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DrogensuchtJustiz kämpft um Zukunft eines jungen Rösrather Intensivtäters

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Ein Drogensüchtiger spritzt sich einen Schuss Heroin.

Ein Drogensüchtiger spritzt sich einen Schuss Heroin. (Symbolbild)

Einen 19-jährigen Intensivtäter aus Rösrath, der einfach nicht ins Gericht kam, hat die Justiz in Haft genommen und ihm den Prozess gemacht.

„Im Erwachsenenstrafrecht würden wir jetzt über mehrere Jahre Haft reden“, wendet sich die Staatsanwältin an den 19-jährigen Angeklagten aus Rösrath. Rainer W. (Name geändert), groß gewachsen und schlank, trägt einen bunten Pullover, der ihn noch jünger wirken lässt. Die Augen sind glasig, er wirkt müde. Das Wochenende hat der junge Räuber mit dem gewaltigen Drogenproblem im Knast verbracht.

Zuvor hat sich Rainer W. immer wieder durchgemogelt. Mehrfach versetzte er die Justiz mit ärztlichen Attesten, die er in letzter Minute per E-Mail einreichte. Bis Jugendrichter Ertan Güven dem attestierenden Hausarzt die Vorführung des jungen Mannes beim Amtsarzt in Aussicht stellte. Beim nächsten Mal fehlte W. ohne Attest. Güven erließ Haftbefehl.

Angeklagter bedroht nachts in Rösrath Autofahrer mit Messer

Was tut man mit so einem Burschen? Die Vorwürfe sind nicht ohne. Viermal Drogen, ein Verstoß gegen das Waffengesetz und zweimal versuchte schwere räuberische Erpressung. Während die Drogentütchen im Wesentlichen bei Durchsuchungen im Kölner Hauptbahnhof, am Aachener Weiher oder im Polizeipräsidium gefunden wurden und es sich beim Waffendelikt um Herumballern mit einer erlaubnispflichtigen Waffe auf der Rösrather Hauptstraße handelte, wiegt die Raub-Sache schwer.  W. soll nachts in Rösrath Insassen eines haltenden Autos ein Messer an den Hals gehalten und Geld gefordert haben.

Wer den jungen Mann im Gerichtssaal schläfrig neben Verteidiger Dr. Karl-Christoph Bode sitzen sieht, kann sich das alles kaum vorstellen. Bode trägt ein umfassendes Geständnis seines Mandanten vor – mit der Einschränkung, dass der sich an vieles nicht mehr erinnern könne.

Dem 19-Jährigen drohen Abstieg, Straßenstrich, ein viel zu frühes Ende

Die Süchte des jungen W.: Kiffen ab 15, Heroin und Kokain mit 18. Güven redet intensiv auf ihn ein, malt ihm aus, was ihm bevorstehe: Stetiger Abstieg, Straßenstrich, ein viel zu frühes Ende. Am Ende verhängt das Jugendschöffengericht nicht die von der Staatsanwältin geforderte Jugendstrafe zur Bewährung, sondern gibt ihm eine stationäre Drogentherapie auf.

Richter Güven: „Du hast nur ein Problem, aber das ist ein Riesenproblem, und das ist dein Drogenkonsum.“ Rainer W., nach drei Tagen hinter Gittern schon erheblich klarer als zuvor, nickt. Güven: „Vor mir sitzt ein intelligenter junger Mann. Du hast die Entscheidung.“