Konzert in der Kirchenkurve„Star Wars“ und „Harry Potter“ in Burscheid

Volle Kirchenkurve und Open-Air-Atmosphäre: Die Mitglieder des OVH riefen - und die Leute kamen und lauschten.
Copyright: Michael Wand
Burscheid – Wie Open-Air-Kino fühlte sich die Sommer-Serenade am Samstag an. Am bisher heißesten Tag des Jahres beschallte der Orchestervereins Hilgen (OVH) die Innenstadt mit seinen vollen sinfonischen Klängen. „Film ab“ war der Titel des Programms nicht umsonst, da das Konzert einen der erfolgreichsten Filmmusikkomponisten ehrte: John Williams. Der Amerikaner feiert in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag – und der OVH gratulierte ihm beim jährlichen kostenfreien Konzert in der Kirchenkurve.
Denselben „Blockbuster-Maximalismus“, so beschrieb es Orchester-Mitglied Charlotte Schauerte, den Filmemacher an den Tag legen, brachten auch die Musikerinnen und Musiker mit, als sie John Williams’ Werke spielten.
Musikalischer „Vorfilm“
Bevor die Hörner, die Klarinetten, Oboen und Trompeten und überhaupt die ganze Palette an Blech- und Holzblasinstrumenten ausgepackt wurden, gab es jedoch – wie in manchem Kino – noch einen „Vorfilm“: Das Junior-Orchester mit Kindern, die teils kaum über ihre Instrumente herausragen, leitete zunächst mit Edgar Otts Vertonung des Lebensmottos von Balou, dem Bären, ein. „Probier“s mal mit Gemütlichkeit“ spielten die Nachwuchsmusizierenden unter Leitung von Heide Wendt, während sich die Besucherinnen und Besucher ihre Plätze aussuchten.

Der OVH brachte die ganze Palette an Instrumenten zum Einsatz.
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Damit es auch wirklich gemütlich wurde, brachten viele von ihnen traditionell ihre eigenen Campingstühle und Kühlboxen mit. Die Sommer-Serenaden leben eben von ihrer familiären Atmosphäre mitten in der Stadt.
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Steigende Spannung
Dramaturgisch nahm der Abend im Folgenden immer mehr an Spannung zu, denn das Jugend-Orchester spielte erstmalig gemeinsam mit den Junioren – und präsentierte die James-Bond-Titelmusik „Skyfall“. „Eine Insel mit zwei Bergen“ wurde danach singend vom Publikum begleitet, ehe das Junge Orchester mit dem berühmten Walzer Nr. 2 von Dmitri Schostakowitsch überzeugte, der einst nicht zuletzt 1968 durch Regisseur Stanley Kubrick im Film „2001 – Odyssee im Weltraum“ auch in der Moderne Beliebtheit erfuhr.
Zudem griff der OVH nicht nur Kino-, sondern auch Seriengeschichten auf: So hatte sich Dirigent Simon Roloff, seiner leidenschaftlichen Moderation nach zu schließen ein begeisterter Filmfan, auch für die Musik des „Star Wars“-Spin-Offs „Mandalorian“ entschieden.

Wohl denjenigen, die bei der Hitze einen Fächer zur Hand hatten.
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Großer musikalischer Blockbuster
Der große musikalische Blockbuster startete allerdings dann, als die Sonne nicht mehr ganz so heiß auf die Naturbühne, wie Schirmherr und Bürgermeister Dirk Runge den stimmungsvollen Platz vor der evangelischen Kirche beschrieb, schien: Schloss man die Augen, sah man Harrison Ford durch die Innenstadt galoppieren, denn „Indiana Jones“ war eines der Meisterwerke John Williams’, das vom Orchester gespielt wurde.
Nachdenklicher wurde die Stimmung bei der Musik zu „Der Soldat James Ryan“, der den Betrachtenden die Kriegsgräuel dieser Welt ins Gedächtnis ruft. Die am höchsten gepriesenen Filme sind ohnehin mitunter die dramatischsten – und so präsentierte Heide Wendt auf ihrer Querflöte ergreifend die Solostimme von „Schindlers Liste“. Die spannungsvolle Untermalung des Orchesters ließ sicherlich den ein oder anderen schaudern. Ein scharfer Einschnitt folgte auf diese Szene – und nun waren es die Dinosaurier, die vor dem inneren Auge entlang rannten. Mit aller Intensität, die Dirigent Timor Oliver Chadik aufzubringen imstande war, bliesen die Musikerinnen und Musiker die melodischen Motive von „Jurassic Park“. Ein toller Auftritt.
Festival-Stimmung
Überhaupt: Nachdem die Sommer-Serenade 2021 eine regnerische Angelegenheit gewesen war, sorgte das Wetter nun für fast schon zu viel Wärme. Seit 2003 veranstaltet die Stadt den Kultursommer, dessen Teil die Serenaden sind. Und im Publikum kam tatsächlich Festival-Stimmung auf– auch weil viele Besuchende einen persönlichen Zugang zum Werk des Komponist haben dürften – schließlich begleiteten die Filme dazu gleich mehrere Generationen in deren Jugend.
Bis hin zu den ganz Jungen: Nicht nur der „Imperial March“ aus „Star Wars“, der das Konzert beschloss, stammt aus der Feder Williams’ – sondern auch die Musik zur magischen Atmosphäre der Zauber-Schule Hogwarts aus „Harry Potter“, die ebenso erklang.