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Angst vor Bomben und VerfolgungFrauen berichteten in Brühl von ihrer Flucht

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Die Frauen sitzen an einem Tisch und schauen in die Kamera.

Die Frauen hatten sich viel zu berichten.

Die Brühler Initiative „Sonnenlicht – Aus Liebe zum Menschen“ hatte anlässlich des Weltfrauentages ins eingeladen.

Es waren Fluchtgeschichten, die teils schwer auszuhalten waren, erzählt von betroffenen Frauen, die ihr Land wegen Verfolgung und Krieg verlassen mussten und in Deutschland, in Brühl und dem Rheinland eine neue Heimat gefunden und einen Neuanfang gemeistert haben. Um deutlich zu machen, wie stark Frauen sind und was sie alles imstande sind zu leisten, hatte die Brühler Initiative „Sonnenlicht – Aus Liebe zum Menschen“ anlässlich des Weltfrauentages ins Integrationszentrum „Komm mit“ in die Schildgesstraße eingeladen.

Das Programm mit Gesprächen und Musik hatten die Initiativen-Sprecherinnen Sozialpädagogin Gül Kuz und die Pharmazeutin Fatima Gökalp vorbereitet. Gekommen waren rund 30 Frauen aus Brühl und der Umgebung, einige mit ihrem Mann und den Kindern.

Manad und ihre Tochter flohen vor den Bomben

„Wir konnten den Krieg, die Bomben, den Tod und die Zerstörung einfach nicht mehr ertragen“, erzählte etwa Manad Raeeda (51) aus Syrien. Als direkt neben der Schule ihrer Tochter eine Autobombe detonierte und ihr Kind schwarz verrußt nach Hause gekommen sei und vom Tod ihrer Freundinnen berichtete, habe sie es nicht mehr ausgehalten. 2015 sei sie aus Syrien zunächst mit ihrem Mann und den beiden Kindern in die Türkei und dann ganz alleine über Griechenland und über die Balkanroute nach Deutschland gekommen.

Ihr Mann habe mit den Kindern noch in der Türkei festgehangen. „Sie wollten nachkommen“, erzählte sie. Abends habe sie noch mit ihm telefoniert, es sei ihm gut gegangen. Morgens habe sie die Nachricht bekommen, dass er an einem Herzinfarkt gestorben sei. Das war 2017.

Viele sind auch politische Flüchtlinge

Längst sind ihre inzwischen erwachsenen Kinder in Deutschland. „Hier haben wir keine Angst mehr vor Bomben“, sagte sie. Sie selber arbeite als Kinderpflegerin in einem Kindergarten.

Gleich zweimal musste eine Ärztin flüchten. Als Muslime sei ihre Familie 1989 kurz vor dem Mauerfall in Berlin aus Bulgarien vertrieben worden. In der Türkei begannen ihre Eltern mit ihr ein neues Leben. Sie konnte sogar studieren, wurde Ärztin und hat als Oberärztin in einem Krankenhaus gearbeitet. Fliehen musste sie, als sie sich negativ über die Regierungsmethoden des türkischen Staatschefs äußerte. Erst habe sie die Arbeit verloren, dann sei sie verfolgt worden. Seit sechs Jahren lebt sie nun in Deutschland, wo sie inzwischen auch wieder als Ärztin arbeitet.

„Wir wollen nicht als Migranten abgestempelt, sondern als Menschen und Teil unserer Gesellschaft hier anerkannt sein“, erklärte Gül Kuz. Sie und alle Mitglieder der Initiative würden sich wünschen, dass sie bei Entscheidungen mit einbezogen würden.

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