ExilkunstAusstellung in Pulheim zeigt Werke von Künstlern, die aus Deutschland flüchten mussten

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Auf dem Bild ist ein Kunstsammler zu sehen.

Die Sammlung von Thomas B. Schumann würdigt Kunstschaffende, die von Nazis ins Exil getrieben wurden

Die Ausstellung "Verfluchte Kunst - Zeugnisse aus dem Exil" in der Abtei Brauweiler stellt Arbeiten von Künstlern vor, die aus Deutschland fliehen mussten.

Der Maler Heinrich Maria Davringhausen (1894-1970) gehörte zu den geschätzten Avantgardisten seiner Zeit, seine Kunst war beeinflusst von Kubismus und Expressionismus. 1937 wurden seine Bilder ebenso wie die zahlreicher Kolleginnen und Kollegen als „Entartete Kunst“ diffamiert und aus den deutschen Museen entfernt, Davringhausen erhielt Mal- und Ausstellungsverbot und war bis 1945 auf ständiger Flucht vor den Nazis.

Der Sammler Thomas B. Schumann hat in 20 Jahren eine umfangreiche Kollektion zusammen getragen

Dieses Schicksal teilt der gebürtige Aachener mit mehr als 1000 anderen Künstlerinnen und Künstlern, die während des Nazi-Regimes ihre Heimat verlassen mussten und im Exil oft ein kärgliches Dasein fristeten. Der Verleger und Sammler Thomas B. Schumann hat in 20 Jahren mit Leidenschaft und Sachverstand eine umfangreiche Kollektion von Werken verfemter Kunstschaffender zusammengetragen.

Ein kleiner Ausschnitt aus dem Bestand ist derzeit in der Abtei Brauweiler unter dem Titel „Verfluchte Kunst – Zeugnisse aus dem Exil“ zu sehen. Die Ausstellung in dem historischen Gebäudekomplex, der 1933/34 als Konzentrationslager diente, ist in einer Zeit, in der Antisemitismus und Rechtsradikalismus wieder erstarken, auch „als Zeichen des Protestes gegen die anzusehen, die unsere Demokratie zerstören wollen“, wie Jürgen Rüttgers, der Vorsitzende des Freundeskreises Abtei Brauweiler (FAB), betonte.

„Schumanns Sammlung gehört in den Kontext der Abtei-Festlichkeiten zum 1000-jährigen Bestehen, denn auch sie ist Erinnerungskultur, die Vergangenheit und Gegenwart als Quelle für die Gestaltung der Zukunft zusammenführt“, so Rüttgers. Beispielhaft für die vielen Malerinnen und Maler, deren Karrieren abrupt unterbrochen wurden, weil ihre individuelle Handschrift von den Nationalsozialisten als „undeutsch“ kategorisiert wurde, hob Frank Günter Zehnder, der künstlerische Beirat des FAB, drei weitere Künstler hervor.

Rudolf Jacobi ging 1934 in die USA. Er gehörte zu den wenigen, die in der Emigration erfolgreich waren, und kehrte 1967 nach Deutschland zurück. Jacobi ist mit einer stimmungsvollen „Herbstlichen Landschaft mit Häusern“ in der Sammlung präsent. Ganz anders die „Dünenlandschaft“ von Josef Mangold, einem Vertreter der „Neuen Sachlichkeit“, deren außergewöhnliche Komposition sich von den üblichen Strandansichten unterscheidet.

Wirkt Mangolds Gemälde meditativ, so ziehen Karli Sohn Rethels „Lastenträger“ und Heinrich Tischlers „Aufbäumendes Pferdegespann“ durch ihren bewegten Bildaufbau und ihre dynamische Pinselführung in Bann. „Man hat ausgezeichnete künstlerische Lebenswerke gebrochen und vernichtet, hat den Kreativen die wirtschaftliche Grundlage geraubt, sie eingeschüchtert, gefoltert und in den Tod getrieben“, führte Zehnder aus.

Die Realisierung eines Museums der Exilkunst wäre ein starkes Zeichen in diesen finsteren Zeiten
Thomas B. Schumann, Verleger und Kunstsammler

Für die Ausstellung hat der Kunsthistoriker markante Landschaftsdarstellungen, Porträts und Stillleben ausgewählt, die beispielhaft für die Qualität der „Sammlung Memoria“ stehen. Seit langem wirbt Thomas B. Schumann für ein „Museum der Exilkunst“, um seine Schätze öffentlich zugänglich zu machen. „Die Realisierung wäre ein starkes Zeichen in diesen finsteren Zeiten“, so der Sammler, der auch Werke so herausragender Kunstschaffender wie Eugen Spiro, Eduard Bargheer und Charlotte Berend-Corinth besitzt.

Die Ausstellung im Gierdensaal der Abtei Brauweiler läuft bis zum 17. April. Geöffnet ist Freitag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr, der Eintritt ist frei.

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