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Kürtener LandschaftsmalerFritz Sauer bekommt ein Gesicht

Lesezeit 3 Minuten

Das Rhein-Panorama am Leystapel

Kürten/Köln – Der Buttermarkt in der Kölner Altstadt. Ein schmales, verstecktes Gässchen, kaum zwei Meter breit. Die hohen Häuser stehen dicht an dicht. Vorne raus heißt es hier „Zur Frankenwerft“. Vater Rhein grüßt ganz von nah.

In den 1930er Jahren war dies ein Viertel mit zweideutigem Ruf. Leichte Mädchen, Rheinmatrosen, Künstler-Boh ème. Heute strömen die Touristen. Hier also, in diesem Quartier, sind die 13 Kürtener Dorf- und Mühlenansichten entstanden, die in diesem Frühjahr überraschend im Kürtener Rathaus aufgetaucht sind. Von 1938 bis 1942 hat Fritz Sauer am Buttermarkt 20 sein Atelier gehabt.

Manfred Sommer öffnet unten an der Pforte die schwere hölzerne Türe. Ehefrau Ingrid ist 1937 als geborene Weber im Haus Buttermarkt 20 zur Welt gekommen, es ist ihr Elternhaus. Im Vorhof noch eine zweite Tür, dann eine Stiege mit steinernen Stufen, die ins Dachgeschoss führen. Alles ist eng und verwinkelt, so wie in den 30ern. Im Keller sind Überreste römischer Bauten zu sehen. „Beim Namen Fritz Sauer hat es bei mir klick gemacht“, erzählt Manfred Sommer. Sofort habe er sich an den Namen des Künstlers erinnert, der einst im Haus gewirkt habe. Unterm Dachgiebel, mit Blick zur Rheinseite, hat er bislang unbekannte Werke von Fritz Sauer aufgereiht. Rheinschiffe am Leystapel, eine Ansicht der Frankenwerft, das Dreikönigstörchen nahe Maria im Kapitol. Drei kolorierte Postkarten haben sich auch erhalten, unter anderem der Blick auf Groß St. Martin und den Filzengraben mit dem Weinhaus Duhr. Ein weiteres Aquarell zeigt den Filzengraben als Aquarell, unterzeichnet allerdings von Fritz Sauer junior. „Da hat der Sohn wohl auch gemalt“, wundert sich Sommer. Bislang war ihm dieser Unterschied in der Signatur nicht aufgefallen.

Die Verbindung zwischen den Sommers und dem Künstler sind die Rhein-Schiffe. Ingrid Sommer stammt aus der Kölner Reederfamilie Weber, ihre Eltern betrieben in den 30er Jahren die damals führende Kölner Rheinschifffahrt. „Das könnte vielleicht die Jan von Werth sein“, deutet Manfred Sommer auf einen der abgebildeten Passagierdampfer. Anhand historischer Inventarlisten hat er versucht, den Namen des abgebildeten Schiffes zu entschlüsseln. Auf diese Weise wäre das Entstehungsjahr des Bildes gefunden.

Manfred und Ingrid Sommer glauben, dass der Künstler die Bilder als Geschenk ihren Eltern überlassen hat. Dafür spreche des Motiv der Rheinschiffe. Familien-Erinnerungen an den Gast im Haus haben sich aber nicht erhalten.

Szenenwechsel nach Brühl, ins dortige Max Ernst-Museum. Dass mittlerweile ein Foto mit dem Porträt Fritz Sauers aufgetaucht ist, ist diesem Museum zu verdanken, vor allem aber der Hartnäckigkeit der Kürtenerin Helga Buckstegen-Koopmann. Über ihren Großvater ist sie im Besitz einer Landschaftsaufnahme des Dorfes Biesenbach, gemalt von Fritz Sauer. Die Kürtenerin hatte sich ans Brühler Museum gewandt, weil in einem Erinnerungsbuch der Kölner Salon-Dame Antonie Wilke-Rose neben einer Gouache-Zeichnung Max Ernsts und Eintragungen anderer Künstler auch der „Kürtener“ Fritz Sauer eine kleine Zeichnung eingetragen hat. Eine heiße Spur also. 2009 war das Zeitzeugnis bei einer Auktion für einen fünfstelligen Betrag vom Museum ersteigert worden.

Dr. Jürgen Pech, der wissenschaftliche Leiter des Hauses, schaute freundlicherweise nach. Ein Treffer: Es gibt tatsächlich eine farbige Zeichnung Sauers mit dem Motiv des Krieler Doms in Köln. Datiert ist das Bild auf den August 1930. „Dem Rose Tönchen/ Das Krieler Dömchen“ steht in Reimrede unter der Zeichnung.

Der eigentliche Fund ist aber eine Fotografie von Fritz Sauer, ein lose beigelegtes Porträt in Schwarzweiß. Dass dies unzweifelhaft Fritz Sauer zeigt, verrät die Rückseite. Dort ist handschriftlich mit Datum vom 17. August 1930 vermerkt: „Fritz Sauer der große Maler“. Für den Experten ist die Sache damit geklärt: „Es gibt keinen Zweifel, dass diese Aufnahme Fritz Sauer zeigt.“