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MinigolfanlageHier rollt kein Bällchen mehr

Lesezeit 3 Minuten

Verlassen liegt der Platz. Die Bahnen sind noch vorhanden, die Anlage ist allerdings geschlossen. In der bisherigen Zufahrt wird gebaut.

Bergisch Gladbach – Die Baustraße führt direkt bis an den Minigolfplatz: Es sieht am Gierather Mühlenweg nach Großbaustelle aus und nicht nach Freizeitvergnügen. Begonnen haben in diesen Tagen die Tiefbauarbeiten für ein neues Baugebiet, sieben Einfamilienhäuser sind geplant. Im Dezember hatte der Planungsausschuss dieser „Erschließungsmaßnahme Gierather Mühlenweg“ zugestimmt.

Hinter dem Bauplatz liegt das Minigolfgelände brach, es wird zurzeit „nicht bewirtschaftet“, sagt ein Vertreter der Eigentümer-Gemeinschaft auf BLZ-Nachfrage: „Der Platz ist nicht geschlossen.“ Viele Bahnen sind aber bereits zugewuchert, an die gepflegten Anlagen von einst erinnert nicht mehr viel. Es war einmal: die Minigolfanlage von Gierath.

Bei der Stadt schaut Pressesprecher Martin Rölen ganz genau auf den Verlauf der Grenzlinien. „Der Platz liegt nicht in der neuen Erschließungsmaßnahme.“ Für die Anlage gelte stattdessen der Bebauungsplan „Rosenhag“, „dort ist der Minigolfplatz als Fläche für die Freizeit eingezeichnet.“

In den Unterlagen für den Planungsausschuss wird auf die Erschließung hingewiesen, die bislang über Privatgelände verlief – dort wird aber nun gebaut. Laut Bebauungsplan müsse der Platz künftig korrekterweise über die Anwohnerstraße „Gierather Wiese“ angebunden werden. Bei einer neuen Inbetriebnahme seien außerdem laut Stadt erhebliche Investitionen zu tätigen (neue Bahnen, Empfangsgebäude, WC-Anlagen, Stellplätze etc.), „die sich wirtschaftlich aktuell nicht lohnen im Verhältnis zu den zu erwartenden Pachteinnahmen.“ In dem dann folgenden Genehmigungsverfahren wäre die Frage der neuen Erschließung und der Stellplätze zu bewerten.

Unter Minigolf-Kennern galt der Gierather Platz, schattig unter hohen Bäumen und stets im englischen Gartenstil gehalten, als einer der schönsten weit und breit. Generationen von Minigolfern spielten in Gierath auf der 18-Bahnen-Anlage im Schatten der Gierather Mühle, die Runde für 3,50 Euro. Charakteristisch die dunkelroten Bahnen aus Beton, der kurzgeschorene Rasen und die Nippes-Figürchen.

„Ich bin immer noch traurig“, sagt André Zimmermann, der letzte Pächter, der den Platz seit 2005 geführt hatte. In seinem Büdchen am Eingang verteilte er Schläger und Bällchen an die Spieler, auch kleine Erfrischungen gab es bei ihm zu kaufen.

Im Februar 2012 habe er seitens der Eigentümer die Information bekommen, dass ihm der Pachtvertrag gekündigt werde. Im März sei dann Schluss gewesen, unmittelbar vor der Frühjahrssaison, schildert Zimmermann.

Erst im Sommer zuvor habe er sämtliche Bahnen neu streichen lassen. „Die Schließung kam sehr schnell, wir hatten noch nicht einmal Zeit, uns ordentlich von unseren Gästen zu verabschieden.“ Ihm ist es wichtig, dies hier noch nachzuholen: „Danke für die schöne Zeit in Gierath!“ Die BLZ erreicht Zimmermann an einer Minigolfanlage in Sprockhövel, ab 2014 wird er wieder im Bergischen sein: Zimmermann übernimmt den Minigolfplatz an der Gaststätte Meigermühle in Lohmar.

Hans-Jürgen Lichterfeld hofft auf eine Rückkehr des Minigolfs, wenn auch an anderer Stelle. Er ist Vorsitzender des Minigolfclubs Gierath, dessen Heimatanlage nun nicht mehr nutzbar ist. Vorläufig sind die 19 Minigolfer des Vereins umgezogen zu einem Freizeitcenterin in Köln-Neubrück. „Wir haben bereits die Stadt Köln informiert, dass wir ein etwa 6000 Quadratmeter großes Gelände benötigen“, berichtet er. Auch zwei Hausbanken seien eingeschaltet für die Suche. Eine offizielle Anfrage an die Stadt Bergisch Gladbach hat Lichterfeld nicht gerichtet. „Natürlich würden wir auch in Bergisch Gladbach eine Anlage errichten.“ Aber geeignete Flächen gebe es kaum, meint der Minigolf-Fan.