Rudi Diekers sollte seine Frau in einem Kurort kennenlernen, der weit von seiner Heimat entfernt war. Er ließ sich davon nicht aufhalten.
Goldene Hochzeit350 Kilometer konnten dieses Kerpener Liebespaar nicht trennen

Ihre Goldene Hochzeit feiern Rudi und Theresia Diekers im engsten Familienkreis.
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Wir schreiben das Jahr 1972. Der 21-jährige Maschinenbauer Rudi Diekers, wohnhaft in Bedburg, befindet sich zur Kur in Bad Mergentheim. An diesem Tag im Januar entschließt er sich, das Tanzcafé Vesper Stüble aufzusuchen, in dem täglich eine Band Tanzmusik vom langsamen Walzer bis zu fetzigem Rock spielt. Dort fällt ihm eine junge Frau auf und ist sich im selben Augenblick sicher: „Das ist eine ganz tolle Frau, sie wird die Frau meines Lebens werden“, erzählt Diekers 53 Jahre später.
Die beiden tanzen miteinander. Die Frau, die 20-jährige Theresia Feige, ist eine waschechte Bad Mergentheimerin und arbeitet in der Kurverwaltung. Sie ist sich anfangs nicht sicher, ob sie eine Beziehung mit dem jungen Tänzer eingehen möchte. „Ich habe anfangs versucht, ihn abzuhängen“, erinnert sie sich wenige Tage vor ihrer Goldenen Hochzeit.
Kerpen: Rudi Diekers macht für die Liebe einen weiten Weg
Doch Rudi Diekers ist hartnäckig. Er passt Theresia nach Feierabend am Büro ab, um mit ihr spazieren zu gehen, oder die beiden treffen sich zum Tanzen im Vesper Stüble, weil die Musik dort „unsere Kragenweite ist“, wie Diekers sagt. Seine Hartnäckigkeit imponiert ihr.
Nachdem seine Kur zu Ende ist, fährt Diekers mehr als ein Jahr lang jedes Wochenende die mehr als 350 Kilometer in den Nordosten Baden-Württembergs, um Theresia zu treffen, bis er die Zeit für gekommen hält, sie zu fragen, ob sie zu ihm nach Bedburg übersiedelt.
Getränke und Schallplatten in der Kerpener Kellerbar
Die beiden beziehen eine eigene Wohnung im elterlichen Haus und heiraten schließlich am 3. Juli 1975. 1976 kommt Tochter Sandra zur Welt, 1978 ziehen sie in eine Eigentumswohnung nach Kerpen und dort 1988 in ein eigenes Haus. „Das ist unser Paradies, mit dem Garten, der Kellerbar und meiner Werkstatt“, erklärt der passionierte Handwerker, der neben seiner Ausbildung als Maschinenbauer noch eine zweite als Dachdecker angeschlossen hat. Er hat den Bungalow größtenteils selbst modernisiert, repariert gerne für Freunde und Nachbarn alles, was kaputtgegangen ist, und führt auch Enkel Jonas in die Grundlagen alles Handwerklichen ein.
Die Diekers sind beide gesellige Menschen, berufstätig, im Tanz- und Kegelklub, reisen viel und feiern mit Freunden Feten in der mit Getränken und Schallplatten gut ausgestatteten Kellerbar. Theresia Diekers engagiert sich ehrenamtlich in der Katholischen Frauengemeinschaft und im Elisabethverein Kerpen, ist im Sportverein aktiv, „weil es einfach schön ist, Leute zu treffen“. Doch die Geselligkeit ist nicht das Einzige, was die beiden verbindet. „Wir sind immer ehrlich zueinander gewesen und haben über alles geredet“, erklärt Theresia Diekers. „Man muss großzügig und darf nicht nachtragend sein“, ergänzt ihr Mann und hebt hervor, dass auch Toleranz wichtig ist: „Es gibt keine perfekten Menschen, man muss jeden so nehmen, wie er ist.“