Der Rheinisch-Bergische Kreis erwägt, Fahrpläne und Infos an den Haltestellen nur noch digital verfügbar zu machen.
Wenn die Haltestelle sprichtKreis will Bushaltestellen in Rhein-Berg digitalisieren

Per Knopfdruck (gelbes Kästchen) „spricht“ die digitale Haltestelle.
Copyright: RVK
Nicht erst die Busfahrerin berät mich, wie ich am besten zu meinem Ziel komme, sondern bereits die Haltestelle. Und auf Wunsch spricht sie auch mit mir. Zukunftsmusik? An den Bushaltestellen in Rhein-Berg könnte sie schon bald Wirklichkeit werden: die digitale Haltestelle, die dem Fahrgast nicht nur minutengenau sagt, wann welcher Bus kommt, sondern auch welche Störung es gegebenenfalls durch eine Veranstaltung oder einen Streik gibt. Und wer mag oder darauf angewiesen ist, kann sich das Ganze dann auch noch vorlesen lassen.
Statt der bisherigen laminierten Fahrplänen auf Papier sollen demnächst solar-batterie-betriebene digitale Displays die Fahrpläne einer Haltestelle sowie weitere Informationen wie Tarife anzeigen und auf Knopfdruck vorlesen.
Rhein-Berg: Regionalverkehr Köln leitet das Projekt
Geleitet wird das Projekt digitale Haltestelle von der Regionalverkehr Köln GmbH (RVK), an der der Rheinisch-Bergische Kreis beteiligt ist. Im Verkehrsausschuss des Kreises stellte RVK-Geschäftsführer Dr. Marcel Frank jetzt die wesentlichen Elemente des ins Auge gefassten Haltestellenumbaus vor.
„Durch die neuen digitalen Panels, die solar- und batteriebetrieben sind, also auch am Abend und in der Nacht funktionieren, machen wir das Busfahren attraktiver“, zeigte sich Frank überzeigt. „Denn die Nutzerinnen und Nutzer bekommen eine deutlich höhere Aktualität an Daten.“
Umgerüstet werden sollen – sobald entsprechende Finanzmittel zur Verfügung stehen – als erstes die Haltestellen an Hauptlinien und Verknüpfungspunkten von Linien, wie Anne Hölzer erläuterte, die als Amtsleiterin beim Kreis für Mobilität, Klimaschutz und regionale Projekte zuständig ist. Insgesamt, so die Planung der RVK, könnten 1211 Haltestellen im Rheinisch-Bergischen Kreis mit digitalen Displays ausgerüstet werden.

Robuste Displays geben Auskunft zu aktuellen Verbindungen.
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Während ein digitaler Haltestellenmast mit etwa 8100 Euro zu Buche schlägt, von dem der Kreis 810 Euro als Eigenanteil zu schultern hätte, wäre ein herkömmlicher analoger Haltestellenmast mit rund 4100 Euro Kosten zwar günstiger, würde dem Kreis wegen der geringeren Förderquote aber einen Eigenanteil von 1640 Euro abverlangen – also mehr als doppelt so viel wie beim digitalen Haltestellenmast.
Die jährlichen Betriebskosten einer digitalen Haltestelle belaufen sich laut RVK auf etwa 130 Euro, unter anderem für die nötige eingebaute SIM-Karte und die Softwarewartung. Allerdings, so RVK-Geschäftsführer Frank, entfielen durch die Digitalisierung auch der regelmäßige manuelle Wechsel von Aushängen, etwa bei Fahrplanwechseln oder Tarifänderungen.
Wir haben die digitalen Displays in Hürth bereits erfolgreich ausprobiert und auch der Vandalismus war sehr überschaubar.
„Wir haben die digitalen Displays in Hürth bereits erfolgreich ausprobiert und auch der Vandalismus war sehr überschaubar“, so RVK-Geschäftsführer Frank. „Das Projekt würde einen unmittelbaren Beitrag zum besseren Service im ÖPNV leisten“, warb Umwelt- und Verkehrsdezernentin Elke Reichert für die Initiative.
Während die große Mehrheit der Politikerinnen und Politiker im Verkehrsausschuss das Projekt begrüßten, stimmten die Vertreter von Freien Wählern und AfD gegen den Antrag für den Kreistag, beim Zweckverband „Go.Rheinland“ (vormals Zweckverband Nahverkehr Rheinland – NVR) einen entsprechenden Einplanungsantrag für das Digitalisierungsprojekt zu stellen und mit RVK und Wupsi einen konkreten Förderantrag vorzubereiten.
Im Frühjahr 2021 schaffte die RVK über ein Sonder-Investitions-Programm des Landes bereits 30 Ersatzhaltestellen mit integrierter digitaler Anzeige an, im November 2021 folgten 165 zwei- und vierzeilige Haltestellendisplays mit neuen Haltestellenmasten in den Kreisen Rhein-Sieg und Euskirchen. Wie schon die Ersatzhaltestellen wurden auch diese zu 90 Prozent aus Fördermitteln finanziert.
Sollte die Förderung auch für die Digitalisierung in Rhein-Berg stehen, so schätzt RVK-Geschäftsführer Frank, könnte die Umrüstung in anderthalb bis zwei Jahren über die Bühne gehen. Ein Umbau wäre realistisch in den Jahren 2024/2025 möglich. Dabei könnten dann auch die neuen Mobilstationen mit Übersichtsanzeigen ausgerüstet werden. In jedem Fall werde eine enge Abstimmung mit der Wupsi erfolgen, sicherte RVK-Geschäftsführer Frank zu.