150 Prozent Anstieg geplantHürth macht Rückzieher bei höheren Gebühren für Musikschule

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Das Foto zeigt ein Ensemble der Josef-Metternich-Musikschule beim Jahreskonzert.

Musik von Jazz bis Klassik wird beim Jahreskonzert der Josef-Metternich-Musikschule gespielt.

Die Gebühren für den Besuch der Musikschule werden auch künftig von den Steuerzahlern mitgetragen.

Die Schülerinnen und Schüler der städtischen Josef-Metternich-Musikschule in Hürth müssen sich auf steigende Kursgebühren einstellen. Die Verwaltung schlägt vor, die Kursentgelte für Erwachsene um zwölf Prozent und die für Kinder und Jugendliche um sechs Prozent zu erhöhen. Im Raum standen sogar noch erheblich höhere Gebühren für die Erwachsenen.

Die neue Gebührenkalkulation geht auf einen Antrag zurück, den CDU und Grüne bereits im Februar 2017 gestellt hatten. Der Auftrag: Die Verwaltung sollte eine Kalkulation vorlegen, auf deren Grundlage der Musikunterricht für Erwachsene künftig kostendeckend wäre, also nicht mehr vom Steuerzahler bezuschusst werden müsste. Dabei sollten fiktive   Mietpreise für die Räume, die Verwaltungskosten und alle weiteren Nebenkosten eingerechnet werden.

Erwachsene müssten für Einzelunterricht 150 Prozent Aufschlag zahlen

Inzwischen hat die Verwaltung nach zwei Wechseln an der Musikschulspitze die Rechnung aufgemacht. Das Ergebnis: Die Kursgebühren für Erwachsene müssten um 150 Prozent angehoben werden, um kostendeckend zu sein. 45 Minuten Einzelunterricht pro Woche würden dann 367 statt 146,80 Euro im Monat kostet, in der Gruppe mit sechs Teilnehmern wären es 61,25 Euro statt 24,50 Euro. 152.000 Euro würde die Musikschule unterm Strich zusätzlich einnehmen, die Deckungslücke wäre damit zumindest bei den   Erwachsenen geschlossen.

Doch die Rechnung geht nur auf, wenn die Anteil der erwachsenen Musikschüler – derzeit sind es 185 der 928 Kursteilnehmer – trotz der höheren Gebühren stabil bleibt. Daran hat der für den Kulturbetrieb zuständige Beigeordnete Jens Menzel aber Zweifel. Die Verwaltung geht davon aus, dass etliche Schüler auf günstigere Musikschulen in der Nachbarschaft ausweichen oder sich ganz vom Musikunterricht abmelden.

Beigeordneter hält Vervielfachung der Beitragssätze für nicht durchsetzbar

Welche Folgen die Gebührenerhöhung darüber hinaus für die Ensembles wie Big Band, Salonorchester, den Elternchor und die Ü50-Rockband „Silverstripes“ hätte, sei schwer vorherzusagen. Die Verwaltung verweist in ihrer Vorlage darauf, dass „diese Ensembles inzwischen als fester Bestandteil im Hürther Kulturleben zu bewerten“ seien.

Der Beigeordnete Menzel hält eine Vervielfachung der Beitragssätze jedenfalls für nicht durchsetzbar – und auch nicht für wünschenswert. Sie passten nicht zum Auftrag der städtischen Musikschule, sagt Menzel auf Nachfrage: „Wir wollen nicht nur eine Jugendmusikschule unterhalten, sondern eine Musikschule für alle, die ein Instrument erlernen oder musizieren wollen, egal welcher Altersgruppe sie angehören.“

Als Alternative zur drastischen Preiserhöhung für Erwachsene schlägt die Verwaltung moderate Erhöhungen für alle Musikschüler vor. Damit könnten Mehraufwendungen etwa für Energie, Gebäude und Personal ein Stück weit aufgefangen und der Zuschussbedarf etwas reduziert werden.

Der Beigeordnete Menzel verweist darauf, dass die Musikschulgebühren seit sechs Jahren nicht mehr erhöht worden seien. Die vorgeschlagenen zwölf Prozent entsprächen damit grob gerechnet einer Erhöhung von zwei Prozent pro Jahr. Kinder sollten weniger belastet werden.

Die Grünen wollen die neue Gebührenordnung noch beraten

Allerdings würden die Mehreinnahmen sich dann nur noch auf 11.500 Euro im Jahr summieren. Am Zuschussbedarf würde das kaum etwas ändern. Aktuell wird die Musikschule jährlich mit 500.000 Euro im Jahr aus dem städtischen Haushalt gefördert, „Tendenz steigend“, wie Menzel berichtet.

Der Bildungsausschuss wollte die neue Gebührenordnung so noch nicht beschließen. „Wir haben Diskussionsbedarf“, erklärte Grünen-Sprecher Clemens Cochius. SPD-Sprecherin Margit Reisewitz machte bereits deutlich, dass sie auch eine Erhöhung um zwölf Prozent angesichts der Inflation für „das falsche Signal“ halte. Die Entscheidung soll nun der Stadtrat am 28. März treffen. Die Gebührenerhöhung könnte dann am 1. Juli in Kraft treten.

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