Trauerfeier für Fritz Roth„Leeven Fritz, maach et joot“

Roths Familie mit dem wenige Tage alten Enkel Fritz Uwe.
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Altenberg – „Heute bewegt uns Trauer um einen geliebten Menschen, aber wir feiern das Leben“, sagte der stellvertretende Superintendent Otmar Baumberger und drückte damit aus, wofür auch der Verstorbene stets eingetreten war: den Tod zurück ins Leben zu holen.
Den Tod zurück ins Leben zu holen, war eine zentrale Botschaft von Fritz Roth, mit der der vormalige Unternehmensberater in den vergangenen 28 Jahren als Bestatter und Trauerbegleiter viel bewegt hat.
Rund 2500 Menschen nahmen am Samstag im Altenberger Dom Abschied von Deutschlands bekanntestem Bestatter und Trauerbegleiter Fritz Roth. In einer ökumenischen „Liebesfeier“, wie Kreisdechant Norbert Hörter die Trauerfeier im Sinne des Verstorbenen bezeichnete: Trauer als Liebe.
Viele Elemente der Feier hatte Roth noch selbst mit seiner Familie geplant. Mit seiner Frau Inge war ihm auch der knallroten Sarg auf einer Messe aufgefallen – mit ein paar mehr Kanten und Ecken als üblich. „So wie auch er war“, erklärte Sohn David Roth später. Begleitet wurde der Sarg von Prinzengardisten der Großen Gladbacher, zahlreichen Kirchenvertretern beider Konfessionen, darunter auch Diakon Willibert Pauels, und Standarten von den Schützen über die Kajuja bis hin zu weiteren Karnevalsgesellschaften. Der Trauerbegleiter Roth war ein Mensch voller Lebensfreude.
Inmitten der Trauernden: ein Kinderwagen. „Fritz Roth hat Leben und Tod immer miteinander zu verbinden gesucht“, sagte Kreisdechant Hörter und erinnerte an eine SMS von Roths Schwiegersohn an Heiligabend: „Ein Kind ist uns geboren . . .“ Da war gerade der kleine Fritz Uwe von Hanna Thiele-Roth und Daniel Thiele zur Welt gekommen – elf Tage nach dem Tod von Fritz Roth. „Tod und Leben sind auch jetzt so verbunden, wie er es sich gewünscht hat“, so Hörter.
„Er fehlt uns – und trotzdem: Wenn ich sein Bild sehe, höre ich seine Stimme, wie er lacht“, sagte Otmar Baumberger und ließ das Leben des Bauernsohns Revue passieren, der als Kind Missionar werden wollte, Unternehmensberater wurde und schließlich ein Bestattungshaus übernahm. Roth sei „immer ein guter Katholik, ein fantasievoller Kaufmann gewesen, mit genug Rosinen im Kopf“, um außergewöhnliche Ideen zu verwirklichen.
„Dem Tod einiges an Schrecken genommen“
Und der Klosterschüler, Prinz Karneval von 1990/91, Unternehmensberater und spätere Trauerbegleiter und Bestatter habe im Stehen sterben wollen, fügte Baumberger hinzu und zitierte eine Strophe des Liedes von Reinhard Mey.
„Fritz, so war das nicht abgemacht. Du solltest meine Beerdigung ausrichten – ich habe doch überhaupt keine Ahnung davon“, begann Kabarettist Rainer Pause seine sehr persönliche Rede für einen, der ihm gezeigt habe, wie man dem Tod einiges an Schrecken nehmen kann. „Das Leben ist mit dem Tod zu Ende, aber nur im Prinzip, nicht im Rheinland. Der Rheinländer akzeptiert ihn nicht“, erinnerte Pause auch an das Kabarett-Programm „Tod im Rheinland“, zu dem er und Martin Stankowski von Roth animiert worden waren. Pause: „Tschöö, Fritz.“
Der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach betonte als langjähriger Freund Roths Vielseitigkeit: Ebenso weltgewandt wie bodenständig, verbunden mit der Seidenstraße wie mit seinem Geburtsort Eikamp sei er insbesondere in der Karnevalszeit stets aufgeblüht. An eine Irrfahrt mit dem Bestatter erinnerte sich Bosbach schmunzelnd: Roth hatte ihn zum Flugplatz Münster-Osnabrück bringen wollen, mit seinem neuen Navi aber einen seit Jahrzehnten stillgelegten Landeplatz erreicht: „Doch Fritz war nicht eine Sekunde verzweifelt, ihn hat der Humor nicht einen Moment verlassen“ – und er hat seinen Freund Wobo am Ende pünktlich die Live-Talkshow in Berlin erreichen lassen. „Er ist gestorben, aber er ist nicht tot,“ so Bosbach: „Leeven Fritz, maach et joot.“
Der Musiker Purple Schulz widmete sein Lied „Der letzte Koffer“ seinem Freund Fritz. Den Paveier-Song „Liebe mäht d’r Dach jet heller“ hatte sich der Verstorbene noch selbst gewünscht. Da passte es, dass Domorganist Rolf Müller auf der Orgel unter anderem über „Loss mer fiere“ improvisierte, bevor David Roth alle Trauergäste in die umliegenden Gasthäuser einlud, um „noch mal auf Fritz anzustoßen“.