„Fellzeichnungen kommen selten vor“Wolf mit auffälligen Streifen zieht durchs Bergische

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Ein unscharf abgebildetes wolfsähnliches Tier läuft über eine Wiese.

In der Nähe des nordhessischen Korbach entstanden diese von Experten als echt bewerteten Aufnahmen eines Wolfs mit auffälligen hellen Streifen an beiden Seiten des Kopfs. Das nordrhein-westfälische Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz zieht eine Verbindung nach Rhein-Berg.

Nachdem sich eine Wolfsmeldung aus dem Eifgenbachtal nicht beweisen ließ, ziehen Wolfsexperten des Landes eine Verbindung zu einem nachgewiesenen Wolf mit Streifen.

Auffällige Streifen heller Haare an beiden Kopfseiten hat er: der jetzt per Genanalyse zweifelsfrei bestätigte Wolf GW3192m, den ein Landwirt in Witten-Durchholz (Ennepe-Ruhr-Kreis) am 19. Januar über 15 Minuten beobachtete und von dem anschließend in einem Zaun hängen gebliebene Haare untersucht wurden.

Und: Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) zieht in einer Mitteilung vom späten Mittwochnachmittag eine Verbindung zwischen diesem 19. Januar im Ennepe-Ruhr-Kreis erstmals genetisch erfasste Wolf und der nicht bestätigten Wolfssichtung einige Tage zuvor in Wermelskirchen.

Ein unscharf abgebildetes wolfsähnliches Tier läuft über eine Wiese.

In der Nähe des nordhessischen Korbach entstanden diese von Experten als echt bewerteten Aufnahmen eines Wolfs mit auffälligen hellen Streifen an beiden Seiten des Kopfs.

Wie berichtet hatte eine 14-jährige Reiterin von einem Ausritt ins Eifgenbachtal eine Begegnung mit einem Wolf gemeldet, der ihr in einigem Abstand über gefolgt war. Die vom Wolfsberater Wilfried Knickmeier anschließend vor Ort sichergestellten Kotfunde stammten zwar laut Genanalyse nicht von einem Wolf, sondern von einem Fuchs, für glaubhaft hatte der Experte die Beobachtung zumindest eines wolfsähnlichen Tieres gleichwohl gehalten – nur nachweisen ließ sie sich wie berichtet eben nicht.

Gehäufte Beobachtung eines Wolfs mit weißen Streifen am Kopf

Beweise für einen Wolfsaufenthalt in Wermelskirchen hat auch das Lanuv nicht, wohl aber eine deutliche Häufung von Beobachtungen eines Wolfs mit den markanten Fellstreifen, der nicht nur im Oberbergischen und im Ennepe-Ruhr-Kreis, sondern einige Tage zuvor auch in Hessen gesichtet wurde.

Aufgefallen ist die auf mehreren Aufnahmen aus dem Bergischen zu erkennende auffällige Fellzeichnung dem Wolfsberater Dietmar Birkhahn aus Lindlar.

Solch außergewöhnliche Fellzeichnungen kommen sehr selten vor.
Dietmar Birkhahn, Wolfsberater des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv)

In seinen Berichten wies Birkhahn das Lanuv, das die Meldungen seiner Wolfsberater auswertet, darauf hin. „Solch außergewöhnliche Fellzeichnungen kommen sehr selten vor“, sagt Birkhahn auf Anfrage im Gespräch mit dieser Zeitung.

Aus der Nähe der nordhessischen Kreisstadt hat das zuständige Wolfszentrum Hessen Videos eines am 10. Januar gesichteten Wolfs mit der gleichen auffälligen Streifen-Färbung veröffentlicht. „Abwandernde Jungwölfe legen pro Tage viele Kilometer zurück und können in mehreren hundert Kilometern wieder auftauchen“, so das Lanuv NRW in seiner Meldung vom Mittwoch.

Wolf legt pro Tag gern auch mal 60 Kilometer zurück

Am 14. Januar beobachteten Anwohner laut Lanuv einen ebenso gezeichneten Wolf auf Weideflächen nördlich der oberbergischen Stadt Hückeswagen, die Luftlinie rund 100 Kilometer von Korbach entfernt ist.

„Kein Problem für einen jungen Wolf, der pro Tag auch mal 60 Kilometer zurücklegt“, sagt Wolfsberater Birkhahn. Und für die 100 Kilometer von Korbach nach Hückeswagen hatte er immerhin vier Tage Zeit.

Wolf mit hellen Streifen wurde anhand von Haaren genetisch erfasst

Weitere unbestätigte Hinweise auf dieses Tier wurden laut Lanuv an diesem und den folgenden Tagen aus Hückeswagen, Radevormwald und Wipperfürth sowie eben aus Wermelskirchen und auch Remscheid gemeldet.

Am 19. Januar gelangen einem Landwirt dann bei Witten-Durchholz, knapp 30 Kilometer von Wermelskirchen entfernt, neben Foto- und Videoaufnahmen auch die Haarfunde, die dann vom Senckenberg Forschungsinstitut untersucht wurden. Damit wurde der männliche Wolf erstmals genetisch erfasst und erhielt die Kennung GW3192m.

Übergriffe auf Nutztiere oder aktive Annäherungen an Menschen sind in keinem Fall mit den aufgeführten Nachweisen in Verbindung zu bringen.
Bericht des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv)

„Die Herkunft des Wolfes ist nicht bekannt“, teilt das Lanuv in seiner Meldung mit, verweist aber zugleich auf die Filmaufnahmen aus der Nähe des nordhessischen Korbach vom 10. Januar.

„Übergriffe auf Nutztiere oder aktive Annäherungen an Menschen sind in keinem Fall mit den aufgeführten Nachweisen in Verbindung zu bringen“, so die Wolfsexperten vom Lanuv. Wölfe verließen spätestens bis zum Ende des zweiten Lebensjahres das elterliche Rudel und wanderten „mitunter über mehrere hundert Kilometer“.

Wolfsberater Dietmar Birkhahn aus Lindlar ist gleichwohl vorsichtig, was eine Gleichsetzung der unterschiedlichen Beobachtungen mit einem und demselben Tier anbelangt. „Zwischen Meinerzhagen und Remscheid beobachten wir jedes Jahr vom Herbst bis März durchziehende Wanderwölfe.“ Die auffälligen hellen Streifen seien noch kein Beweis für ein einzelnes Individuum, denkbar sei auch, dass es sich um Geschwister handele, so der Wolfsberater im Gespräch mit dieser Zeitung.

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