AntisemitismusJüdischer Rapper Ben Salomo ruft in Overather Schule zu Wachsamkeit auf

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Ben Salomo steht in der Aula vor der Schülerschaft.

Rapper Ben Salomo war Gast im Paul-Klee-Gymnasium in Overath.

Ben Salomo, Rapper jüdischer Herkunft, war zu Gast im Paul-Klee-Gymnasium in Overath.

„Wer von euch hat die 187er in der Playlist“, fragt der Rapper Ben Salomo die Schüler des Paul-Klee-Gymnasiums in Overath. Die „187 Straßenbande“, eine Gruppe von Rappern aus Hamburg, kennen die Schüler – natürlich.

Was viele von ihnen nicht kennen: Das Bild, auf dem Mitglieder der Rap-Truppe mit einer Größe der Dortmunder Neonazi-Szene posieren. Salomo möchte die Schüler anregen, genauer hinzuschauen.

Der Rapper jüdischer Herkunft tourt mit der Friedrich-Naumann-Stiftung     durch Deutschland. Aktuell ist er in NRW unterwegs, erreicht insgesamt etwa 1000 Schülerinnen und Schüler.

Zuletzt diskutierte der jüdische Rapper mit den Schülerinnen und Schülern der Oberstufe des Paul-Klee-Gymnasiums in Overath.

Salomo zeigt ein Musikvideo, in dem mit Schusswaffen, Sturmhauben und Palästinensertuch posiert wird. „Das nennt man dschihadistische Bildsprache“ kritisiert er gegenüber den Schülern. Er weiß, wie man ein Publikum bei der Stange hält: Bis 2018 war Ben Salomo Moderator und Produzent der Battle-Rapliga „Rap am Mittwoch.“

Im Battle-Rap   versuchen sich die Künstler gegenseitig mit vorgeschriebenen Zeilen zu diskreditieren. Dabei gewinnt derjenige, der durch besonders kreative oder wortgewandte Texte das Publikum von sich überzeugt

Das Thema ist ernst, das muss euch klar sein.
Ben Salomo am Paul-Klee-Gymnasium in Overath

Salomo zeigt diese Bühnenerfahrung auch im Umgang mit den Schülern: Er ist laut und energisch, ohne belehrend zu wirken. „Wenn wir als Lehrer das machen würden, käme das nicht so authentisch an“ lobt der ehemalige Schulleiter Jürgen Wesche.

Salomo kritisiert, dass Judenfeindlichkeit an Schulen nicht genug behandelt würde und erklärt gegenüber den Schülern: „Antisemitismus ist das Gerücht über Juden.“

In der Rap-Szene sei er solchen antisemitischen Vorurteilen ihm gegenüber immer wieder begegnet, beispielsweise das des „gierigen Juden“. Dass es sich dabei nicht um harmlose Späße handelt, hat er am eigenen Leib erfahren: Seit der Rapper in Berlin Morddrohungen bekam und auf einer Veranstaltung Polizeischutz nötig war, bewirbt er seine Schulbesuche nicht mehr öffentlich.

Nach der Veranstaltung am Paul-Klee-Gymnasium bildet sich eine Traube von Menschen um Salomo. Viele Jugendliche wollen Fotos machen oder ihn fragen, was er von ihrem Lieblingsrapper hält. Teilweise kennt er die sogar persönlich.

„Das Thema ist ernst, das muss euch klar sein“, meint er zu den Overather Schülern. Sein Appell: Sie sollten genau hinhören, die Texte und Bildsprache ihrer Idole kritisch betrachten. Bei den Overather Schülern scheint das angekommen zu sein.


Ben Salomo

Ben Salomo wurde 1977 als Jonathan Kalmanovich etwa 20 Kilometer südlich von Tel Aviv, in Rechovot, geboren. Die Familie seines Vaters stammt aus Rumänien, seine Mutter wurde in der Ukraine geboren. Als er vier Jahre alt war, zog die Familie nach Berlin. Nachdem seine Eltern sich getrennt hatten, blieb er mit seiner jüngeren Schwester in Berlin-Schöneberg.

Bei seiner Bar Mitzwa in der Synagoge an der Joachimsthaler Straße in Berlin erhielt er seinen hebräischen Namen Ben Salomo (nach seinem Vater), den er jetzt als Künstlernamen trägt. Ben Salomo lebt in Schöneberg und hat zwei Kinder. Im Februar 2019 erschien seine Biografie „Ben Salomo bedeutet Sohn des Friedens“. (nip)


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