Der Übergang in den Ruhestand, der am 1. August beginnt, ist nach dieser langen Zeit für Juckel nicht einfach.
Rösrather Pfarrerin geht in Ruhestand„Dass ich meine Kirche liebe, ist bekannt“

Erika Juckel zur Zukunft der Christuskirche: „Dass ich meine Kirche liebe, ist bekannt.“
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Insgesamt 29 Jahre hat Pfarrerin Erika Juckel in der evangelischen Gemeinde in Rösrath gearbeitet, seit Oktober 1994. Zunächst war sie in Rösrath tätig, seit dem Sommer 1999 im Pfarrbezirk Forsbach-Kleineichen. Der Übergang in den Ruhestand, der am 1. August beginnt, ist nach dieser langen Zeit für Juckel nicht einfach: Sie gehe „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt sie – auch wenn das ein schon recht abgegriffenes Bild sei.
„Die Arbeit an der Basis und das, wofür ich Pfarrerin geworden bin, ist so vielfältig und macht ungeheuer Spaß“, sagt Juckel. „Das Allerwesentlichste ist, dass wir eine gute Gemeinschaft haben.“ Auch bei der Arbeit mit Jugendlichen, insbesondere zur Vorbereitung auf die Konfirmation, hat Juckel ein gutes Gefühl: „Das Interesse an Kirche ist noch immer da“, stellt sie fest. Als ideal empfindet Juckel die Arbeit in einem Team, etwa bei einem Konfirmanden-Wochenende. Es sei „ein großes Glück“, dass sie da ein „klasse Team“ habe.
Die Arbeit an der Basis und das, wofür ich Pfarrerin geworden bin, ist so vielfältig und macht ungeheuer Spaß
Auch ein schon vor der Pandemie zusammen mit der Feuerwehr geplanter und jetzt zu Pfingsten endlich gemeinsam gestalteter Gottesdienst im Feuerwehrhaus Forsbach mit einigen Mitwirkenden, insbesondere von der Feuerwehr, war ganz nach Juckels Geschmack: „Sobald mehrere den Gottesdienst mitgestalten, ist es lebendiger.“ Ein wichtiges Erlebnis für sie war auch der gerade zu Ende gegangene Kirchentag in Nürnberg – „ich bin jetzt noch erfüllt“, sagt sie, „der Kirchentag ist immer eine Tankstelle für mich“.
Dass ihre Zeit als Pfarrerin am 1. August vorbei sein wird, ist für Juckel angesichts der Fülle ihrer Aktivitäten noch nicht ganz verdaut. „Wie das geht, von 100 auf null, weiß ich noch nicht“, stellt sie fest. Dass sie bereits vor zwei Jahren mit ihrer Frau aus dem Pfarrhaus ausgezogen ist, macht die Umstellung leichter. Das Paar wohnt jetzt nicht weit von der Christuskirche im eigenen Haus und fühlt sich dort „sehr wohl“, wie Juckel berichtet. Die Nähe zu ihrer Wirkungsstätte tut ihr ganz offenkundig gut. Sie fühle sich „an der Christuskirche beheimatet“, sagt die Pfarrerin.
„Dass ich meine Kirche liebe, ist bekannt
Die Diskussion der Kirchengemeinde über ihre Immobilien, bei der auch ein Verkauf des Forsbacher Kirchengrundstücks im Gespräch ist, ist daher gerade auch für Juckel ein wichtiges Thema. „Es ist noch gar nichts entschieden“, betont sie dabei. Die Diskussion sei aber notwendig: „Es ist wirklich so, dass wir als Kirchengemeinde schauen müssen, wie wir uns für die Zukunft aufstellen.“ Ihre eigenen Emotionen verhehlt die Pfarrerin dabei nicht: „Dass ich meine Kirche liebe, ist bekannt.“
1958 in Hückeswagen geboren und in Wermelskirchen aufgewachsen, hatte Juckel bereits zwei Berufe, ehe sie Pfarrerin wurde. Nach dem Abitur machte sie erst eine Ausbildung zur Erzieherin und war danach in einem Heim für geistig behinderte Menschen tätig. Anschließend wurde sie Fachlehrerin an Sonderschulen für geistig Behinderte, ehe sie ihr Theologiestudium aufnahm. Die früheren Berufe seien für sie keine Umwege gewesen, betont Juckel, „für mich war dies ein gerader, konsequenter Weg“.
„Es ist wirklich so, dass wir als Kirchengemeinde schauen müssen, wie wir uns für die Zukunft aufstellen
Ihren eigenen Weg ging sie auch, als sie die Partnerschaft mit ihrer Frau in die Öffentlichkeit brachte: 2010 nahmen Erika Juckel und Marit Kasimir als Tanzpaar in der Disziplin „Standardtanz für Frauen“ an den Gay Games in Köln teil und luden die Lokalpresse zur Berichterstattung ein. Der öffentliche Blick auf die lesbische Partnerschaft machte dem Paar in der Folge aber keine Probleme. „Die Zeit hat sehr für uns gearbeitet“, sagt Juckel angesichts der wachsenden Selbstverständlichkeit im Umgang mit lesbischen und schwulen Partnerschaften.
Zu ihrer Verabschiedung an diesem Sonntag, 18. Juni, 15 Uhr, erwartet die Pfarrerin viele Besucherinnen und Besucher bei einem Gottesdienst in der Christuskirche. Es war ihr Wunsch, den Abschied nicht in den Ferien zu gestalten, daher findet der Gottesdienst schon jetzt statt und nicht erst kurz vor dem Ruhestand am 1. August.