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AusflugstippDas mittelalterliche Alt-Kaster in Bedburg entkam dem Tagebau

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Das historische Erfttor öffnet die Kasterer Altstadt in das Naherholungsgebiet rund um Kaster.

Das Erfttor eröffnet die Altstadt in das Naherholungsgebiet rund um Kaster.

Das Kleinod wurde vor der Kohle gerettet. Die engagierten Einwohner lieben ihr Dorf.

Wären 1954 nicht Bürgermeister Franz Vosen mit einer Bürgerinitiative im Rücken und der einsichtige Regierungspräsident Wilhelm Warsch gewesen, die malerische Stadt Kaster, damals noch ohne den Zusatz „Alt“, hätte das Schicksal des Schlosses Morken-Harff geteilt und wäre im voranschreitenden Braunkohletagebau Frimmersdorf-Süd untergegangen.

Als „einmalig mittelalterlich“ habe auch der damalige Landeskonservator jenes Örtchen erkannt, dessen Häuser zwischen einer komplett erhaltenen Stadtmauer auf mittelalterlichen Fundamenten nach Feuersbrünsten und Zerstörungen des Dreißigjährigen Kriegs wieder aufgebaut worden war, erläutern der zweite Vorsitzende des Arbeitskreises Alt-Kaster Bernd Schmitz-Lothmann und der Ehrenvorsitzende Josef Vogt.

Jede Stunde klingen die Glocken

Zu jeder Stunde erklingen im Garten von Josef Vogt im Schatten der ehemaligen Vogtei an der Kirchstraße die Glocken der Kirche St. Georg. Von der kleinen Sitzgruppe am Vogtshaus des Herzogtums Jülich zeigen sich im Hintergrund der runde Eulenturm und die ehemalige Zehntscheune zum Vorhof der Burg. Teile des äußeren Wehrganges, verstärkt mit großen Steinen aus Nideggener Buntsandstein, sind zu erkennen.

Als „Villa Murata“ wurde Alt-Kaster erstmals 1339 erwähnt, errichtet als Vasallensiedlung des Grafen von Jülich vor der 1148 errichteten Burg.

Am besten ist der markante Turm am Ende der Kirchstraße vom Eulentor auszumachen, mit Blick durch die schmale Eulengasse. Vom Eulentor führt eine Brücke über die Mühlenerft, die im Zuge des Tagebaus eigens hierher verlegt worden war, und weiter zur Burgruine. Es sind nur wenige Schritte noch bis zum Kasterer See und in ein waldreiches Naherholungsgebiet mit Spazier- und Wanderwegen. Wer will, kann von hier aus auf dem Jakobsweg gleich bis Santiago de Compostela starten oder, weniger beschwerlich, den Werwolfwanderweg abwandern.

Altstadtverein nahm Einfluss auf Rekultivierung

Auf die Gestaltung des den Ort umgebenden Naherholungsgebiets habe der Altstadtverein in den 1970er Jahren bei der damaligen Rekultivierung unmittelbaren Einfluss ausgeübt, berichtet Josef Vogt. Ursprünglich seien bis an den Rand der Stadtmauer lediglich Felder für die Landwirtschaft geplant gewesen.

Vom Eulentor über die Kirchstraße in den Ortskern blickt man an der Hauptstraße gegenüber der alten Schule auf den Hof Weiler. Es ist das erste Gemäuer, das als Bürgerhaus wenige Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg 1653 auf alten Fundamenten wieder errichtet wurde. Typisch für die Barockzeit ist der Treppengiebel. Gleich daneben lohnt sich ein Abstecher in die Vikariestraße, und zwar wegen des Blickes in den Vikariegarten, der nach historischem Vorbild von mehreren Familien bewirtschaftet wird.

Ricardamarkt und Nikolausmarkt sind sehr beliebt

Nicht zuletzt mache die Gastronomie Alt-Kaster zu einem beliebten Ausflugsziel, sagt Bernd Schmitz-Lothmann. Und natürlich trage der Altstadtverein zur Attraktivität des Örtchens mit Verschönerungsaktionen und Festen wie dem Ricardamarkt, dem Nikolausmarkt oder dem Öffnen von Adventsfenstern in geschichtsträchtigen Gemäuern bei.

Weiter Informationen über den mittelalterlichen Ort finden sich auf der Homepage des Altstadtvereins.

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