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FinanzierungDie Offene Jugendarbeit Overath steht auf der Kippe

3 min
Die Gebäude der OJO sind knallorange.

Möglicherweise muss die Offene Jugendarbeit Overath schließen.

Der Pfarrverband Overath hat die Kooperation mit der Stadt gekündigt. Die Verwaltung sucht nun einen neuen Träger für die OJO.

Bald ist möglicherweise Schluss mit den Angeboten der Offenen Jugendarbeit Overath (OJO). So ist es jedenfalls auf der Website der OJO an erster Stelle zu lesen: „Stand heute: Wir schließen zum 01.01.2026“. Betroffen sei auch die Kleine Offene Tür Immekeppel (KOT). „Der Träger hinter der OJO hat die Zusammenarbeit mit der Stadt gekündigt“, erklärte Bürgermeister Christoph Nicodemus (parteilos) bei der Ratssitzung am vergangenen Mittwoch. Für die Offene Jugendarbeit zuständig war die katholische Kirche, genauer gesagt der Pfarrverband Overath – im Auftrag der Stadt.

Die Gründe für die Kündigung, so ist es einem Statement von Florian Fehre, Mitarbeiter der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, zu entnehmen, hätten die Mitarbeiter bei einer Personalversammlung in der vergangenen Woche vorgelegt bekommen: „Die finanziellen Mittel der Einrichtung konnten trotz eigener Maßnahmen wie der Vermietung des Saales, der Akquise von einigen Zehntausenden Euro an Projekt- und Fördergeldern, dem Ausbau des Fördervereins und Kooperationen mit weiteren gemeinnützigen Bürgervereinen nicht ausgeglichen werden.“

Von der Kündigung waren wir allerdings überrascht
Mario Bredow, Beigeordneter

Der Pfarrverein selbst bestätigt dies in einer Pressemitteilung: „Das aus dem Betrieb resultierende jährliche finanzielle Defizit im mittleren fünfstelligen Bereich kann der Kirchengemeindeverband nicht weiter auffangen.“ Die finanziell prekäre Lage sei der Verwaltung durchaus bewusst gewesen, sagte der Beigeordnete Mario Bredow im Rahmen der Ratssitzung. „Von der Kündigung waren wir allerdings überrascht.“

Eigentlich habe man mit dem Träger weitere Gespräche führen wollen, um zu einer Einigung zu kommen. Nun aber wolle man die Trägerschaft neu ausschreiben und in der Zwischenzeit nach einer kurzfristigen Lösung suchen. „Wir hoffen, dafür die Sommerferien nutzen zu können.“

Der Träger will weitere Gespräche führen

Im Hintergrund brodelt es derweil in der Gerüchteküche. Laut Fehres Statement hätten die Mitarbeiter der OJO noch bei der Personalversammlung die Kündigung erhalten. „Man hört nun ja so einiges, etwa, dass die Mitarbeiter direkt betriebsbedingt gekündigt wurden“, sagte auch der Erste Beigeordnete Thorsten Steinwartz auf Anfrage dieser Zeitung. „Das wirkt fast so, als ob der Träger gar keine Gespräche mehr habe führen wollen.“ Diese wären nach der Kündigung durch den Pfarrverband durchaus noch möglich gewesen, die Entlassung der Mitarbeiter aber suggeriere, dass diese nicht gewünscht oder geplant gewesen seien.

Nach Angaben des Pfarrverbands seien besagte Gespräche, die der Träger mit der Stadt über die Anpassung der Zuweisungen für den Betrieb der OJO und der KOT bisher geführt habe, erfolglos geblieben. Weil er der offenen Jugendarbeit eine hohe Bedeutung zumesse, wolle er der Stadt Overath weiterhin Gespräche anbieten, „um gemeinsam eine Lösung zu finden, die einen Weiterbetrieb der beiden Einrichtungen“ ermöglicht.

Die emotionale Bindung von den Jugendlichen zu den Mitarbeitern wird dadurch unterbrochen
Dagmar Keller-Bartel, Bündnis 90/Die Grünen

Bei den Parteien im Rat führte die Kündigung seitens des Pfarrvereins zu Unmut. „Meine große Sorge ist, dass sich die Mitarbeiter jetzt neue Jobs suchen“, erklärte Dagmar Keller-Bartel (Grüne). Diese Befürchtung scheint nicht unberechtigt, denn der Träger will nach eigener Aussage die von den Schließungen betroffenen Mitarbeiter bei der Suche nach einer neuen Stelle unterstützen. Das Problem: Diese Mitarbeiter würden dann für die OJO wegfallen, so Keller-Bartel. Und das habe Folgen für die Nutzer der Angebote: „Die emotionale Bindung von den Jugendlichen zu den Mitarbeitern wird dadurch unterbrochen.“

„Die Situation ist äußerst unglücklich“, sagte Bürgermeister Nicodemus. Es benötige einen verlässlichen Partner für die Zukunft. „Wir brauchen schnell einen Fahrplan“, ergänzte Hans Schlömer (SPD) im Rat. Was er den Mitarbeitern und Jugendlichen aber zusichern wolle: „Die OJO wird es weiter geben, dafür wollen alle Fraktionen und die Verwaltung sorgen.“