Geld wird knappDen Vereinen in Hürth drohen hohe Kosten für ihre Kunstrasenplätze

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Ein Kunstrasenplatz mit weißer Seitenlinie, Figuren und Toren im Hintergrund.

Der Fußballplatz in Stotzheim wurde als einer der ersten in Hürth mit Kunstrasen ausgestattet. Das künstliche Grün musste bereits erneuert werden.

Ein Kunstrasenplatz wird neu gebaut, etliche müssen in den kommenden Jahren saniert werden. Der Stadt geht dafür womöglich das Geld aus.

Auf die Hürther Vereine, die auf Kunstrasen kicken, kommen womöglich in Zukunft hohe Kosten zu. Bislang finanziert die Stadt sowohl den Bau neuer als auch die Sanierung vorhandener Kunstrasenplätze aus der Sportpauschale, die das Land jährlich an die Stadt bezahlt. Jedoch: „Die Sportpauschale ist endlich“, warnt der für den Sport zuständige Erste Beigeordnete Jens Menzel. „Wir müssen uns Gedanken über die Finanzierung künftiger Sanierungen machen.“

Aktuell ist der Topf, in den die nach Einwohnerzahl berechnete Sportpauschale fließt, mit rund 930.000 Euro noch gut gefüllt. Knapp 230.000 Euro kommen nach aktuellen Stand jedes Jahr dazu. Doch auch die bereits geplanten Abflüsse sind hoch.

Hürther Vereine müssen Kredite für Kunstrasen aufnehmen

In Hürth müssen die Vereine auf Beschluss des Stadtrats seit einigen Jahren selbst einen Kredit für den Bau von Kunstrasenplätzen aufnehmen, den die Stadt dann jährlich aus der Sportpauschale abstottert. Allein der für 2024 vorgesehene Bau eines 1,3 Millionen Euro teuren Kunstrasenplatzes für den FC Berrenrath wird die Sportpauschale mit jährlich mehr als 120.000 Euro belasten – und das als mit Abstand größter Kostenblock bis ins Jahr 2038 hinein.

Aber auch die Instandhaltung vorhandener Kunstrasenplätze geht mächtig ins Geld. Die Verwaltung geht von einer Haltbarkeit von maximal 15 Jahren aus, danach muss zumindest der Kunstrasenbelag erneuert werden. Schon nach zehn Jahren wird mit 25.000 Euro pro Platz für kleinere Instandsetzungsarbeiten gerechnet.

Zwei Kunstrasenplätze in Hürth müssen 2025 erneuert werden

Für das Jahr 2025 stehen zwei Plätze auf der Sanierungsliste, die eigentlich überfällig sind. In Efferen muss die Oberfläche des 2008 gebauten und 2021 geflickten Kunstrasenplatzes ausgetauscht werden, erwartete Kosten: 400.000 Euro. Und der aus dem Jahr 1999 stammende und 2009 sanierte Kunstrasen des Hockeyplatzes am Stadion in Alt-Hürth ist ebenfalls fällig, knapp 310.000 Euro an Kosten werden angesetzt.

In den Jahren 2028 und 2029 folgen der Kunstrasen in Fischenich (380.000 Euro), Baujahr 2013, sowie der kleine und der große Kunstrasenplatz in Gleuel (400.000 Euro), erbaut im Jahr 2014. Noch bis 2029 wird außerdem die Sanierung in Stotzheim aus dem Jahr 2019 abbezahlt, die 230 000 Euro gekostet hat.

Hürther Verwaltung rechnet mit steigenden Kosten

Nach Berechnungen der Verwaltung werden sich – Stand jetzt – im Jahr 2034 noch etwa 620.000 Euro im Topf befinden. Doch die Rechnung hat einige unsichere Faktoren. „Die große Unbekannte ist die Inflation“, sagt Clemens Cochius, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen. „Sie wird wahrscheinlich zur Verteuerung aller Projekte führen.“ Und der Sportausschussvorsitzende Hans-Josef Lang (CDU) stellt die Fragen: „Gibt es die Sportpauschale dann noch? Und wird sie angepasst?“

„Stand jetzt ist alles finanziert“, sagt der Beigeordnete Jens Menzel. Aber auch er geht von steigenden Baupreisen aus. So sei nicht ausgeschlossen, dass sich in acht bis zehn Jahren größere Lücken bei der Finanzierung der Kunstrasenplätze auftun werden. Es müsse darüber nachgedacht werden, wie die Löcher dann gestopft werden können.

Hürth will Kunstrasen nicht aus Haushaltsmitteln bezahlen

Ob der Stadtrat künftig von seinem mit schwarz-grüner Mehrheit gefassten Grundsatzbeschluss abrücken wird, Kunstrasenplätze nicht aus Haushaltsmitteln zu bezahlen, ist offen. Schließlich sei, so Menzel, auch unklar, wie sich die städtischen Finanzen überhaupt entwickeln werden.

Der Beigeordnete will nicht ausschließen, dass die Vereine – je nach Leistungsfähigkeit – einen Teil der Sanierungskosten künftig selbst übernehmen müssen. Menzel: „Das ist eine äußerst schwierige Situation, die auf uns zukommt. Wir werden ein Regelwerk aufsetzen müssen, das den Vereinen ein Überleben möglich macht.“

Angesichts der hohen Sanierungskosten und der finanziellen Lage steht für die Grünen bereits fest: „Für Neubauten, die über die bisherigen Planungen hinaus gehen, sehen wir keinen finanziellen Spielraum“, so Ratsmitglied Stefan Buro. Das dürfte vor allem eine schlechte Nachricht für den SV Kendenich sein, der auf eigenem Platz immer noch auf Asche spielt und seit langem ebenfalls einen Kunstrasen fordert.

Die Verwaltung räumt unterdessen ein, dass für Projekte außerhalb von Kunstrasenplätzen kaum Geld aus der Sportpauschale übrig bleibe. Daran hatte es in der Vergangenheit auch aus Reihen anderer Sportvereine Kritik gegeben.

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