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Bergheimer TierheimReinhard Hasselbach als Tierarzt entlassen

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Der Hund, der sich im Planschbecken abkühlen darf, bekommt von den Missständen im Tierheim nicht viel mit.

Bergheim-Niederaussem – Tierarzt Reinhard Hasselbach wurde entlassen, der Vorstand entmachtet, die Buchhaltung kommt auf den Prüfstand. Schon vor der Eröffnung des Insolvenzverfahrens hat der vorläufige Insolvenzverwalter Joachim Klein II einschneidende Änderungen im Tierheim Am Kreuzweg und seinem Träger, dem Tier- und Naturschutzverein, vorgenommen. Der Vorstand um den Vorsitzenden Hasselbach bleibe zwar vorerst im Amt, wie der Kölner Rechtsanwalt erläutert. „Die Verwaltungs- und Verfügungsvollmacht ist dem Vorstand jedoch entzogen.“

„Wir haben schon viel erreicht, es wurden viele Gespräche geführt“, sagt Klein nach einer Woche seiner Tätigkeit. So werden inzwischen wieder Fundtiere von den Städten im Tierheim abgegeben. An der Wand des Leiterinnenbüros im Tierheim hängt ein Schild: „Tiere aus Erftstadt werden nicht aufgenommen.“ Damit ist ein strukturelles Problem aufgezeigt. Die Einnahmeseite lässt zu wünschen übrig. Erftstadt habe mit Verweis auf die Herrenlosigkeit der Tiere nicht zahlen wollen, Frechen nur für verletzte Fundtiere. Und auch von den übrigen Städten im Einzugsgebiet kann sich Leiterin Karin Schwanfelder mit Verweis auf Nachbarkreise bessere Vergütungen vorstellen. „Wir sind mit Kommunen und Kreis in guten Gesprächen“, hat Klein auch dieses Problem angepackt.

Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Entlassung von Hasselbach aus seinem Vertrag als Tierarzt im Tierheim. Die Verbindung von Ehrenamt und Beruf sei „ungünstig“, bleibt Klein zunächst schmallippig. Die Entfernung zu seiner Hauptpraxis in Düsseldorf sei zu groß, findet Schwanfelder einen weiteren Grund. Oft hätten Tiere zu Behandlungen dorthin gebracht werden müssen. „Damit war zu rechnen“, kommentiert Hasselbach auf Nachfrage seinen Rauswurf. „Klein muss irgendwie sparen. Er ist eingesetzt, um Ordnung zu schaffen, das soll er tun. Die Kündigung muss ich hinnehmen“, sagt der Vorsitzende, der sich noch unschlüssig ist, ob er sein Ehrenamt auch abgeben will. Vorerst betreut ein örtlicher Tierarzt die Tiere.

„Der Verein wird fortgeführt“

Schwanfelder spricht von „Unruhe in der Belegschaft“. Die wird auch geschürt durch mehrere Übernahmeinteressenten. Neben einem neuen Verein um den Zweiten Tierheimkassierer Franz Schallenberg sollen sich andere Tierheime für das Areal interessieren. Martin Hilgers vom Brühler Trägerverein „Tiere in Not“ hat sich schon umgeschaut. Er spricht von nötigen einschneidenden Veränderungen.

Klein will sich über die Zukunft noch nicht äußern: „Zurzeit befinden wir uns im Einleitungsverfahren, das Gericht muss nach meinem Gutachten entscheiden, ob die Insolvenz mangels Masse abgewiesen wird oder nicht.“ Das könne rund zwei Monate dauern. Bis dahin will er gründlich die Vereinsbuchhaltung der vergangenen drei Jahre auf Ungereimtheiten durchsehen. Das Tierheim solle unbedingt erhalten bleiben, dafür würden jetzt die Weichen gestellt, sagt der Insolvenzverwalter. „Zunächst brauchen wir aber Ruhe im Tierheim.“ Ermutigt zum Weitermachen wurde das Trödelteam. Das Geld fließe nicht in die Insolvenzmasse, wie die Frauen befürchtet hätten, sondern werde dringend gebraucht. „Der Verein wird fortgeführt“, wer übernehme, sei „völlig offen“, sagt Joachim Klein.