Overath wählt Bürgermeister abErdrutschsieg für SPD-Mann Weigt

CDU-Mann Andreas Heider (l.) räumt im Kulturbahnhof die Niederlage ein und gratuliert Nachfolger Jörg Weigt (SPD). Der freut sich gemeinsam mit seinen Söhnen (v.l.) Philip (21), Paul (16) und Max (18) über das hervorragende Ergebnis.
Copyright: (Fotos: sb) Lizenz
Overath – In einer für Overath beispiellos deutlichen Entscheidung haben die Wähler am Sonntagabend Andreas Heider (CDU) als Bürgermeister abgewählt und den Herausforderer von der SPD, Jörg Weigt, zu seinem Nachfolger gemacht. Auf Heider entfiel in der Stichwahl lediglich knapp ein Drittel der Stimmen, auf Weigt folglich gut doppelt so viel. Die Wahlbeteiligung lag mit 46,1 Prozent für eine Stichwahl relativ hoch.
Wahlsieger Weigt konnte seinen Erfolg gestern Abend kaum fassen: „Mir fehlen die Worte, ich brauche erst einmal etwas zu trinken“, gestand er freimütig im Kulturbahnhof, um sich aber immer wieder gratulieren zu lassen: Von Parteifreunden wie Kreistagsfraktionschef Gerhard Zorn ebenso wie von seinen drei Söhnen und privaten Freunden und Kumpels – darunter einem, mit dem er eigentlich zu einer zweiwöchigen Motorradtour aufbrechen wollte: „Aber daraus wird jetzt nichts.“
Andreas Heider, der nach dem ersten Wahlgang vor drei Wochen relativ lange auf sich hatte warten lassen, kam dieses Mal sehr frühzeitig in den Kulturbahnhof. Er räumte seine Niederlage ein und gratulierte seinem Nachfolger: „Das ist eine krasse Niederlage für mich, ein Ergebnis, mit dem ich seit dem 25. Mai rechnen musste und mit dem ich auch gerechnet habe.“ Er persönlich trage die Verantwortung dafür und werde sich komplett aus der Overather Kommunalpolitik zurückziehen. Zugleich dankte er seiner Familie, seiner Partei und seiner Fraktion, die wie ein Mann hinter ihm gestanden habe. „Es tut mit in der Seele weh, dass ich Sie so enttäuschen muss.“ Heider appellierte an die Kommunalpolitiker: „Es geht um unsere Heimatstadt, nicht um Personen. Ich wünsche Ihnen ein glückliche Hand und appelliere an alle, zusammenzustehen und für Overath zu arbeiten.“
Der Stadtrat wird sich jetzt in einer ungewohnten neuen Konstellation zusammenraufen müssen. Denn Weigt wurde bei der Stichwahl von SPD, Grünen und Bürgern für Overath unterstützt. Zusammen mit Weigts Bürgermeister-Stimme kommt diese Gruppierung aber nur auf 22 Stimmen, die bisherige „Koalition“ aus CDU (19) und FDP (4) aber auf 23, also auf eine Ein-Stimmen-Mehrheit.
CDU-Fraktionschef Oliver Hahn kündigte gestern Abend an, seine Partei werde sich erneut als erstes mit der FDP zusammensetzen, aber „natürlich auch mit den anderen Parteien“ reden. „Die Gespräche beginnen jetzt.“ Bürgermeister Weigt werde durch die CDU eine „kritische, aber faire Begleitung“ erfahren. Weigts Amtszeit beginnt nach Auskunft der Overather Stadtverwaltung am Montag in einer Woche ohne weitere Verpflichtung; erst danach tritt der neue Rat zusammen.
Die übrige Verwaltungsspitze reagierte zurückhaltend auf das Wahlergebnis. Beigeordneter Wolfgang Bürger, selbst Christdemokrat, zeigte sich aber zuversichtlich: „Er wird mein elfter Chef. Bisher habe ich mit allen gut und sachorientiert zusammengearbeitet.“
Die Zahlen: Auf Heider entfielen bei der gestrigen Stichwahl um das Bürgermeisteramt 3305 Stimmen/33 Prozent, auf Weigt 6702 Stimmen/67 Prozent.