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TraumberufWie David Weth zum Hundeversteher wurde

Lesezeit 4 Minuten

Bei ihm werden selbst freche Kläffer brav: Hundetrainer David Weth setzt nicht auf Drill, sondern auf ein vertrauensvolles Miteinander von Mensch und Tier.

Hürth – Wer beobachtet, wie sensibel, aber dennoch konsequent er mit den bestimmt nicht immer ganz pflegeleichten Vierbeinern im Tierheim Helenenhof umgeht, der merkt sofort: David Weth ist – im positiven Sinne – wirklich auf den Hund gekommen. Und zwar so sehr, dass er sein tierisches Hobby sogar zum Beruf gemacht hat: Weth ist einer der wenigen professionellen Hundetrainer im Kreisgebiet. „Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Schritt gewagt habe“, erzählt der 45-Jährige, der früher in der Werbebranche und als Vertriebscontroller tätig war, „aber für mich ist die tägliche Arbeit mit den Hunden zum absoluter Traumjob geworden.“

Seit zwölf Jahren ist David Weth, manchen sicher auch als rockender Frontmann der Dave Weth Band bekannt, als Coach für Vierbeiner im Einsatz. Bevor er in Stotzheim die Hundeschule „canis intellectus“ eröffnete, hat Weth freilich einiges an Zeit und auch an Geld in seinen Traumjob investiert. Der Rheinländer ging eigens in die Schweiz, um dort eine fundierte Ausbildung zum Hundetrainer zu machen. Parallel studierte er außerdem Tierpsychologie. In Deutschland war eine solche Ausbildung zu diesem Zeitpunkt nicht möglich.

„Veraltete Methoden“

„Bis vor etwa zwei Jahren konnte sich so gut wie jeder Hundetrainer nennen“, erklärt David. Nach wie vor gebe bei uns keine bundesweit geregelte Ausbildung. „Viele Hundeschulen arbeiten noch mit veralteten Methoden“, meint er. Er selber hingegen ist gegen allzu hartes Anpacken, da es in der Mensch-Hund-Beziehung vor allem auf Vertrauen ankomme. Gebissen wurde er bisher trotzdem nur einmal. „Und auch nur, weil der Halter im Vorfeld nicht offen über den Hund gesprochen hat.“

In seiner Hundeschule wird neben individuellen Einzeltraining für Hund und Halter auch der Sport großgeschrieben. Hierzu gehört zum Beispiel Fun Agility, bei dem der Mensch seinen Hund durch einen Parcours über verschiedene Hindernisse führt. Obwohl es auch im Hundesport richtige Turniere gibt, legt David den Fokus in seinem Training mehr auf den Spaß als auf die Hochleistung: „Die Freude von Mensch und Tier am spielerischen Miteinander soll im Vordergrund stehen.“ Das gilt speziell auch donnerstags, denn dann ist David Weth oft nicht in seiner Hundeschule, sondern im Hürther Tierheim Helenenhof anzutreffen. Dort erstellt er mit den vier fest angestellten Mitarbeitern und zahlreichen Ehrenamtlern Trainingspläne für die Tierheim-Hunde. 17 Hunde sind dort derzeit zu Hause, und David will dabei helfen, jeden einzelnen für die Vermittlung an liebevolle Herrchen und Frauchen fit zu machen. Weil auch Tierheim-Hunde regelmäßige Bewegung brauchen, führt Weth zudem die ehrenamtlichen Gassigänger Schritt für Schritt an ihre Aufgabe heran. Denn auch Gassigehen will gelernt sein. Zum Beispiel wurde einer der Hunde, mit denen wir spazieren gehen, von seinem letzten Besitzer offenbar als Kampfhund abgerichtet. „Ich habe keine Ahnung, wie es dem Mann, der Dandy gefunden hat, gelungen ist, ihn ins Tierheim zu bringen. Man konnte ihm kaum den Maulkorb anziehen, ohne zu riskieren, dass er sich im Arm festbeißt“, berichtet David Weth.

Das ist kaum zu glauben, wenn man sieht, wie brav Dandy inzwischen auf die Kommandos des Trainers hört. Solche Erfolge bestätigen die Anpassungsfähigkeit von Hunden, die David sehr schätzt. Zudem beeindruckt es ihn, dass die Tiere vieles mit Körpersprache ausdrücken können, wofür Menschen Worte brauchen.

Mit Bedacht auswählen

Die Arbeit im Tierheim ist auch für den Profi eine besondere Herausforderung, da er dort mit Tieren in Kontakt kommt, die es im früheren Hundeleben oft wirklich schwer hatten. David berichtet von einem Hund, der bei Minusgraden ausgesetzt und nur zufällig im letzten Moment entdeckt und gerettet wurde. „Der hätte die eisige Nacht nicht überlebt. Wegen seiner Erkrankungen mussten ihm die kompletten Hörorgane rausgenommen werden.“ Herzlose Tierquälerei macht den engagierten Hundetrainer sichtlich wütend. „Es wird ja immer gesagt, dass die Hunde in Spanien oder Italien schlecht behandelt würden. Ich finde aber, dass wir erst mal vor unserer eigenen Tür kehren sollten.“

Darüber hinaus, betont David, müssen man in seinem Job nicht nur mit Tieren, sondern auch mit Menschen gut umgehen können. Den Haltern beizubringen, wie sie richtig mit ihren Lieblingen umgehen, sei mindestens ebenso wichtig wie die Erziehung der Hunde selbst. Den Praktikanten in seiner Hundeschule empfiehlt Weth daher, sich nicht gleich nach der Schule für eine Hundetrainertätigkeit zu entscheiden, sondern vorher vielleicht noch in anderen Bereichen Lebenserfahrung zu sammeln. Davon abgesehen kann eine gute Ausbildung mehr als 10 000 Euro kosten: „Da sollte man vorher natürlich gut überlegen, ob man sich wirklich zur Arbeit mit den Tieren berufen fühlt.“

Allen, die daran denken, einen Hund zu adoptieren, rät David, sich vorher über die Bedürfnisse der unterschiedlichen Rassen zu informieren. Wer nicht gut zu Fuß ist, sollte sich beispielsweise keinen Jagdhund anschaffen. Auch sei nicht jede Rasse familientauglich. „Häufig richten sich die Menschen nur nach dem Aussehen“, sagt David, „wer mit seinem Hund Freude haben will, sollte sich vorher aber schon etwas genauer mit dem Wesen dieser wunderbaren Tiere auseinandersetzen.“