Der 52-jährige SPD-Politiker ist verheiratet und Vater einer erwachsenen Tochter. Er spricht über seine Ziele und Pläne für Frechen.
SPD-Bürgermeisterkandidat Uwe Tietz: „Frechen braucht neue Impulse und frische Ideen“

Der 52-jährige SPD-Politiker Uwe Tietz tritt für die SPD Frechen als Bürgermeisterkandidat an.
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Die CDU stellt seit 1999, also seit 26 Jahren, den Bürgermeister in Frechen. Warum ist es Ihrer Meinung nach jetzt Zeit für einen SPD-Bürgermeister?
Nach Jahren des gefühlten Stillstandes ist es an der Zeit, neue Impulse und frische Ideen in die Stadtführung zu bringen. Frechen steht heute vor komplexen Herausforderungen, angefangen von bezahlbarem Wohnraum über exzellente, chancengerechte Bildung und moderne Infrastruktur bis hin zum Klimawandel und der Sorge um den sozialen Zusammenhalt.
Deshalb braucht Frechen eine mutige Führung, die sich innovativen, zukunftsorientierten Lösungen und nicht dem eigenen Parteibuch verschreibt. Frechen braucht einen Bürgermeister, der als Vermittler die unterschiedlichen Akteure – Bürgerschaft, Wirtschaft, Politik und Vereine – im Dialog zusammengeführt, weil er die Sorgen und Nöte der Menschen kennt und ernst nimmt.
Mein Motto ist dabei klar: Überzeugen durch Handeln! Denn nur durch entschlossenes, transparentes und engagiertes Handeln können wir gemeinsam das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger gewinnen und Frechen in eine erfolgreiche Zukunft führen.
Was gibt den Ausschlag, dass Sie sich das Amt des Bürgermeisters zutrauen?
Mit über 30 Jahren Verwaltungserfahrung in einer Bundesbehörde und langjähriger kommunalpolitischer Praxis kenne ich die Herausforderungen und Chancen in Frechen sehr genau. Ich weiß, wie wichtig das Zusammenspiel von Verwaltung und Politik ist, um echte Ergebnisse für unsere Stadt zu erzielen.
Meine tiefe Verbundenheit mit Frechen und mein offenes Ohr für die Anliegen der Menschen sind mein Antrieb. Teamarbeit und Dialog mit allen gesellschaftlichen Gruppen stehen für mich daher an erster Stelle. Deshalb traue ich mir das Amt mit Überzeugung zu.
Was unterscheidet Sie von Ihren beiden Herausforderern Gerd Koslowski (CDU) und Wolfgang Höfig (Perspektive für Frechen)?
Zunächst einmal verfüge ich als einziger Kandidat über eine jahrzehntelange Verwaltungserfahrung, kombiniert mit fundierter kommunalpolitischer Erfahrung und ehrenamtlichen Engagement etwa im Sozialverband VdK oder als ehemaliger mehrjähriger Sprecher der AG Schulpflegschaften im Schulausschuss.
Als jüngster Kandidat verbinde ich damit eine frische Sicht auf die Herausforderungen mit langjähriger Erfahrung und Verwaltungsexpertise. Ich halte dies für das Rüstzeug, das der Bürgermeister mitbringen muss, der die Stadt sozial, ökologisch, wirtschaftlich zukunftsfähig mit einer modernen, bürgerfreundlichen Verwaltung, aufstellen will.
Viel diskutiertes Thema in Frechen war und ist die Planung einer Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Geflüchtete in Königsdorf – wie stehen Sie dazu?
Ich glaube, wir müssen hier unterscheiden zwischen dem Ob und dem Wie. Zu der grundsätzlichen Entscheidung für eine ZUE in Königsdorf stehe ich, da sie im gesamtstädtischen Interesse finanzielle, personelle und infrastrukturelle Ressourcen schonen wird. Blicke ich allerdings auf das „Wie“ zurück, habe ich inzwischen dazugelernt, dass Politik und Verwaltung künftig frühzeitiger und transparenter, insbesondere mit den unmittelbar Betroffenen, kommunizieren müssen, um das Vertrauen in politische Entscheidungen zu stärken.
Was sind für Sie die drei wichtigsten Themen im Wahlkampf?
Die drei wichtigsten Themen im Wahlkampf sind für mich Wohnraum, Schule, Strukturwandel.
Im Bereich Wohnen ist es dringend notwendig, mehr öffentlich geförderte Wohnungen zu schaffen, insbesondere durch eine verbindliche Quote und die Entwicklung neuer Flächen, damit alle Bevölkerungsgruppen – von Familien, jungen Menschen bis zu Senioren – in Frechen eine Perspektive haben. Wir brauchen darüber hinaus gezielte Angebote gegen Vereinsamung und mehr altersgerechte Wohnungen. Zum Komplex Wohnen gehört für mich auch ein sauberes und sicheres Umfeld ohne Angsträume, mit einer deutlich sichtbaren Präsenz des Ordnungsamtes.
Beim Strukturwandel geht es darum, hochwertige und gut bezahlte Arbeitsplätze zu schaffen, indem wir gezielt auch Hightech-Unternehmen ansiedeln, Gewerbeflächen reaktivieren und die Infrastruktur modernisieren, um Frechen wirtschaftlich zukunftsfähig zu machen.
Und in der Bildung setze ich auf den Bau von zwei Grund- und einer Gesamtschule, die Sanierung bestehender Gebäude und moderne Lernumgebungen, damit alle Kinder die besten Chancen erhalten.
Worin sehen Sie die größten Probleme in Frechen?
Einer der größten Probleme in Frechen sehe ich im Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Hinzu kommt, dass die öffentliche Infrastruktur – von Schulen über Straßen bis zu Sportanlagen – in den vergangenen 25 Jahren im wahrsten Sinne des Wortes kaputtgespart wurde, sodass ein erheblicher Sanierungsstau entstanden ist.
Auch die Bedingungen für ÖPNV sowie Radfahrer und Fußgänger müssen dringend verbessert werden, damit Mobilität sicherer, attraktiver und klimafreundlicher wird. Zudem steht der soziale Zusammenhalt durch wachsende Unterschiede bei Lebensrealitäten unter Druck. Deshalb braucht es mehr Investitionen in Bildung, Betreuung und Infrastruktur, um allen Menschen in Frechen gute Chancen und eine lebenswerte Stadt zu bieten.
Wo liegen die besten Chancen für die Stadt?
Frechen ist ein wirtschaftsstarker Standort mit idealen Voraussetzungen bei der Verkehrsanbindung und hoher Lebensqualität, deren Chancen wir gezielt nutzen sollten. Die attraktive Lage im Kölner Raum eröffnet uns zahlreiche Möglichkeiten für Kooperationen, Wachstum und überregionale Vernetzung.
Mit Investitionen in Bildung, Wohnungsbau und nachhaltige Mobilität können wir die Lebensqualität weiter steigern und innovative Projekte vorantreiben, die neue Arbeitsplätze schaffen. Unsere engagierte Gemeinschaft, die vielen Vereine sowie das breite Angebot an Bildungs-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sind starke Grundlagen für eine positive Entwicklung. Diese Potenziale möchte ich aktiv fördern.
Was würden Sie bei einem Wahlsieg anders machen als Ihre Vorgängerin?
Ich verstehe das Amt des Bürgermeisters als Ansprechpartner auf Augenhöhe und Brückenbauer, der zuhört, die Anliegen der Menschen aufnimmt und sich kümmert. Die Betonung muss – wie auch in dem Wort Bürgermeister – immer auf dem Bürger liegen.
Die Verwaltung soll moderner, digitaler und serviceorientierter werden; hier können auch die Wiedereinführung einer Bürgersprechstunde sowie weitere Dialogformate sehr hilfreich sein. Auch die Zusammenarbeit mit Vereinen, Unternehmen und sozialen Einrichtungen möchte ich intensivieren. Außerdem setze ich auf eine nachhaltige Stadtentwicklung, die Ökologie und Ökonomie stärker miteinander verbindet.
Was wünschen Sie sich für Frechen im Jahr 2030?
Ich wünsche mir ein Frechen, das sozial gerechter, klimafreundlich und wirtschaftlich stärker ist. Wir müssen endlich vor (!) die Lage kommen, nicht mehr nur zu reagieren, sondern unsere Stadt aktiv und vorausschauend gestalten.
Mir ist wichtig, dass Frechen eine Stadt bleibt, in der Familien sich wohlfühlen, Kinder beste Bildungschancen erhalten und attraktive Freizeit- und Kulturangebote zur Verfügung stehen. Eine hohe Lebensqualität für alle Generationen soll dabei genauso selbstverständlich sein wie nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften. Mein Ziel ist es, diese Vision gemeinsam mit den Menschen vor Ort Wirklichkeit werden zu lassen.