Überlegung an Dhünn-TalsperreStrom aus schwimmenden Solaranlagen

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Ob schwimmende Solaranlagen wie im brasilianischen Balbina  auch auf der Großen Dhünn-Talsperre eingesetzt werden könnten, wäre noch zu klären. Aqualon 2.0 hält es für denkbar

Ob schwimmende Solaranlagen wie im brasilianischen Balbina  auch auf der Großen Dhünn-Talsperre eingesetzt werden könnten, wäre noch zu klären. Aqualon 2.0 hält es für denkbar

Rhein-Berg – Mit Wasserkraft wird an der Großen Dhünn-Talsperre bereits seit 2014 Strom erzeugt, künftig könnte auch die Sonne, die auf Deutschlands zweitgrößte reine Trinkwassertalsperre scheint, zur Elektrizitätsgewinnung genutzt werden. Möglich machen könnten das schwimmende Photovoltaikanlagen, wie sie bereits heute am Niederrhein oder in den Niederlanden im Einsatz sind.

So skizziert es eine Entwicklungsstrategie, mit der das Projekt „Aqualon – Bergische Wasserkompetenz Region“ im Rahmen des Strukturförderprogramms Regionale 2025 zu einem Innovationszentrum an der Schnittstelle zwischen Wasser und Raumentwicklung in der Region werden könnte. Dabei ist schwimmende Stromerzeugung nur ein Baustein in einem umfassenderen Konzept.

Ob schwimmende Solaranlagen wie im brasilianischen Balbina (o.) auch auf der Großen Dhünn-Talsperre (u.) eingesetzt werden könnten, wäre noch zu klären. Aqualon 2.0 hält es für denkbar.

Ob schwimmende Solaranlagen wie im brasilianischen Balbina (o.) auch auf der Großen Dhünn-Talsperre (u.) eingesetzt werden könnten, wäre noch zu klären. Aqualon 2.0 hält es für denkbar.

„Es geht um einen systemischen ganzheitlichen Ansatz, der auch bestehende Modellprojekt und Vorhaben integriert“, sagt Aqualon-Geschäftsführerin Birgit Bär, die „Aqualon 2.0“ im Zukunftsausschuss des Kreises vorstellte.

So könnte die bereits seit Jahren erfolgreich arbeitende Kooperation zwischen Land- und Wasserwirtschaft ebenso eingebunden werden wie das Vorhaben der Stadt Leichlingen, „Schwammstadt“ zu werden, um Starkregen künftig besser in Anlagen zu speichern und so Überschwemmungen zu vermeiden.

Aqualon-Geschäftsführerin Birgit Bär.

Aqualon-Geschäftsführerin Birgit Bär.

Bereits jetzt ist Aqualon, nicht zuletzt durch die seit Jahren veranstalteten wissenschaftlichen Kongresse, ein gefragter Partner von Hochschulen und könnte damit wertvolle wissenschaftliche Expertise akquirieren. Die wäre wohl auch Voraussetzung, um die ökologische Verträglichkeit von Solaranlagen auf der Talsperre zu ermitteln.

Acht unterschiedliche Innovationsfelder haben die Projektentwickler im Einzugsbereich der Dhünn bereits ausgemacht:

Wasserstadt: In diesem Innovationsfeld geht es darum, neue Möglichkeiten der Wasserrückhaltung (Retention) und -nutzung in Siedlungsbereichen zu entwickeln, etwa durch Grünanlagen und begrünte Dächer, die besonders viel Regenwasser aufnehmen, speichern und dosiert bei Trockenheit wieder abgeben können. In Leichlingen ist auf dem Weg zu einer solchen „Schwammstadt“ bereits das Konzept einer blau-grünen Klimaachse entwickelt worden.

Wasserland: In diesem Bereich sollen weitere Projekte in der bestehenden Kooperation zwischen Wasserwirtschaft und Land- beziehungsweise Forstwirtschaft entwickelt werden. Im Rahmen der seit 1993 praktizierten Kooperation mit der Landwirtschaft sind bereits zahlreiche Projekte wie die mechanische (anstelle einer chemischen) Unkrautentfernung auf Feldern sowie eine dosierte Gülleausbringung auf Grünflächen durch Spezialmaschinen verwirklicht worden, um Beeinträchtigungen des Talsperrenwassers oder eine aufwendigere Aufbereitung zu verhindern.

Wassertechnik: In diesem Innovationsfeld sollen die technischen Anlagen der Trinkwassertalsperre mit bestehenden Wasserkraftanlagen und weiteren Anlagen erneuerbarer Energien verknüpft werden. Dazu könnten die schwimmenden Solaranlagen (Floating Photovoltaikanlagen) ebenso zählen wie Anlagen, mit denen Abwärme etwa in Gewerbebetrieben oder Gase aus Kläranlagen genutzt werden. Um Energie zu speichern, böten sich zudem Wasserstofferzeugungsanlagen an, deren Produktion unter anderem der Wasserstoffbusflotte im Kreis zugute kommen könnte.

Wassernatur: Gewässerökologische Maßnahmen sollen den Schutz der Natur rund um die Gewässer verbessern. Dabei geht es im Hinblick auf die Klimaentwicklung auch um Projekte, in denen etwa durch Wiedereinnässen von Mooren neue Möglichkeiten geschaffen werden, um CO2 zu binden. Dabei sei auch ein Blick in Richtung der bergischen Heideterrasse sinnvoll, so Aqualon-Geschäftsführerin Birgit Bär.

Wasserökonomie: Auch die regionale Wirtschaft soll eingebunden werden. Zum einen könnte sie von neuen Wertschöpfungsmodellen etwa bei der Wasserversorgung profitieren, zum anderen könnten bestehende und neue Gewerbe- und Industrieflächen vor dem Hintergrund der Herausforderungen des Klima- und Ressourcenschutzes „wasserkompetent“ entwickelt werden.

Wasserwissen: Wie bereits durch die jüngst eröffnete interaktive Aqualon-Ausstellung am Staudamm der Dhünn-Talsperre und mit dem Bergischen Naturmobil in Kooperation mit der Biologischen Station praktiziert, sollen attraktive Angebote entwickelt werden, um Menschen unterschiedlichen Alters das Thema Wasser näherzubringen und so für Gewässer- und Naturschutz zu sensibilisieren.

Wassererlebnis: In diesem Feld war Aqualon bereits bei der Entwicklung von touristischen Informationsangeboten rund um den Gewässer- und Naturschutz im Umfeld der Talsperre aktiv. Denkbar wäre künftig auch ein Tagungszentrum im früheren Forsthaus Loosenau am Fuß des Staudamms.

Wassergeschichten: Geschichtsorte wie der Hindenburgturm oberhalb des Staudamms der Großen Dhünn-Talsperre in Ketzbergerhöhe könnten neu instandgesetzt werden, um Besuchern auch die Entwicklung der Wassernutzung näher zu bringen und die Art, wie sie etwa die Landschaft verändert hat.

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Im Zukunftsausschuss des Kreises stieß das neue Konzept auf Zuspruch und die Hoffnung, dass „Aqualon 2.0“ dem bereits bei der Regionale 2010 gestarteten Projekt nun zur Vollendung verhelfe.

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