Europäisches KultursiegelDie Klosterlandschaft Altenberg erhält seltene Auszeichnung

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Zahlreiche Menschen stehen auf den Stufen eines palastartigen Gebäudes. Davor ein Banner mit der Aufschrift Cisterscapes.

Die Preisverleihung in Antwerpen: Mit dabei die Delegation aus Rhein-Berg (zweite Reihe links).

„Cisterscapes“ will im Verbund mit 16 weiteren europäischen Klosterlandschaften das Erbe der Zisterzienser in seiner ganzen Breite vermitteln.

Sie kamen aus dem europäischen Westen und zogen gen Osten. Im Gepäck hatten sie Wissen, Wein und Wasserbaukunst. Mit ihren Einflüssen veränderten die Zisterzienser ganze Regionen. Ihre Spuren reichen vom Hochmittelalter bis in die Gegenwart.

Die Klostermauer von Altenberg, dahinter eine Wiese und der Altenberger Dom.

Innerhalb und außerhalb der Klostermauern entfalteten die Zisterzienser in Altenberg ihre Wirkung.

In Rhein-Berg kann man diese Spuren in Altenberg und rund um die ehemalige Klosteranlage an der Dhünn entdecken. Mit seinen Kontakten zu den vielen Filialklöstern schuf der Orden ein frühes europäisches Netzwerk.

17 Klosteranlagen aus fünf Ländern erhalten das europäische Kultursiegel 

Gemeinsam mit 16 weiteren Klosterstätten aus fünf europäischen Ländern wurde der Klosterlandschaft Altenberg am Mittwoch, 17. April,  in Antwerpen das Europäische Kulturerbe-Siegel verliehen. Ein kultureller Ritterschlag für das Gemeinschaftsprojekt unter dem Titel: „Cisterscapes“.

Eine Wortschöpfung aus den Begriffen „Zisterzienser“ und „Landschaft“ (englisch: landscape). Gemeint sind damit historische Kulturlandschaften zisterziensischer Prägung. Mit Altenberg wird die einzige Klosterlandschaft in Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.

Eine Delegation aus dem Bergischen reiste zur Ehrung nach Antwerpen

Zur Verleihung durch EU-Kommissarin Iliana Iwanowa reiste auch eine kleine bergische Delegation der Verantwortlichen nach Belgien, die das Projekt tragen. Ihr gehören Landrat Stephan Santelmann für den Rheinisch-Bergischen Kreis, Bürgermeister Robert Lennerts für die Kommune Odenthal und die Projektleiterin Xandra Wildung an.

Xandra Wildung vor einer Leinwand mit Fotos aus Altenberg. Neben ihr ein Modell der ehemaligen Klosteranlage.

Xandra Wildung hat die Leitung des Projektes „Cisterscapes“ in Altenberg übernommen.

Der Auszeichnung vorausgegangen war ein jahrelanges Bewerbungsverfahren der im Verbund zusammengeschlossenen Bewerber. Die Verleihung sei auch nicht das Ende, sondern vielmehr der Beginn einer Entwicklung, betont Xandra Wildung, die das Bewerbungsverfahren um das europäische Siegel seit 2019 betreut.

Der Antrag umfasste 500 Seiten

Eine Mammutaufgabe der Koordination unter den 17 Mitgliedern im Verbund, die am Ende einen 500 Seiten umfassenden Antrag bei der EU einreichten. Aus dem darauf folgenden Prüfverfahren gingen sie erfolgreich hervor.

Das Projekt soll das Erbe des ehemaligen Zisterzienserklosters Altenberg einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen und weiterentwickeln. Dabei liegt der Schwerpunkt nicht allein auf touristischen Aktionen, sondern vor allem auf Bildungsangeboten.

Die historischen Klosterlandschaften wollen ihr Erbe erlebbar machen

Im Fokus steht dabei, auf welche Weise die Zisterzienser, die schon im Mittelalter Wege fanden, die verschiedenen Standorte miteinander zu vernetzen und sehr nachhaltig agierten, Geschichte und Landschaft einer ganzen Region geprägt haben. Und auch, welche Auswirkungen dies bis heute hat. In der Folge will das Netzwerk europäischer Klosterlandschaften das kulturelle Erbe neu präsentieren und erlebbar machen.

„Ich freue mich, dass wir mit dieser Perle Teil des Projektes sind und hoffe, dass Altenberg dadurch noch erlebbarer und sichtbarer gemacht wird“, so Odenthals Bürgermeister Robert Lennerts im Vorfeld. „Ich verspreche mir von der Strahlkraft des Europäischen Kultursiegels, dass Altenberg noch bekannter und die Regionalentwicklung gestärkt wird“, meint der Bürgermeister.

Das Siegel soll der Anfang eines Prozesses sein

„Die Idee hat mich sofort fasziniert“, sagt auch Wildung, die sich in ihrer beruflichen Laufbahn schon mit unterschiedlichen EU-Projekten befasst hat. „Das Siegel ist der Anfang eines Prozesses“, erklärt sie. Bei den dafür nötigen Projekten, die dafür in den kommenden Jahren entwickelt werden sollen, denke man nicht in erster Linie an Tourismus, betont die Organisatorin, sondern vor allem auch an Bildung, Kultur, Jugendaustausch, Schule, Regionalentwicklung und Wirtschaft.

Wie die Zisterzienser im Mittelalter die bergische Landschaft gestaltet haben, zeigt schon jetzt der 13 Kilometer lange „Kloster-Rundweg“, der über Wasserbau und Urbarmachung, Anbautechniken und Lebensmittelveredelung informiert.

Die Fernwanderroute „Weg der Zisterzienser“ ist ein erstes Ergebnis

Auch die rund 6.300 Kilometer lange und im Oktober in Altenberg eröffnete Fernwanderroute „Weg der Zisterzienser“, die durch sechs europäische Länder führt, ist ein Ergebnis der Projektzusammenarbeit. Der Weg verbindet die 17 zisterziensischen Klosterlandschaften von Cisterscapes miteinander und ist damit zugleich ein Symbol des europäischen Zusammenhalts.

Er folgt den Routen, die schon die Zisterzienser im Mittelalter gegangen sind. Von der historischen Keimzelle im burgundischen Citeaux bis nach Polen, Tschechien und Slowenien … - und auf diesem Weg lag eben auch das kleine, abgeschiedene Tal der Dhünn bei Altenberg.

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