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Fahrstuhl außer BetriebHürtherin (78) sitzt über Monate in ihrer Wohnung im siebten Stock fest

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Das Foto zeigt eine Frau auf dem Balkon ihre Wohnung.

Einen weiten Ausblick hat Marianne Schmitz vom Balkon ihrer Wohnung im siebten Stock. Doch ohne Aufzug ist die Höhe ein Problem für die gehbehinderte Rentnerin.

Drei Monate nach einem Brand in einem Hochhaus war der Aufzug immer noch außer Betrieb. Eine Mieterin konnte ihre Wohnung kaum verlassen.

Mehr als drei Monate lang hat Marianne Schmitz ihre 40-Quadratmeter-Wohnung im siebten Stock eines Hochhauses an der Sudetenstraße in Hermülheim nicht verlassen. Seit einem Wohnungsbrand in der zweiten Etage in der Nacht zum 23. März war der Fahrstuhl außer Betrieb. Die 102 Stufen von der Haustür bis zu ihrer Wohnung waren für die 78-jährige, gehbehinderte Frau ein kaum zu überwindendes Hindernis. Die Rentnerin fürchtete, noch wochenlang in ihrer Wohnung festzusitzen.

Mit Schrecken erinnerte sich die ehemalige Krankenpflegerin an die Brandnacht. Einsatzkräfte der Feuerwehr retteten 22 Menschen aus ihren Wohnungen, davon 17 über zwei Drehleitern. Sie selbst sei von Feuerwehrleuten, die ihre Wohnungstür aufgebrochen hätten, durch das Treppenhaus ins Freie gebracht worden. Knapp zwei Wochen habe sie anschließend im Hotel gewohnt, bevor sie – wie die meisten anderen Mieter – in ihre Wohnung zurückkehren konnte. Doch der Aufzug blieb außer Betrieb.

Hürth: Spezialfirma muss Aufzugsschacht und Triebwerksraum reinigen

An den Wänden im Treppenhaus im Bereich der Brandwohnung sind noch Spuren des Feuers zu sehen, es riecht dort immer noch leicht nach Qualm. Der Brandrauch, der sich im gesamten Gebäude ausbreitete, legte auch den Aufzug lahm. „Der Brand hat zu einer erheblichen Verrußung im Aufzugschacht und im Triebwerkraum geführt“, so Christina Jordan, Sprecherin des Wohnungsunternehmens Vonovia, auf Anfrage. „Hier muss leider eine aufwendige chemische Reinigung durch eine Spezialfirma erfolgen, die wir auch beauftragt haben. Bis dahin darf der Aufzug bedauerlicherweise nicht wieder betrieben werden.“

Ein Gebäude mit sieben Etagen.

Die meisten Mieter konnten knapp zwei Wochen nach dem Brand in ihre Wohnungen zurückkehren. Der Aufzug funktionierte aber nicht.

Zwar organisierte Vonovia in Zusammenarbeit mit der AWO einen Tragedienst, der auf Wunsch auch Personen transportiert. Doch dieser Dienst muss ein bis zwei Tage im Voraus bestellt werden – für Schmitz keine praktikable Lösung. „Ich will niemandem zur Last fallen“, sagte sie. Die nötigsten Dinge brachte ihr der Fahrer eines Tiefkühl-Lieferdienstes mit, die Post holte der Pflegedienst aus dem Briefkasten.

Marianne Schmitz lebt seit fast 20 Jahren in dem Hochhaus, doch in den letzten drei Monaten fühlte sie sich von ihrem Vermieter zunehmend alleingelassen. „Ich habe mehrfach nachgefragt, wann der Aufzug wieder funktioniert“, berichtete die Mieterin. „Die haben mir gerade erst gesagt, dass es noch ein paar Wochen dauern wird.“

Auch Vonovia bestätigte auf Anfrage zunächst schriftlich per E-Mail, dass der Aufzug voraussichtlich Ende Juli wieder in Betrieb gehen werde. Doch kurz darauf kam die überraschende Wendung: Sprecherin Jordan meldete sich telefonisch in der Redaktion und teilte mit, dass der Fahrstuhl soeben wieder freigegeben worden sei.