Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

MängelSo empört reagieren Politiker in Frechen auf die verschobene Eröffnung des Freibads

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Bild ist das Sprungbecken zu sehen, in das eine Edelstahl-Auskleidung eingesetzt wird.

Die Becken des Freibades wurden mit Edelstahl ausgekleidet, aktuell verzögert sich die Wiedereröffnung erneut. (Archivbild)

Kritik an der Informationspolitik der Stadtverwaltung sowie Forderungen nach einer lückenlosen Aufklärung der Mängel werden geäußert. 

Die Hiobsbotschaft der Stadtverwaltung, dass das beliebte Terrassenfreibad entgegen der Planung auch im dritten Sommer wegen Sanierungsarbeiten geschlossen bleiben muss, sorgt für Enttäuschung und Empörung. Die Stadt hatte mitgeteilt, dass der Termin der Wiedereröffnung am 25. Juli erneut verschoben werden muss - frühestens im Sommer 2026 könne das Bad wieder geöffnet werden. Grund seien „erhebliche Verzögerungen infolge von Mängeln bei der Bauausführung sowie fehlende Angebote bei diversen Ausschreibungen“.

Knapp 13,9 Millionen Euro Sanierungskosten

Das Freibad ist seit Mai 2023 geschlossen, immer wieder verzögerten sich bislang die Arbeiten und Termine, die Kosten stiegen auf aktuell knapp 13,9 Millionen Euro. Der Sanierungsbedarf war bereits 2009 durch ein Gutachten festgestellt worden, weitere Mängel kamen hinzu.

Die Kommunikation gleicht einer Salami-Taktik, immer neue Teilmeldungen, aber kein klares Gesamtbild
Susanne Neustadt, sportpolitische Sprecherin der SPD Frechen

Mit Verärgerung habe er die Nachricht aus dem Rathaus zur Kenntnis genommen, empört sich Hans Günter Eilenberger, Fraktionsvorsitzender der SPD. Die Sozialdemokraten sehen Klärungsbedarf und fordern eine lückenlose Aufklärung der Verzögerung. „Die Kommunikation gleicht einer Salami-Taktik, immer neue Teilmeldungen, aber kein klares Gesamtbild“, kritisiert die sportpolitische Sprecherin der SPD, Susanne Neustadt.

SPD will einen Antrag für einen Sonderprüfauftrag stellen

„Der Betriebsausschuss sollte eine Empfehlung an den Rat zur Beauftragung des Rechnungsprüfungsamtes mit der Durchführung einer Sonderprüfung „Terrassenfreibad“ aussprechen. Damit könnte man Ordnungsmäßigkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit sowie die Überprüfung von (Nachtrags-)Vergaben und die Zusammenarbeit verschiedener Organisationseinheiten intensiv einer Prüfung unterziehen“, fordert Eilenberger.

Der Vorsitzende des Sportausschusses und SPD-Bürgermeisterkandidat Uwe Tietz ergänzt: „Der Sonderprüfauftrag kann helfen, Schwachstellen im Projektmanagement sowie in der Organisation aufzudecken und er liefert eine fundierte Grundlage für Verbesserungen bei zukünftigen Bauprojekten, die die Stadt in den kommenden Jahren zu erwarten hat.“

Auf dem Bild ist die Baustelle und ein Bagger im Freibad Frechen zu sehen.

Noch immer ist das Freibad in Frechen aktuell eine Baustelle, im dritten Sommer muss es geschlossen bleiben.

Auch die CDU-Fraktion bedauere es außerordentlich, dass die Wiedereröffnung verschoben werden müsste, betont die Fraktionsvorsitzende Karla Palussek. „Jetzt müssen die Ursachen genauestens aufgearbeitet werden, auch ob der verantwortliche Bauüberwacher seine Arbeit gewissenhaft gemacht hat. Und ob er oder auch der Ausschussvorsitzende des Betriebsausschusses nicht schon früher über die Verzögerung hätte informieren sollen“, so Palussek. Insofern sei es richtig, dass die Verwaltung mögliche Ansprüche gegenüber Dritten prüfen lassen wolle.

Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass die Verwaltung über die gesamte Projektdauer „am Schwimmen“ gewesen ist
Dieter Zander, Fraktionsvorsitzender Perspektive für Frechen

Von „einem Dilemma und einer Riesenenttäuschung für die potentiellen Badegäste“ spricht die Perspektive für Frechen. Hinzu käme die wirtschaftliche Komponente, da nun auch in 2025 keine Eintrittsgelder eingenommen werden könnten. „Mit Blick auf den sorgsamen und wirtschaftlichen Umgang mit Steuergeldern erwarten wir eine lückenlose Aufarbeitung sowie die Prüfung potentieller Regressansprüche. Insgesamt bleibt zu konstatieren, dass die gesamte Sanierung nicht rund gelaufen ist und zahlreiche Fragen aufwirft“, so der Fraktionsvorsitzende Dieter Zander.

Die Art der Kommunikation sei ein Affront gegenüber den Ausschussmitgliedern und den Mandatsträgern. „Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass die Verwaltung über die gesamte Projektdauer „am Schwimmen“ gewesen ist und hoffen, dass die Fördermittel „nicht baden gehen“ werden“, konstatiert Zander.

Frechen geht baden, nicht schwimmen
Angela Lindemann-Berk, FDP-Fraktionsvorsitzende Frechen

Von einer langen Kette von Versäumnissen, die schier zum Verzweifeln seien, spricht die FDP-Fraktionsvorsitzende Angela Lindemann-Berk. Sie kritisiert zudem auch das „scheibchenweise Informieren“ der Politik. Zudem drohe der Stadt aktuell ein Haushaltssicherungskonzept: „Sind wir gezwungen, uns diesem zu unterwerfen, ist fraglich, ob es dann 2026 zu einer Eröffnung kommen kann, denn das Unterhalten eines Freibades gehört zu den freiwilligen Leistungen“, fürchtet Lindemann-Berg. Ihr Fazit: „Frechen geht baden, nicht schwimmen!“

Auch Peter Singer, BSW-Fraktionsvorsitzender bemängelt: „Es ist eigentlich wie immer. Häppchenweise erfährt man, wie es um ein Projekt steht oder besser, wie schlimm es steht. Offensichtlich gab es Planungsfehler und ein fehlendes oder unzureichendes Risikomanagement." 

Auf dem Bild ist die Baustelle und ein Bauzaun im Freibad Frechen zu sehen.

Noch immer ist das Freibad in Frechen aktuell eine Baustelle, im dritten Sommer muss es geschlossen bleiben.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Uta Spork, konstatiert: „Leider muss ich mit einer großen Resignation feststellen, dass sich hier ein Drama in Frechen an das nächste reiht. Es ist ein Debakel mit Ansage.Wir erleben seit Jahren jetzt eine Verwaltung, die an allen Ecken überfordert ist. Es fehlt im Rathaus an Struktur und klaren Dienstanweisungen.“

Die Stadtverwaltung betont: „Wir bedauern die erneute Verzögerung sehr – niemand hat ein größeres Interesse an einer zügigen Fertigstellung als wir.“ Es würden bereits seit Herbst 2024 intensive Gespräche mit den Prozessbeteiligten geführt, um die Ursachen der Verzögerung aufzuarbeiten und das Projekt wieder auf Kurs zu bringen.

Auch externe Fach- und Rechtsberatungen seien eingeschaltet, um mögliche Ansprüche gegenüber Dritten zu prüfen. Als Alternative stehe den Schwimmern im Sommer weiterhin das Hallenbad fresh open zur Verfügung.