Kunstmaler Fritz Sauer„Dieser Blick ist phantastisch“

Lassen detaillierte Ortskenntnis vermuten: Aquarelle von Fritz Sauer.
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Kürten – Der Kölner Kunstmaler Fritz Sauer, in den späten 1930er-Jahren in Kürten tätig, muss über eine sehr präzise Ortskenntnis verfügt haben. Wie an einer Perlenschnur aufgefädelt reihen sich die Motive aus dem Kürtener Hinterland aneinander. Olpe, die Gaststätte Neu in Sürth, der untergegangene Herrensitz Junkermühle, Unterschwarzen bei Wipperfeld, schließlich Wipperfeld.
Eines seiner eindrucksvollsten Motive zeigt den Weiler Biesenbach. Fritz Sauer muss dafür den Hügel aufwärts gewandert sein zur etwa einen Kilometer entfernten Dahlerhöh, einem schon damals beliebten Aussichtspunkt.
Erfasst werden im Motiv die ganze Weite des Raums, der schmale Fahrweg zur Hoflage, die wogenden Ährenfelder, die Katen, die sich irgendwo hinten in der Landschaft anschmiegen. Ein halbes Dutzend Häuser sind zu erkennen, eine kleine Hofsiedlung ist Biesenbach damals. Weiter streift der Blick Forsten und Forstenhöhe, um ganz fern am Horizont die Olper Pfarrkirche St. Margareta anzudeuten.
Panorama des Bergischen
„Das ist ein phantastisches Bild“, schwärmt Helga Buck
stegen-Koopmann, die in Oberkollenbach bei Biesfeld wohnt. Über ihren Großvater ist das Sauer-Bild in ihren Besitz gelangt. Es trägt (wie die im Gemeindearchiv aufgefundenen Werke) die Adresse „Buttermarkt 20, Köln“. „Mein Großvater muss diesen Maler gekannt haben“, glaubt Buckstegen-Koopmann.
Weil ihr das Bild so gut gefiel, hat die Kürtenerin versucht, mehr über diesen Kunstmaler herauszufinden - bislang ohne Erfolg. Auch im Kürtener Rathaus gelang ihr das nicht. „Ich habe gehört, dass die Bilder früher in fast allen Büros der Rathaus-Mitarbeiter hingen.“ Es sei wahrscheinlich, dass viele Bilder mittlerweile verloren gegangen seien.
Für die Entstehung des Biesenbach-Bild hat Helga Buckstegen-Koopmann eine Vermutung. „Mein Großvater war Jäger und hatte auf der Dahlerhöh ein Jagdhaus.“ Wie es damals so üblich gewesen war, seien die Jäger nach der Jagd in die hiesigen Gaststätten eingekehrt. „Dabei könnte mein Großvater auf Fritz Sauer gestoßen sein.“ Sie glaubt auch, dass Sauer einst in Kürten in der Gaststätte Neu gewohnt habe.
Bei Gemeindearchivarin Ute Ströbel-Dettmer im Kürtener Rathaus stand gestern das Telefon nicht mehr still. „Aus allen Ecken melden sich Leute, die Bilder von Fritz Sauer haben“, berichtet sie. Unter anderem ist ein zweites Bild der Mühle von Broichhausen (bei Dürscheid) aufgetaucht, im Jahr 1943 von der Stadt Bergisch Gladbach für das 25-jährige Dienstjubiläum eines Leutnants der Schutzpolizei verliehen, wie ein vergilbter Vermerk auf der Rückseite der Leinwand verrät. Sogar das Datum des Festakts ist vermerkt: Es war der 15. Dezember 1943. Heute befindet sich das Bild bei der Tochter des Geehrten in Privatbesitz in Bergisch Gladbach.
Wie vom Kürtener Zeitzeugen Addi Ries für die Gemeinde Kürten vermutet (BLZ von gestern), gab offenbar auch die Stadt Bergisch Gladbach die Heimatbilder von Fritz Sauer als besonderes Geschenk zu Jubiläen und Feiern an langjährige Mitarbeiter. Roswitha Schaarmann aus Refrath hat ein Bild des „Markts in Erpel“ in ihrem Wohnzimmer hängen, es ist vermutlich Ende der zwanziger Jahre in Köln von ihrem Großvater erworben. worden. In Privatbesitz befinden sich außerdem zwei Bilder mit Strunde-Mühlen und ein Bild mit dem Gimborner Schloss als Motiv. „Die Auswertung der Hinweise wird einige Zeit beanspruchen“, berichtet die Kürtener Archivarin von einer großen Resonanz.