Dansweiler HoldhofVon der Ruine zum Traumhaus

Stolz sind Heike und Jörg Steland auf die gelungene Sanierung. Alt und Neu sind zu einer stimmigen Einheit verschmolzen.
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Pulheim – Als Heike und Jörg Steland sich im September 2006 das Herrenhaus des stattlichen Holdhofs in Dansweiler ansahen, war es „eine komplette Ruine“. Das Paar fing dennoch Feuer. „Wir hatten sofort eine Vision“, berichtet der Ingenieur, „wir wollten den Boden tiefer legen, um Höhe zu gewinnen; die Wand zum Garten hin öffnen und eine Galerie einziehen“. „Am typischen Reihenhaus hatten wir kein Interesse, wir waren auf der Suche nach etwas Besonderem“, erklären die Stelands, die im Internet- auf das Objekt gestoßen waren.
Im restaurierten Fachwerkhaus sind nach der gelungenen Sanierung Alt und Neu zu einer stimmigen Einheit verschmolzen. Der ursprüngliche Charakter wurde so weit wie möglich bewahrt, ohne dass die vierköpfige Familie auf modernen Komfort und Helligkeit verzichten muss.
Im Herbst wird zum zweiten Mal der mit 7000 Euro dotierte Rheinische Preis für Denkmalpflege verliehen. Die vom Land NRW gestiftete Auszeichnung würdigt Menschen, die ein Denkmal auf beispielhafte Weise saniert haben. Unter den 55 Bewerbern sind fünf aus dem Rhein-Erft-Kreis. Die Rundschau hat sie besucht und stellt die Besitzer und ihre Häuser in loser Folge vor.
„Anno 1550“ steht zwar auf dem Giebel zu lesen, die Deckenkonstruktion und der Gewölbekeller aber legen eine Erbauung im 17. oder 18. Jahrhundert nahe. Die ehemaligen Ställe des Vierkanthofs waren bereits einige Zeit zuvor zu Wohnungen ausgebaut worden; das einstige Herrenhaus aber befand sich in einem erbarmungswürdigen, stark vernachlässigten Zustand und war über die Jahre „immer weniger geworden“, wie Steland sich erinnert.
Entsprechend aufwändig gestaltete sich die Restaurierung. Das Ständer-Fachwerk war von Insekten befallen, der Hausschwamm hatte dem Gebäude stark zugesetzt und auch die Lehmausfachungen mussten entfernt werden. „Baut ihr ein Haus aus Stöcken?“ hatte während der Rohbau-Phase nicht ganz unberechtigt ein Kind aus dem Dorf gefragt, als nur noch das Ständerwerk stehen geblieben war. Das wurde von Zimmerleuten fachmännisch ausgebessert; auch bei der Dämmung mit Lehm, Schilfrohr und Lehmputz hielt man sich streng an historische Vorgaben.
Die „rheinische Decke“ mit den verputzten Balken blieb aus Gründen des Denkmalschutzes ebenso erhalten wie alte Feldbrandsteine und eine originale Holztreppe, die wegen ihrer Steilheit und ihrer kurzen Stufen allerdings nicht benutzt wird, sondern nur als Erinnerungsstück an die Vergangenheit dient. Das betrifft auch die ehemalige Eingangstür, die jetzt als Schlagladen am Hoffenster ihren Dienst tut. Ein Hingucker ist auch der Doppelwaschtisch im Bad, bei dem alte Eichenbalken verwendet wurden. „Macht nicht zu viel Sichtholz“, hatte man den Hausbesitzern geraten, die sich im Hausinneren auf wenige, dafür umso markantere Holzelemente beschränkt haben.
Die massiven Eichendielen im Wohnzimmer wurden auf einer Holzgitter-Konstruktion verlegt; bei Küche und Flur entschieden sich die Stelands für große Platten aus Feinsteinzeug. Anderthalb Jahre hat die Sanierung in Anspruch genommen, an der die Dorfbewohner lebhaften Anteil nahmen; im September 2009 ist die junge Familie in das 220 Quadratmeter große Haus eingezogen, das bis zum Giebel geöffnet wurde. Im zweiten Obergeschoss verbindet ein gläserner Steg die beiden Schlafzimmer; auch die stählerne Treppenkonstruktion mit Stufen aus Glas trägt dazu bei, dem jahrhundertealten Haus ein ausgesprochen zeitgemäßes, elegantes Aussehen zu verleihen.
Maßgefertigt sind die Sprossenfenster und die zweiflügeligen Türen, die in den Garten führen, der an das Wohnzimmer angrenzt. „Wir hatten Glück, dass einer der Vorbesitzer noch ein Stück Land dazugekauft hatte“, freut sich Jörg Steland über die hübsch gestaltete Grünfläche, die ebenso als Sitzplatz dient wie der von allen Bewohnern genutzte Innenhof, der so etwas wie der kommunikative Mittelpunkt des ehemaligen Vierkanthofs ist, der jetzt zusammen mit einer Reihe weiterer historischer Häuser ein sehenswertes Ensemble am Lindenplatz bildet.
Die junge Familie genießt ihr Zuhause in vollen Zügen; Jörg Steland aber stecken die Unwägbarkeiten des Umbaus noch in den Knochen: „Die Sanierung war ein wahnsinniges Risiko und hätte uns leicht in den Ruin treiben können.“