„Ich kann als Unabhängige eine bessere Bürgermeisterin für alle sein“, begründet Schulze ihre parteilose Kandidatur.
Bürgermeisterwahl 2025Amtsinhaberin Bondina Schulze will parteilos an ihre „Aufbauarbeit“ anknüpfen

Will im Amt bleiben: Bondina Schulze.
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Fünf Amtsjahre mit vielen Krisen hat Bürgermeisterin Bondina Schulze hinter sich. 2020 trat sie als Kandidatin der Grünen zur Bürgermeisterwahl an und setzte sich in der Stichwahl gegen den CDU-Amtsinhaber Marcus Mombauer durch. Nun tritt Schulze als unabhängige Kandidatin an – und hat viel Konkurrenz, auch von Giselher Dick, der für Grüne und ZLR antritt.
Ihre unabhängige Kandidatur sieht die Amtsinhaberin als ihren größten Vorteil gegenüber einem Konkurrenten wie Dick: „Ich bin der Sache verpflichtet“, so Schulze. Mit umstrittenen Fragen, etwa Tempo 30 in den Ortszentren, gehe sie „wirklich pragmatisch“ um. „Ich kann als Unabhängige eine bessere Bürgermeisterin für alle sein.“ Eine „Entfremdung“ zwischen grünen Amtsinhabern und Grünen-Ortsverbänden gebe es auch anderswo: Sie sei weniger „parteipolitisch unterwegs“, so Schulze. Sie ist dabei weiter Grünen-Mitglied und findet „viele von den grünen Ideen nach wie vor richtig“.
Rösraths Bürgermeisterin hatte Krisen und Erfolge
In fünf Jahren als Rathauschefin habe sie Erfahrung gesammelt und „gute Ergebnisse erzielt“, sagt Schulze. Und das trotz der erwähnten Krisen: Corona, Hochwasser, der Ukrainekrieg mit seinen Folgen, die zeitweise Energieknappheit und der Cyberangriff auf die Südwestfalen-IT, der auch Rösrath betraf.
Hinzu kamen hausgemachte Krisen, insbesondere Konflikte mit Führungskräften der Stadtspitze – zunächst mit dem Ersten Beigeordneten Ulrich Kowalewski (CDU), der schließlich wegen Krankheit aus dem Dienst schied, danach mit der Technischen Beigeordneten Bianca Lorenz (zunächst parteilos, dann CDU), die dem Dauerkonflikt mit Schulze durch einen Stellenwechsel nach Meckenheim auswich.
Schulze blickt auf die internen Reibungsverluste, die über Monate für Schlagzeilen sorgten, gelassen zurück: „Auf Führungsebenen gibt es immer Konflikte“, stellt sie fest und spricht von „Illoyalitäten“, mit diesen müsse man „umgehen“. Soll heißen: Die Beigeordneten seien illoyal gewesen, sie als Bürgermeisterin habe die Schwierigkeiten jedoch gemeistert. „Personelle Veränderungen sind nicht per se schlecht“, sagt Schulze. So habe das vorzeitige Ausscheiden von Stadtwerke-Vorstand Ralph Hausmann zu einer „Weiterentwicklung“ geführt – durch die Dynamik, die Nachfolger Christoph Schmidt eingebracht habe.
Rösraths Rathauschefin lässt sich von Konflikten nicht abschrecken
Durch die internen Konflikte sieht Schulze sich jedenfalls nicht belastet. Sie habe „fünf Jahre intensivst gearbeitet“, damit verfüge sie durchaus über einen Amtsbonus. Beim Ausbau des Freiherr-vom-Stein-Schulzentrums habe die Stadt viel erreicht, wobei die Schule ein „immerwährendes Projekt“ bleibe. Mit der zusätzlichen OGS in Forsbach werde eine „lange Warteliste abgebaut“, mit der „Strategie“ für die Grundschulen sei die Stadt weiter ehrgeizig.
Schule und Kinderbetreuung seien auch künftig zentrale Aufgaben. Die Stadt sei nun personell gut aufgestellt – im Gegensatz zu dem „desolaten Zustand“ bei ihrem Amtsantritt. Die Kritik am Stellenzuwachs, etwa bei Klima- und Nachhaltigkeitsmanagement, weist sie zurück: Der Klimamanager habe „mehr Fördermittel eingeworben, als er gekostet hat“. Bei der Digitalisierung der Verwaltung gebe es „große Fortschritte“, das spare Aufwand. Auch bei der Bewältigung der Flut habe die Stadt viel unternommen, neben der Weichenstellung für die Retentionsfläche am Sülzbogen fördere sie private Vorsorge durch Info-Veranstaltungen, der „ständige Austausch“ mit anderen Kommunen und dem Aggerverband sei aber langwierig. „Empfindliche Infrastruktur“ in städtischen Gebäuden sei immerhin nun hochwassersicher.
Schulze hat Plan für Rösraths Haushaltskrise
Bei den großen Herausforderungen, besonders der Haushaltskrise und den anstehenden Investitionen in Schulen, setzt Schulze auf das Altschuldenentlastungsgesetz des Landes NRW, aber auch Mehreinnahmen aus der Gewerbesteuer. Bei der Entwicklung des Gewerbegebiets Rambrücken solle das Unternehmen Go Green „erst mal“ weitermachen, die Stadt solle die Erfolge aber „weiter beobachten“.
In der Diskussion über Verkehr zeigt Schulze sich „sehr flexibel“, so sei zum Beispiel Tempo 30 „kein Selbstzweck“, an „geeigneter Stelle“ sei es sinnvoll – etwa in Rösrath-Mitte, wo es ohnehin nur „Stop and Go“ gebe. Mit Blick auf den weiter hohen Bedarf für Wohnraum will Schulze „mit Augenmaß verdichten“, die Stadt solle „ihr Gesicht nicht verlieren“. Dabei sei auch ein „Einstieg“ Rösraths in den sozialen Wohnungsbau „vorstellbar“.
Dass sie nach fünf Jahren erneut zur Wahl antritt, erklärt Schulze so: „Ich habe in den fünf Jahren Aufbauarbeit geleistet.“ Daran wolle sie anknüpfen: „Ich möchte das noch vertiefen und intensivieren.“ Als unabhängige Kandidatin trage sie die Kosten ihres Wahlkampfs selbst, habe aber „eine Reihe“ von Unterstützern, die „moralisch, praktisch und strategisch“ hilfreich seien. Mit ihrer Kandidatur spreche sie Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund an, sie sei „in alle Richtungen offen“.
Bondina Schulze, 61 Jahre, verwitwet, keine Kinder, ist Diplom-Wirtschaftsjuristin mit langjähriger Berufserfahrung im Personalmanagement eines internationalen Konzerns.