„Am schlimmsten für die Tiere“So ist die derzeitige Lage im Tierheim Kürten

Lesezeit 4 Minuten
RB Tierheim Kürten Spuki

Spuki kam um Juli 2022 als Fundtier in Tierheim Kürten. 

Kürten – Schon in den harten Pandemiewellen, als Beschränkungen viele Menschen dazu zwangen, sich mehr zu Hause aufzuhalten, warnten Tierschutzorganisationen, dass Tierheime sich bald vor sogenannten Rückgabetieren kaum retten könnten. Die Tierschützer prophezeiten, dass manche Halter ihre Tiere wieder in den Heimen abgeben würden, wenn die Corona-Beschränkungen fallen würden. Auch das Kürtener Tierheim ist mit Rückgabetieren gut ausgelastet.

„Es ist schon auffällig, dass es mehr Tiere sind als in den Jahren davor“, sagt die Geschäftsführerin des Kürtener Tierheims, Heidegard Ruge. Allerdings, schränkt sie ein, sei das Problem in der Stadt wohl noch größer als auf dem Land.

Kürten: Spenden für Tierheim lassen nach

Etwa 100 Tiere im Schnitt beherbergt das Team aus drei Festangestellten und sechs Aushilfskräften. „Und dann wird es schon eng“, sagt die Geschäftsführerin. Derzeit habe man wohl 80 bis 90 Tiere da, ungefähr 30 davon Hunde. Besitzer des Tierheims ist der Tierschutzverband Rhein-Berg. Doch nicht nur Corona und die Folgen belasten das Tierheim. „Die Spenden lassen nach“, sagt Ruge. Und auf sie ist das Tierheim angewiesen. Aber die derzeit hohen Preise, die Inflation bringe die Menschen dazu, das Geld zusammenzuhalten. „Und wenn die Energiekosten noch weiter steigen, wird das noch zunehmen“, befürchtet die Tierheim-Geschäftsführerin. Ein weiterer Effekt: Tierhalter können oder wollen die Tierarztkosten nicht mehr bezahlen und bringen ihre Lieblinge dann eben wieder ins Tierheim. Auf etwa zehn bis 20 Fälle im Jahr beziffert Ruge das. Und dann muss das Tierheim zahlen.

Relativ häufig, wie Ruge sagt, müsse das Tierheim auch Tiere versorgen, die in Tollwutquarantäne müssten. Derzeit ist das eine Katze. „Wenn ein Tier raus ist, kommt das nächste“, sagt sie. Die meisten dieser Tiere stammen aus illegalem Handel. Dubiose Händler verkaufen die Tiere, besonders gern Hundewelpen, übers Internet und bringen sie meist aus dem Ausland nach Deutschland. Häufig sind die Tiere dann noch sehr jung, nicht gechippt und nicht geimpft. Aufgefangen werden sie dann wieder in den Tierheimen. „Am schlimmsten ist das für die Tiere“, so Ruge.

Junge Tiere lange in Isolation

Häufig kämen die Welpen mit acht Wochen ins Tierheim. Erst mit zwölf Wochen dürften sie gegen Tollwut geimpft werden, weil sie vorher zu jung seien. Bis dahin müssten sie isoliert werden, ebenso drei Wochen nach der Impfung. Das heißt, häufig blieben kleine Hunde wochenlang allein. „Und das in einer Prägungsphase. Das ist für das Verhalten nicht gut, die Tiere entwickeln Fehlverhalten“, sagt die Geschäftsführerin des Tierheims.

Richtlinien

Das gibt die EU vor

Zum Schutz vor dem Einschleppen und der Verbreitung der Tollwut hat die EU Verordnungen für die Einreise mit Hunden, Katzen und Frettchen festgelegt. Ein Haustier könne, abgesehen von wenigen Ausnahmen, mit Menschen in ein anderes EU-Land oder aus einem Nicht-EU-Land in ein EU-Land (in diesem Fall die 27 Mitgliedsstaaten plus Norwegen und Nordirland) einreisen, wenn es elektronisch gechippt oder eine „deutlich lesbare, vor dem 3. Juli 2021 erfolgte Tätowierung hat“, wenn es gegen Tollwut geimpft ist, wenn es gegen den Bandwurm (Echinococcus multilocularis) behandelt worden ist, und wenn es einen gültigen EU-Heimtierausweis oder eine gültige EU-Tiergesundheitsbescheinigung hat. (nip)

Auch Tierschutzorganisationen warnen: „Der illegale Welpenhandel ist grausam. Unter katastrophalen Bedingungen werden Hunde in Osteuropa vermehr und auf Online-Portalen angeboten“, schreibt das Portal Vier Pfoten. Hinter den Händlern stecke ein kriminelles Netz aus Vermehrern, Fahrern und Händlern. Auch der Deutsche Tierschutzbund schreibt: „Oft werden die jungen Hunde sehr günstig angeboten, aber mittlerweile versuchen illegale Hundehändler, sich auch als seriöse Züchter auszugeben und verlangen höhere Preise.“ Die Hunde würden viel zu früh von der Mutter getrennt, sodass eine sehr wichtige Sozialisation nicht stattfinden könne.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gibt online Tipps, wie potenzielle Hundebesitzer unseriöse Angebote im Internet erkennen können. So solle man darauf bestehen, den Züchter vor Ort zu besuchen. Alarmzeichen für unseriöse Angebote seien unter anderem, wenn Welpen in den Anzeigen nur schlecht oder wenig beschrieben seien. Das BMEL rät Menschen dazu, achtzugeben, wenn der Verkäufer ein Pseudonym verwendet und verschiedene Rassen im Angebot hat. Außerdem wenn die Abgebenden anbieten, das Tier nach Hause zu liefern. „Skeptisch sollten Sie auch werden, wenn in der Anzeige Fotos von der Mutterhündin fehlen“, rät das BMEL.

Rundschau abonnieren