Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

PodiumsdiskussionFünf wollen Chef im Rösrather Rathaus werden und stellen sich vor

5 min
Podiumsdiskussion der Bürgerstiftung Rösrath mit vier Bürgermeisterkandidaten und einer Kandidatin.

Podiumsdiskussion der Bürgerstiftung Rösrath mit vier Bürgermeisterkandidaten und einer Kandidatin.

Rösrath ist reich gesegnet mit Bürgermeisterkandidaten: Bei einer Podiumsdiskussion stellten sie sich vor.

Gleich zweimal hat die Rösrather Bürgerstiftung die Bürgerinnen und Bürger in den malerischen Innenhof von Schloss Eulenbroich zu einem Podiumsgespräch eingeladen. Fünf Kandidierende für die Bürgermeisterwahl am 14. September stellten sich den Fragen des Journalisten Guido Wagner und der Rösrather Bürger. Zweimal war der Hof gefüllt – mit mehr als 250 Interessierten; schon 15 Minuten vorher gab es nur noch Stehplätze. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite – eine glückliche Fügung, denn der Saal im Werkstattgebäude wäre für die vielen Interessierten viel zu klein gewesen.

Geduldig warteten am Freitag alle zunächst auf eine funktionierende Technik, bis ein Fachmann das Problem behob. Danach ging es fast drei Stunden lang um die Themen Stadtentwicklung, Mobilität und Umwelt, nachdem am Mittwoch bereits Bildung, Kinderbetreuung, Schule, Soziales und Ehrenamt im Fokus gestanden hatten – ein dichtes Programm, das keine Langeweile aufkommen ließ.

Es gab Fragen an die Bewerber zu verschiedenen lokalen Themen

Zu Beginn fragte Guido Wagner, Redaktionsleiter von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und Bergischer Landeszeitung, in einer Schnellantwortrunde am Freitag unter anderem nach den Spitznamen, den Positionen zu Fluglärm und Verkehrsproblemen der Kandidierenden: Giselher Dick (Grüne, ZLR), Miguel Louzao de la Cruz (CDU), Tom Höhne (FDP), Bondina Schulze (Amtsinhaberin, Einzelbewerberin) und Yannick Steinbach (Fors-Park, SPD).

Die anschließenden Fragen zur Stadt enthüllten erste Gemeinsamkeiten und Unterschiede: Was fehlt in der Stadt? Hier waren sich die fünf mit kleinen Abweichungen einig: Busse, gute Fußwege, vernünftige Straßen und befahrbare Radwege. Die Flutkatastrophe am 14. Juli 2021 erlebten sie aus verschiedenen Perspektiven: Bürgermeisterin Bondina Schulze erinnerte sich an den nächtlichen Anruf der Feuerwehr um 2 Uhr: „Frau Schulze, Sie müssen kommen!“ De la Cruz war selbst mit drei Gebäuden privat und beruflich betroffen, während Yannik Steinbach und Tom Höhne die Bilder in den sozialen Medien als surreal empfanden, da sie sich zu dieser Zeit nicht in Rösrath aufhielten.

Gut besucht war die Podiumsdiskussion der Bürgerstiftung Rösrath mit fünf Bürgermeisterkandidaten.

Gut besucht war die Podiumsdiskussion der Bürgerstiftung Rösrath mit fünf Bürgermeisterkandidaten.

Einigkeit herrschte darüber, dass die Feuerwehr bessere Bedingungen benötige. So sei es ein Unding, dass die freiwilligen Retter der Hoffnungsthaer Einheit zuerst von Hoffnungsthal nach Venauen fahren müssen, um sich dort umzuziehen und dann zum Einsatzort zurückzukehren. Eine Lösung müsse her, die Feuerwehr müsse weiterentwickelt werden, sie stehe für die Sicherheit der Anwohner. Auch das neu zu erschließende Industriegebiet in Rambrücken müsse bei der Feuerwehrplanung berücksichtigt werden. In allen Ortsteilen brauche es mehr Platz und ein möglichst zentrales Gebäude.

Bei der Einschätzung zur Parkplatzsituation und Tempo-30-Zonen war es dann mit der Einigkeit vorbei: „Ich bin kein Freund von Tempo 30“, verkündete Miguel Louzao de la Cruz. Er plädierte zudem für mehr Parkplätze in Hoffnungsthal und meinte, die Parkzeit müsse auf zwei Stunden erweitert werden, da Kunden, die länger parken, mehr Umsatz brächten.

Das Thema Verkehr wurde intensiv diskutiert

Bondina Schulze hielt dagegen: Eine Verlängerung auf zwei Stunden halbiere die Parkplätze. Giselher Dick meinte lakonisch: In Hoffnungsthal gebe es genügend Parkplätze. Er machte auch darauf aufmerksam, dass Tempo 30 nicht nur mehr Sicherheit im Straßenverkehr brächte, sondern auch für mehr Ruhe sorgen würde: „Ich kann doch nicht gegen den Fluglärm in Rösrath arbeiten und den Autoverkehr gar nicht beachten. “

Tom Höhne bemerkte, dass es in Süddeutschland ganze Ortschaften gebe, in denen nur Tempo 30 gefahren werden dürfe und fragte sich, warum das hier nicht geht. Außerdem kritisierte er den Vorschlag von Yannick Steinbach, einen Bürgerentscheid darüber zu veranstalten: „Es geht doch um die Gesundheit der unmittelbaren Anwohner.“ Mit Dick stimmte er überein, das Ganze mal auszuprobieren und dann zu entscheiden. Scherzhaft bemerkte dieser dann, dass manche insgeheim argumentierten: „Wir sind gegen Ausprobieren, denn nachher finden wir es gut, und es bleibt dabei.“

Einigkeit herrschte bei allen beim Thema Fluglärm

Einig waren sich alle, dass es darum gehe, auch innerhalb der Bebauung Grünflächen als Schutz gegen Hitze zu entwickeln. „Mit der vom Rat beschlossenen Dachbegrünung sind wir auf einem guten Weg“, bemerkte Bondina Schulze.

Anschließend ging es noch einmal um ein großes Streitthema, den Umgang mit der Nachhaltigkeitsstrategie. Mit der Beteiligung von vielen wurde diese Strategie entwickelt, um dann im Stadtrat immer wieder vertagt zu werden. „Wir hätten es einfach machen sollen“, meinte Tom Höhne, es ginge auch um die Zuverlässigkeit der Politik. Er traf damit die Ansicht von Schulze und Dick. Doch Steinbach und Louzao de la Cruz setzten dagegen, dass sie das Ganze nur vertagt hätten, um es nachzubessern. Da darf man auf die nächste Wahlperiode gespannt bleiben.

Einigkeit herrschte in Sachen Fluglärm: Es gelte eine Verlängerung der Nachtflugerlaubnis über 203o hinaus zu verhindern. Doch die Kandidierenden wissen auch: Die Stadt hat hier nur wenig Einfluss. Die Nachfragen aus dem Publikum zum Schluss machten die Unzufriedenheit mit einigen Entwicklungen und die widerstreitenden Interessen deutlich. Geschlossene Straßen wie in Menzlingen sind für die einen ein Ärgernis, für die direkten Anwohner ein Segen. Auch die Frage, warum Arztpraxen nicht weiter besetzt werden, bleibt für die Betroffenen ein drängendes Thema, ein kluges „Ärztemanagement“ der Politik wurde gefordert. Für Jugendliche gebe es zu wenig niederschwellige Angebote, das sehen auch alle fünf Kandidaten so.

Zum Schluss sollten die Kandidaten auf einer Skala einschätzen, wie sie im ersten Wahlgang am 14. September abschneiden werden. Das Ergebnis nicht unerwartet: „Die Wahlbeteiligung muss weit über 100 Prozent liegen, wenn diese Zahlen Wirklichkeit werden sollen“, bemerkte Moderator Wagner augenzwinkernd.

Norbert Lenke, der Vorsitzende der Bürgerstiftung, schenkte den Kandidaten zum Abschied Wagners gerade neu erschienenes Buch über den Bergischen Weg. „Es gibt dort viele Wanderungen rund um Rösrath. Die können Sie genießen, wenn Sie nicht gewählt werden oder in der Zeit danach“, bemerkte er scherzend.