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LeichlingenWenn die Kaffeekapsel den Ringfinger schmückt

Lesezeit 3 Minuten

Kreativität war auf dem Herbstmarkt angesagt.

Leichlingen – Kleine Engel aus bunten Kaffeekapseln tummelten sich an Renate Klaassens Stand auf Schloss Eicherhof. Sie selbst trug einige der eigenen Kreationen: Eine bunte Kette schmiegte sich um den Hals, eine aufgeklappte Kaffeekapsel schmückte den Ringfinger. Doch der Schmuck, den sie an diesem Wochenende auf dem Herbstmarkt verkaufte, gefiel nicht jedem. Eine Marktbesucherin lief an ihrem Stand vorbei und schimpfte auf die Kapseln. Selbst als Schmuckstück kämen sie ihr nicht in die Tüte.

Klaassen sieht das anders. Sie selbst trinkt keinen Kapselkaffee, sondern bestellt die leeren Hülsen online oder bei Händlern. „Eigentlich braucht die Kapseln kein Mensch, aber sie sind nun einmal da. Dann kann ich sie auch nutzen“, findet sie. Vor acht Jahren hat die Niederkrüchtenerin damit begonnen, die Hüllen zu verarbeiten. Heute gibt es unter anderem Christbaumschmuck, Ketten, Ringe und Lampen in ihrem Onlineshop „Schmuck mit Pfiff“. Auf die Idee gekommen sind ihr Ehemann Klaus und sie, als ihre Kinder ihnen ähnlichen Schmuck aus dem Urlaub mitgebracht hatten. „Ich hatte damals einen Unfall“, erzählte sie. Deshalb habe sie viel Zeit gehabt, zu basteln. Noch heute kann Klaassen das eine Handgelenk schlecht bewegen und deshalb die Kapseln kaum falten. Bei solchen Aufgaben hilft ihr dann ihr Ehemann weiter. Upcycling und Nachhaltigkeit schienen auf dem Herbstmarkt auf Schloss Eicherhof einige Händler zu beschäftigen. So verkauften andere beispiels-weise ihre Holzreste zum Basteln oder nutzten altes Zeitungspapier zum Stricken.

Den Besucherinnen Waltraud Sonnenberg aus Leichlingen und Silvia Droß aus Hilden gefiel das jedenfalls. „Die frittierten Champignons gab es dieses Mal auch mit Holz- statt Plastikgabel“, stellte Droß fest. Fündig wurden die beiden Frauen allemal: Zwei Handtaschen, zwei Geldbörsen, ein graviertes Glas, eine Holzuhr und eine Anstecknadel aus Filz nahmen die Freundinnen mit. „Wir gehen besser nach Hause, bevor es noch mehr wird“, sagte Droß und lachte. Für Händlerin Maike Hoppe ist Nachhaltigkeit schon länger Thema. Seit über zehn Jahren verkauft sie auf Märkten und online unter dem Namen „Maholi“ selbst gemachte Naturkosmetik. „Wenn man die erste Seife gemacht hat, hat einen der Seifenvirus schon erwischt. Ehe man sich versieht, ist man selbstständig“, erzählte sie.

Ganz so leicht war es dann doch nicht. Denn Hoppe ist dazu verpflichtet, bestimmte Auflagen der deutschen Kosmetik-Verordnung einzuhalten. Die schreibt der Händlerin vor, welche Inhaltsstoffe sie für ihre Kosmetikprodukte verwenden darf. Nach Leichlingen kommt die Bedburgerin schon seit Jahren, inzwischen holen sich wohl einige Stammkunden alljährlich einen neuen Vorrat. Auch die anderen Händler kennt Hoppe inzwischen sehr gut: „Wir sind alle wie eine große Familie.“