Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Literatur am Dom“Husch Josten präsentiert „Die Gleichzeitigkeit der Dinge“ in Altenberg

Lesezeit 2 Minuten
Zwei Frauen sitzen auf einer Bühne, hinter ihnen eine grasgrüne Wand.

Die Autorin Husch Josten (links) im Gespräch mit Moderatorin Bettina Böttinger beim Festival „Literatur am Dom“ in Altenberg.

Zwölf Jahre lang recherchierte die Autorin, ohne es zu wissen, für den Roman über das Leben und die „Zumutung der eigenen Vergänglichkeit“.

„Sourie freute sich auf den Tod.“ Man möchte schlucken, bei diesem ersten Satz, der im Gedächtnis bleibt und mit dem Husch Josten ihre Leserinnen und Leser ohne zu zögern in die Geschichte hineinstößt. Doch wer nun Schwermütiges befürchtet, der sollte unbedingt weiterlesen.

Denn „Die Gleichzeitigkeit der Dinge“, der achte Roman von Husch Josten, feiert das Dasein - gerade weil es von der „ultimativen Zumutung des Lebens, dem menschlichen Wissen um die eigene Sterblichkeit“ begleitet wird. „Es ist für mich kein Buch über den Tod, sondern über das Leben“, erklärt die Autorin beim Festival „Literatur am Dom“ im Gespräch mit Moderatorin Bettina Böttinger im Kräutergarten des historischen Küchenhofs. „Wenn man intensiv leben möchte, sollte man immer auf die eigene Vergänglichkeit schauen.“

Zwölf Jahre lang für den Roman recherchiert

Und so geht in ihrer Geschichte der junge Sourie als Pförtner in einem Altenheim zwar der reichlich morbiden Leidenschaft nach, zu erforschen, wie Menschen mit dem nahen Tod umgehen, stürzt sich zugleich aber auch in eine große Liebe. Gleichzeitigkeit, auch hier.

„Ich habe zwölf Jahre lang für dieses Buch recherchiert, ohne es zu wissen“, erzählt Josten mit Blick auf eigene Erlebnisse. Belastung und Trauer nach der Betreuung und dem Tod ihrer Eltern führten dazu, dass sie sich einiges von der Seele schrieb.

„Hinter jeder Tür steckt eine Lebensgeschichte“

„Immer wenn ich im Heim an den vielen Türen vorbeiging, dachte ich: Hinter jeder Tür steckt eine ganze Lebensgeschichte“, erinnert sie sich. Und so schrieb sie. „Nur Notizen“, sagt Josten. „Der Anfang eines Romans“, sagte die Verlegerin.

Hinter Jostens Türen stecken der ehemalige Zoodirektor Herr Ziegler, den ein alkoholisierter Ausflug ins Löwengehege ins Heim brachte, wo er über die Sexualität von Dromedaren und Stabheuschrecken doziert. Frau Kleist, die sich ihre eigene Wirklichkeit aus Erinnerungsfetzen baut und auch Iris Friedemann, die in einer Hand mehr sieht, als Sourie sich wünscht. Denn dass hinter Souries Leidenschaft für den Tod ein Geheimnis steckt, das ahnt man bald.

Die kleine Welt stößt immer wieder auf die große Welt und ruckelt dabei  die Maßstäbe zurecht. „Es zeigt, wie wir manchmal das Wichtige aus den Augen verlieren“, sagt Josten. So kann man das Buch auch als humorvollen und tiefgründigen Ratgeber lesen, mit dem Wissen um die eigene Sterblichkeit gelassener umzugehen.