiterin Claudia Materne die Antwort, dass durch den Fachkräftemangel die Versorgung zunehmend „herausfordernd“ für die Einrichtungs- und Pflegedienstleitungen werde. Und dann deutet die Amtsleiterin die Beschwerdezunahme so: „Die Anzahl der Beschwerden ist erst einmal positiv. Menschen schauen hin, ob andere Menschen gut versorgt werden“.

Nichtsdestotrotz nehme die Behörde natürlich alle Klagen ernst und sei verpflichtet, diesen nachzugehen. Die WTG-Behörde versuche Mängel abzustellen und leite bei Bedarf auch ordnungsbehördliche Maßnahmen ein.

Vizelandrat Ulrich Heimann: Die Behörde funktioniert gut

Sylvia Wöber-Servaes (CDU) fragt nach der personellen Ausstattung der Behörde und nach dem Stand der Digitalisierung. Materne antwortet, sie könne zur Auskömmlichkeit des Personals noch nichts sagen, da die jüngste Verstärkung ja gerade erst stattgefunden habe, andererseits aber auch neue Aufgaben wieder hinzugekommen seien. Die Digitalisierung der Behörde sei „vorbereitet“, andere Aufgaben seien aktuell aber vordringlich.

Die politische Bewertung des Berichtes übernimmt im Ausschuss Vizelandrat Ulrich Heimann (CDU): „Mich beruhigt es sehr zu hören, dass die WTG-Behörde des Hauses gut funktioniert.“ Es tue gut zu sehen, dass die „Schutzbefohlenen jemanden haben, der hinguckt und sich kümmert“. Dem widerspricht im Ausschuss niemand.


Aus dem Bericht

Mit vorübergehender Verstärkung hatte die WTG-Behörde im Berichtszeitraum 2021/22 bis zu 8,28 Stellen, darunter 5,6 Verwaltungsmitarbeitende sowie zwei Pflegefachkräfte.

Prüfungen erfolgen mittlerweile immer nach dem Vier-Augen-Prinzip, eine Pflegefachkraft oder ein Sozialpädagoge soll beteiligt sein.

2022 überwachte die WTG-Behörde unter anderem 28 vollstationäre Heimen mit 2649 Plätzen und 31 Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen mit 568 Plätzen, außerdem 71 ambulante Dienste.

Die Zahl der Beratungen stieg von 221 in 2021 auf 614 in 2022. Die meisten Beratungen richteten sich an Einrichtungsleitungen, 2022 waren dies rund 250.

2021 gab es 39 Prüfungen, 2022 waren es 71. Im Jahre 2021 setzte die Behörde die Prüfungen wegen Corona nach eigenen Angaben für „einige Wochen“ aus, und zwar, so der Kreis auf Nachfrage, vom 16. Dezember 2020 (Lockdown) bis 9. März 2021.

Meist finden die Prüfungen tagsüber statt. Um festzustellen, ob auch nachts alles in Ordnung ist, finden laut Behörde „gelegentlich“ auch Nachtprüfungen statt. Im Berichtszeitraum war es genau eine solche Prüfung.

Neben Corona wurde auch das Hochwasser in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 zu einer besonderen Herausforderung: Einige Heime mussten vollständig evakuiert werden, insgesamt waren im Kreis zehn Einrichtungen betroffen. Die WTG-Behörde: „Ein Versorgungsengpass für die betroffenen Personen bestand nicht.“