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Kultur auf dem HofDie Schellack Solisten konzertierten in Leichlingen

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Interessante Kombination: Ein Salonorchester im Stil der Goldenen Zwanziger Jahre anno 2022 auf einem Leichlinger Bauernhof.

Leichlingen – Stärker hätte der Kontrast kaum ausfallen können: Acht Herren in geschniegelten weißen Anzügen an ihren Instrumenten hinter weiß lackierten Notenpulten, ein glatt gegelter neunter im Frack am Mikrofon und neben ihm eine junge Dame im golden glitzernden Abendkleid – „Fräulein Clara Holzapfel“ – an der Violine. Und dies vor einem Publikum auf Klappstühlen in einer Bauernhof-Scheune, im Hintergrund muht eine Kuh und hin und wieder schnattert das Geflügel unter den Obstbäumen.

In der städtischen Veranstaltungsreihe „Kultur auf Hof“ gastierten am Wochenende Denis Wittberg & seine Schellack Solisten auf dem Bauernhof Meuthen in Oberschmitte. Ein Salonorchester im Stil der 1920er Jahre auf dem Dorf in Leichlingen.

Das gab dem gestelzten Auftreten der versierten Musikusse aus Mainz eine ganz besondere, ungewohnte Note. Tagelang hatten die Familien von Theo Baumhögger und seiner Tochter Martina Meuthen die große Scheune vorbereitet und liebevoll dekoriert, die für 120 Besucher am Samstagabend für die Kultur zweckentfremdet wurde.

Vom Schloss auf den Hof

Aus der pandemiebedingten Verlagerung der Erfolgsreihe „Kultur im Schloss“ auf Bauernhöfe im Leichlinger Stadtgebiet, die das Büro Bürgermeister schon 2020 erfolgreich getestet hatte, ist längst ein eigenes Erfolgsmodell geworden – wie die Besucher in Oberschmitte einmal mehr deutlich machten.

Und die Künstler genossen es sichtlich, ihre in Konzertsälen und Stadthallen bewährten Klänge mit peppigen Bläserarrangements und schmelzendem Geigenklang sowie mitunter frechen Texten im näselnden Tenor in einem dafür ungewohnten Rahmen darzubieten.

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Gut zwei Stunden lang unterhielt das Mainzer Ensemble sein Publikum auf dem Bauernhof Meuthen.

Dabei reicht das Repertoire der Schellack Solisten von Schlager- und Chanson-Klassikern von vor hundert Jahren bis zu stilistisch daran angepassten Versionen von Songs der „Neuen Deutschen Welle“ aus den 80ern. „Ich küsse Ihre Hand, Madam“ durfte so wenig fehlen wie „Mein kleiner grüner Kaktus“, nur gesellten sich Grönemeyers „Männer“, der „Sternenhimmel“ von Hubert Kah und Nenas „Nur geträumt“ hinzu – eben auch im „Schellack Sound“.

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Die Besucherinnen und Besucher folgten aufmerksam und begeisterungswillig der ironisch gestelzten Moderation von Sänger Denis Wittberg und so mancher Fuß wippte mit im Takt, wenn das ebenso adrette wie kompetente Orchester die nächste Nummer anstimmte. Erst nach einem ausgiebigen Zugabenteil durften die Musiker die Bühne verlassen – um auf dem Hofgelände auch noch manchen Autogrammwunsch zu erfüllen.