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NaturschauspielDarum schwirren tausende Wildbienen durch die Königshovener Teufelsschlucht

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Eine Frau und ein Mann betrachten eine Biene in einer Becherlupe.

Caroline Jahn von der Biologischen Station Friesheim und Naturschutzberater Rolf Thiemann setzen sich für den Schutz von Wildbienen ein. In der Becherlupe befindet sich eine Sandbiene.

Zwei Naturschützer wollen den Spaziergängern die unbegründete Angst vor den ungefährlichen Insekten nehmen.

Es summt und schwirrt nur so auf der Wiese. Sie fällt von der Talstraße in Königshoven aus leicht schräg ab hin zur sogenannten Teufelsschlucht und bietet daher beste Bedingungen für mehrere Tausend Wildbienen. In der Wärme der Frühlingssonne sind Männchen in Bodennähe unterwegs auf der Suche nach Weibchen, während viele Weibchen wiederum bereits Niströhren in der Erde bauen.

Was für Caroline Jahn von der Biologischen Station in Friesheim und den Bedburger Naturschutzberater Rolf Thiemann wegen der ungewöhnlich großen Zahl der Bienen „ein Naturschauspiel“ ist, scheint für manchen Hundebesitzer jedoch eine Gefahr darzustellen. „Ich habe mehrere Anrufe bekommen“, sagt Thiemann. „Die Leute wollten wissen, was man gegen die Bienen machen kann.“

Sie sind wirklich harmlos.
Caroline Jahn, Biologische Station Friesheim

Doch die Sorge sei völlig unbegründet, wie die beiden Umweltschützer betonen. Man dürfe die Wildbienen auf keinen Fall mit Honigbienen verwechseln. „Sie sind wirklich harmlos“, sagt Caroline Jahn. Ihr Stachel sei sehr kurz und schwach, es sei nahezu unmöglich, dass eine Wildbiene einen Menschen steche.

„Menschen reagieren nicht allergisch“

Und: „Das Gift ist deutlich schwächer als das einer Honigbiene, und die Menschen reagieren nicht allergisch“, sagt Caroline Jahn. Seit zehn Jahren schon bringe sie bei Führungen Kinder und Wildbienen zusammen, und noch nie sei ein Kind dabei gestochen worden.

Rolf Thiemann weist zudem darauf hin, dass die Wildbienen - auch Solitärbiene genannt, weil sie allein leben – kein Revierverhalten zeigen und sich nicht aggressiv geben. „Sie müssen kein Volk und keinen Bienenstock verteidigen“, sagt Thiemann. Werde die Niströhre zerstört, könne sich die Biene problemlos schnell eine neue bauen.

Die wilden Bienen, zumeist Sand- und Weidenbienen, seien nur wenige Wochen unterwegs und würden dann sterben, sagt Caroline Jahn. Erst im folgenden Jahr würde die nächste Generation, die derzeit in Eiern und mit Pollen versorgt in den Niströhren schlummerten, schlüpfen und ausfliegen.

Wildbienen bestäuben mehr Blüten als Honigbienen

Für Thiemann sind die Wildbienen extrem wichtig im Naturkreislauf. „Sie sind wahre Meister im Bestäuben und schaffen bis zu 9000 Blüten pro Tag“, sagt Thiemann. Das sei etwa doppelt so viel, wie eine Honigbiene schaffe.

Da davon auszugehen sei, dass auch im nächsten Jahr wieder ähnlich viele Wildbienen in der Teufelsschlucht unterwegs seien, sei es eine Überlegung wert, die Fläche für die wenigen Wochen Lebensdauer der Bienen abzusperren. „Man könnte dort Führungen für Kindergruppen anbieten und ihnen die Bienen näherbringen“, schlägt Caroline Jahn vor.

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