Bernd WinkelTraditionsfriseur strebt Pokal an

Bernd Winkel (l.) und seine Nachfolgerin Angelika Schneider (r.) zusammen mit den Mitarbeiterinnen (v.l.) Anke Schneider, Verena Hamacher, Claudia D’Lisse und Petra Zeyen.
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Kerpen-Buir – Viele hatten ihm abgeraten, in Konkurrenz zu den damals drei Salons im Ort zu treten. Und der erste Tag, der 1. Dezember 1969, ließ nicht gerade darauf schließen, dass Bernd Winkel sein Geschäft 44 Jahre lang halten würde. Nur zwei Kunden seien am Vormittag der Eröffnung erschienen, erzählt er. „Ich habe ihnen kostenlos die Haare geschnitten und angeboten, dass ich sie zum Essen einlade, wenn sie mir zehn Jahre lang die Treue halten.“ Womit er nicht gerechnet hatte, war der Zorn seiner Ehefrau, als er ihr dies in der Mittagspause offenbarte.
Seine Offerte indes zeigte nachhaltig Wirkung: Nach einem Jahrzehnt habe er tatsächlich sein Versprechen erfüllt und zwei Mahlzeiten ausgegeben. Überhaupt verdankt Winkel sein Auskommen der überwiegend männlichen Stammkundschaft, die auch aus der Aachener und Dürener Region nach Buir reist. Die wird wohl dem Friseursalon treu bleiben, auch wenn Peter Winkel nach mittlerweile 53-jähriger Tätigkeit als Coiffeur am 1. Mai abtritt und Angelika Schneider das Geschäft mit den vier langjährigen Mitarbeiterinnen – Claudia D’Lisse ist sogar schon seit 25 Jahren dabei – übernimmt.
Die neue Chefin führte die Liebe nach Kerpen. Nachdem sie ihren neuen, in der Kolpingstadt wohnhaften Lebenspartner 2011 kennenlernt hatte, suchte die 1994 zur Friseurmeisterin avancierte Schneider eine Möglichkeit, sich in der Umgebung selbstständig zu machen. Eine Anzeige Winkels im vergangenen Jahr gab den Ausschlag, im August sei man sich einig geworden, erzählen beide. Sie will die Angebote für Damen erweitern, etwa mit Strähnchen, Färben und Dauerwelle.
Für seinen Ruhestand hat der zweifache Vater Winkel ein klares Ziel. Er will das erste Mal den Pokal als Jahresbester in dem inoffiziellen Tischtennisclub erringen, der sich seit 33 Jahren einmal wöchentlich misst – fünf eingeschworene Freunde der Sportart, die sich zum Wettkampf an der Platte in seinem Keller versammeln. Um dafür fit zu sein, joggt er regelmäßig zweimal die Woche fünf Kilometer um Buir, und drei der Mitarbeiterinnen des Salons laufen mit – demnächst wahrscheinlich auch Angelika Schneider. Friseur war mitnichten Winkels Traumjob. Eigentlich habe er Schornsteinfeger werden wollen, sagt er, und ein von ihm gemauerter Kamin auf dem Gartenhaus zeugt immer noch von der Passion. Sein Vater jedoch – Schlosser bei Rheinbraun, der stets schmutzig von seinem Tagewerk heimkehrte – habe ihm zu der sauberen Arbeit geraten.
Kunde schlief vor der Rasur ein
So begann Winkel 1960 im Alter von 13 Jahren die Lehre und absolvierte drei Jahre später die Gesellen- sowie 1969 die Meisterprüfung. Acht Monate später eröffnete er den Salon, zehn Jahre später konnte die Familie ins eigene Wohn- und Geschäftshaus an der Manheimer Straße umziehen.
Der Friseurbesuch kann entspannen. So sehr, dass ein Kunde vor der Rasur einschlummerte. „Ich habe das Geschäft abgeschlossen, die Lichter ausgemacht und dann oben zu Abend gegessen“, schildert Winkel. Irgendwann am späteren Abend, so gegen 22 Uhr, fiel ihm der beharrliche Gast wieder ein. Er schlief immer noch.