Gaskraftwerke in HürthStatkraft rechnet mit besserer Auslastung durch Energiewende

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Als Brückentechnologie bei der Energiewende gelten die Gaskraftwerke. Die Anlagen in Knapsack sind inzwischen häufiger am Netz.

Als Brückentechnologie bei der Energiewende gelten die Gaskraftwerke. Die Anlagen in Knapsack sind inzwischen häufiger am Netz.

Hürth-Knapsack – Über viele Jahre hat der norwegische Energiekonzern Statkraft mit seinen beiden Gas- und Dampfturbinenkraftwerken im Chemiepark auf dem Knapsacker Hügel Verluste eingefahren. Hohe Gas- und niedrige Strompreise haben den Betrieb der Kraftwerke unwirtschaftlich gemacht, so dass sie kaum am Netz waren. Doch durch die Energiewende und den bevorstehenden Ausstieg aus der Braunkohle haben sich die Perspektiven verbessert. „Wir gehen davon aus dass sich die Kraftwerke langfristig rechnen werden“, sagt Unternehmenssprecherin Anne Joeken.

Rund 750 Millionen Euro haben die Norweger auf dem Knapsacker Hügel investiert. Das erste der beiden hocheffizienten Gas- und Dampfturbinenkraftwerke mit einer Leistung von 800 Megawatt ging 2007 ans Netz. Das zweite Kraftwerk mit 450 Megawatt Leistung folgte im Sommer 2013, doch es wurde zunächst nur symbolisch in Betrieb genommen, weil die Kosten die Erlöse überstiegen hätten.

Betriebskosten eingefahren

Inzwischen sind die beiden Kraftwerke öfter am Netz. Nach Auskunft des Betreibers konnten die Anlagen 2016 und 2017 zumindest die Betriebskosten einfahren. 2018 sind die Kraftwerke Knapsack I und Knapsack II nach Angaben von Statkraft insgesamt 3900 Stunden lang gelaufen, also zusammen rechnerisch knapp 163 Tage. 1,3 Terawattstunden Strom haben die Turbinen erzeugt. Das reicht, um 325.000 Haushalte zu versorgen.

Dabei war 2018 kein ideales Jahr. Zwar sei auf dem milden Winter mit niedrigen Strompreisen ein extrem kaltes Frühjahr gefolgt, blickt Pieter Schipper, Geschäftsführer von Statkraft Markets in Düsseldorf, zurück. Und wenn es kalt ist, steigen die Strompreise üblicherweise. Allerdings habe die späte Kälteperiode auch zu hohen Gaspreisen geführt, weil die Gasspeicher leerliefen. „Dadurch waren Gaskraftwerke im Vergleich zu Kohlekraftwerken nicht wettbewerbsfähig“, so Schipper. „Selbst der deutlich höhere Preis für Emissionszertifikate, der sich im Laufe des Jahres fast verfünffacht hat, konnte noch keine Trendwende einleiten.“

Technische Probleme

Hinzu kamen technische Probleme. Im Februar 2018 kam es zu einem Kurzschluss an einem der drei Generatoren im Kraftwerk Knapsack I. Eine Inspektion ergab, dass auch die anderen beiden Stromerzeuger in dem Kraftwerk von der Schwachstelle betroffen waren. Alle drei Generatoren mussten umgerüstet werden, unter anderem wurden die Rotoren verbessert. Zur wirtschaftlich wichtigen Herbst- und Wintersaison konnte die Anlage aber wieder angefahren werden.

„Alles in allem war 2018 ein zufriedenstellendes Jahr für den Betrieb der Gaskraftwerke, auch wenn bisher keine substanziellen Gewinne erwirtschaftet werden konnten“, bilanziert Geschäftsführer Schipper. „Die Gaskraftwerke von Statkraft sind aktuell nicht in den roten Zahlen.“ In Folge der längeren Laufzeiten hat Statkraft auch die Personalstärke für den Betrieb in Knapsack erhöht, und zwar um sechs auf 41 Mitarbeiter.

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„Generell gehen wir davon aus, dass die Bedeutung von Gaskraft im Energiemix steigen wird“, sagt Pieter Schipper zu den Zukunftsaussichten. „Basierend auf den Erwartungen bezüglich des Strompreises erwarten wir höhere Betriebsstunden für Gaskraftwerke.“ Gaskraftwerke seien „ein guter Partner der Erneuerbaren im Netz, da sie schnell und flexibel eingesetzt werden können“.

Ob ein Gaskraftwerk angefahren wird, entscheiden die Marktbeobachter von Statkraft Market in Düsseldorf, die an der Leipziger Strombörse mit Energie handeln, mitunter von einem Tag auf den anderen. Teils laufen die Turbinen nur stundenweise. Der Strompreis hänge auch vom Wetter ab, sagt Statkraft-Sprecherin Anne Joeken. Geradezu perfekt war die Witterung aus Sicht des Gaskraftwerksbetreibers in den letzten anderthalb Januar-Wochen. „Da war es dunkel, kalt und windstill“, blickt Joeken zurück, „außerdem war der Gaspreis niedrig.“ Wenn wenig Wind- und Sonnenenergie im Netz ist, dann schlägt die Stunde der Gaskraftwerke.

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